16.48

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja. (Abg. Wurm: Schwierig, gell?) Es geht heute um das Thema Lehre. Umso beeindruckender ist es, wie es den NEOS immer wieder gelingt, das Pensionsthema auf die politische Agenda zu setzen. Es regnet draußen – reden wir über Pensionen! Mir ist ein Zehennagel eingewachsen – reden wir über Pensionen! Heute ist es das Lehrlings­thema – reden wir über Pensionen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es bleibt mir jetzt nichts anderes übrig, als dieses Zitat fortzuführen: „Schau auf dich, schau auf mich“ – schau auf Oma und Opa! Die Diskussion rund um die Verteilung zwi­schen den Generationen, die intergenerationelle Verteilungsgerechtigkeit ist eigentlich schon interessant, weil diese immer sehr eindimensional gesehen wird. Sie wird immer so gesehen: Was zahlen die Jungen für die Alten? (Abg. Loacker: Das ist Mathematik, das sind 20 Milliarden jedes Jahr!) Es wird immer hochgerechnet: Wir zahlen Pensions­beiträge, damit die Alten Geld bekommen, das geht auf Kosten der Jugendlichen.

Sehen wir uns einmal an: Wie schaut denn die Verteilung zwischen Alt und Jung aus? Warum wird diese immer ausgeblendet? Warum wird nie darüber geredet, was Oma und Opa oder die Eltern den Kindern beispielsweise schenken, wie in dieser Form von nicht institutionalisierter Umverteilung – weil sie eben nicht über Steuer-, nicht über Abga­bensysteme, nicht über andere Maßnahmen passiert – einfach direkte Zuwendungen erfolgen: direkte Zuwendungen an die Kinder, die in die Schule gehen, direkte Zuwen­dungen an die Kinder, die eine Lehre machen, direkte Zuwendungen an die Kinder, die studieren?

Ich habe mir gerade angeschaut, ob ich vielleicht irgendwelche Daten oder Zahlen dazu finde, denn ich habe Zahlen, Daten und Fakten immer sehr gerne, und habe zum Beispiel die Seite immobilien-wirtschaft.at gefunden – vielleicht kennen Sie sie, ich habe sie ehrlich gesagt nicht gekannt. Dort steht: Im Jahr 2012 wurde festgestellt, dass in den nächsten zehn Jahren 100 Milliarden Euro in Form von Immobilien vererbt werden. – Aha, wer vererbt denn die? – Vermutlich eine Generation, die älter ist als diejenige, die erben wird. (Heiterkeit bei den Grünen.) Da findet also intergenerationell eine unglaub­liche Verteilung statt! (Beifall bei den Grünen.)

Also wenn wir darüber sprechen, wie die Verteilungsgerechtigkeit unter den Genera­tionen aussieht, dann bitte nicht immer nur alles eindimensional betrachten! Es sind nämlich auch die älteren Menschen, die die Steuern zahlen, damit Jugendliche zum Glück in die Schule gehen können, zum Glück in eine Kinderkrippe gehen können, zum Glück die beste Ausbildung bekommen, zum Glück auch überbetriebliche Lehr­werkstätten und andere Bildungsmaßnahmen daraus finanziert werden. Also reden wir über Verteilungsgerechtigkeit, aber bitte nicht so! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Was ich eigentlich sagen wollte: Wir wissen natürlich, dass die Problematik der Lehr­stellen, der Ausbildung von Jugendlichen eine ist, die ein unglaubliches Maßnahmen­bündel braucht und wahrscheinlich auch nicht im Herbst gelöst werden wird, wahr­scheinlich auch noch nicht im Frühjahr ausreichend gelöst werden wird, sondern es wird längere Zeit brauchen, weil die Krise am Arbeitsmarkt auch einfach zu groß ist. Wir werden aber natürlich alles tun, das Beste tun, damit wir möglichst viele Jugendliche in Beschäftigung bekommen oder ihnen auch eine Ausbildungsgarantie geben. Ob wir das ausreichend schaffen werden, werden wir sehen, aber das Bemühen muss da sein. Ich halte deshalb diese Dringliche Anfrage heute – ich glaube, so heißt sie, oder? (Abg. Holzleitner: Antrag!) –, diesen Dringlichen Antrag wirklich für sehr wichtig, weil auf diese Weise sehr zentral darüber diskutiert wird.

Kollege Zorba hat es schon erwähnt: Wir beide hatten letzte Woche die große Freude, eine überbetriebliche Lehrwerkstatt besuchen zu dürfen, die meiner Meinung fast so etwas wie Zukunft war, Zukunft einer Form von Ausbildung, die natürlich auch kostet, die natürlich sehr kostenintensiv ist, aber im Rahmen derer 600 Jugendliche mit unterschiedlichen Begabungen in Unmengen von Berufen – technischen Berufen vor allem – ausgebildet werden, wobei wirklich auch darauf geschaut wird, dass junge Frauen in diese Berufe hineinkommen, und die Lehrwerkstatt nicht nur für den eigenen Betrieb ausbildet, sondern auch für andere Betriebe und gleichzeitig auch so etwas wie ein Ausbildungsverbund ist.

Das habe ich auch deshalb sehr spannend gefunden, weil wir hinsichtlich einer über­betrieblichen Lehreinrichtung oft den Eindruck haben, da werden jetzt Jugendliche rein­geschoben, die halt woanders keinen Lehrplatz finden. Ich glaube, es ist auch wirklich sehr wichtig, dass wir darauf schauen, dass die Qualität in diesen Ausbildungs­einrich­tungen passt, genauso wie wir darauf schauen müssen, dass die Qualität in den Be­trieben passt. Ich habe das sehr interessant gefunden, denn ich glaube schon auch, dass die Zukunft der Ausbildung von Lehrlingen auch wesentlich darin liegt, dass man diese Ausbildungsverbünde fordert und fördert, weil sehr viele Betriebe einfach oft nicht in der Lage sind, das entsprechende Know-how, Equipment oder was auch immer zur Verfügung zu stellen, das es für eine Ausbildung teilweise braucht. Sie können aber andere Dinge einrichten und können für andere Dinge gut ausbilden. Das auf einer sinnvollen Ebene, auf einer guten Basis zusammenzuführen hätte, glaube ich, tat­sächlich auch eine sehr große Zukunft. (Abg. Matznetter: Das machen die ÖBB!) – Ja, wir waren in der ÖBB-Werkstatt! Die ist wirklich sehr empfehlenswert, sehr spannend, sehr toll! 600 Jugendliche werden dort ausgebildet; sie sind heuer auch bemüht, noch weiter auszubauen. Wer die Möglichkeit und Gelegenheit hat, sich das anzuschauen, dem kann ich das wirklich nur wärmstens empfehlen. Das ist unglaublich toll!

Betriebliche Einrichtungen braucht es, betriebliche Ausbildung braucht es, das ist über­haupt keine Frage – das ist die Priorität –, aber es braucht auch eine beste, qualitativ hochwertige und tolle überbetriebliche Lehrausbildung, denn ohne die wird es nicht gehen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Matznetter: Das war das eigentliche Blum-Modell!)

16.54

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Künsberg Sarre. – Bitte.