21.52

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Viele wichtige Aspekte wurden bereits erwähnt, ich möchte einen weiteren Aspekt ansprechen. Als SeniorInnensprecherin möchte ich ganz kurz an den letzten Montag erinnern. Der letzte Montag – das war der 15. Juni – war der internationale Tag gegen Gewalt an älteren Menschen. Gewalt ist eine Menschenrechtsverletzung. Ältere Menschen und insbeson­dere Frauen sind diesem gesellschaftlichen Phänomen in besonderer Weise ausgesetzt. Menschen, die Pflegebedarf haben, leben oft in einem Abhängigkeitsverhältnis, und wie das bei Abhängigkeitsverhältnissen so ist, wird das leider oft sehr ausgenutzt.

In Sachen Gewalt und Misshandlung ist bei älteren Menschen auch das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort, weil immer noch – das betone ich hier sehr gerne – zwei Drittel der zu pflegenden Menschen von ihren nahen Angehörigen zu Hause gepflegt werden. Wenn ich von Gewalt an älteren Menschen spreche, dann muss ich natürlich auch auf die Einrichtungen aufmerksam machen. Mit Einrichtungen meine ich die Pflegeheime, die Altersheime, aber auch Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Menschen, die dort leben, erfahren sehr oft Gewalt durch das Personal.

Das Thema Gewalt im Alter ist aber auch aus einer geschlechtersensiblen Sicht sehr wichtig, und zwar aus folgenden Gründen – einige wurden ja schon genannt –: Frauen werden häufiger Opfer von Gewalt als Männer. Das gleiche gilt für Frauen im Alter. Frauen werden älter als Männer. Das heißt, auf der einen Seite pflegen sie zum Teil ihren Partner oder Ehemann zu Hause, und sie selbst sind dann auf der anderen Seite diejenigen, die in externen Einrichtungen gepflegt werden, wo wiederum Gewalt pas­sieren kann. Auch gesellschaftspolitische Machtverhältnisse tragen dazu bei, dass Frauen benachteiligt sind – Stichwort: niedrige Pensionen.

Zu all dem kommt Corona hinzu und verschärft alles. Obwohl es noch zu wenige Daten und Zahlen gibt, gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass das bereits be­stehende hohe Ausmaß an häuslicher Gewalt in der Krise angestiegen ist und weiterhin ansteigen wird. Frauen waren und sind gerade in dieser Krise gezwungen, bei ihren gewalttätigen Partnern in Isolation zu bleiben. Das gilt auch für ältere Frauen, denn Alter bedeutet kein Ende der Partnergewalt, Gewalt kennt leider kein Alter.

Einen Punkt möchte ich hier noch erwähnen, und zwar: Ältere Menschen sind oft auch von verschiedenen Formen der Vernachlässigung betroffen. Ich spreche da zum Bei­spiel von körperlicher, seelischer und medizinischer Vernachlässigung. Das ist ebenfalls eine Form der Gewalt, die oft zu wenig sichtbar ist und somit kaum berücksichtigt wird. Deswegen danke ich für diesen Antrag, der ein guter Schritt in die richtige Richtung ist. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich bei der Frauensprecherin der ÖVP, Kollegin Pfurtscheller, und auch bei unserer Frauensprecherin Disoski sehr herzlich zu bedanken. Ich beneide euch um euer Engagement. Das ist bewundernswert. Macht weiter so! – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

21.56

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ecker. – Bitte.