20.15

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Minister! Herr Präsident! Hohes Haus! Es geht in diesem Entschließungsantrag um die Sicherung der betrieblichen und überbetrieblichen Lehrlingsausbildung, wobei ich nicht verhehlen möchte, dass ich als Ausbildner und selbst ausbildender Unternehmer natürlich die Lehrlingsausbildung in den Betrieben bevorzuge und auch glaube, dass eine ordentliche Ausbildung mit einem Abschluss in einem Betrieb funktionieren sollte; Kollegin Kaufmann hat das ja auch schon gesagt.

Dieses Thema verdient natürlich alle Aufmerksamkeit, und so kann auch ich nur sagen: Herzlichen Dank dafür, dass Sie das heute dringlich behandelt haben. Das hilft dieser wichtigen Ausbildungsform natürlich enorm. Lehrlinge sind die Fachkräfte von morgen. Dieses Ausbildungsprinzip, das wir haben, ist ein riesiger Standortvorteil. Es gibt in Europa beziehungsweise in der EU nur Deutschland, Dänemark und die Niederlande und die Schweiz, die diese Ausbildungsformate auch haben, alle anderen Länder sollten versuchen, da nachzuziehen.

Die Situation schaut auch nicht so schlecht aus, was ich sehe, wenn ich Tirol hernehme: 10 000 Lehrlinge werden ausgebildet. Die Arbeitslosenrate in Tirol ist auf 30 000 gestiegen, die Zahl der Lehrlinge aber hat um nur 0,6 Prozent abgenommen. Es sind 2 000 offene Stellen und 650 Lehrstellensuchende, das heißt also, bei uns kann jeder Lehrling einen Platz finden.

Im Juni ist die Zahl der verfügbaren offenen Stellen in Österreich auf 13 Prozent zurückgegangen. Das kann man negativ oder positiv sehen, ich sehe es positiv, weil im Juni natürlich die ersten Lehrlinge anfangen. Wir haben aber natürlich alle Anstren­gungen in dieser schwierigen Zeit, in der Unternehmer große Sorgen haben, zu unter­nehmen und zu betonen, dass der Drang zur Ausbildung und die Idee, Lehrlinge in den Betrieben aufzunehmen, ganz wichtig ist. Da darf ich Ihnen, Frau Minister, natürlich für den Lehrlingsbonus herzlich danken, den Sie geschaffen haben. Diesen kann man ja seit 1. Juli beantragen, auch rückwirkend bis zum Lockdown, bis zum 16. März. Die Übernahme gilt für Lehrlinge, die man anstellt, und natürlich auch für die Übernahme aus überbetrieblichen Einrichtungen, was ich ganz wichtig finde.

Ich möchte aber noch etwas anmerken: Die Betriebe müssen natürlich in der Ausbildung ihre Rolle spielen, aber auch der Staat muss seine Leistung bringen. Frau Minister, du weißt genau, ich habe in der Vergangenheit – heuer im Frühjahr – die Situation, dass die Internate nicht offen waren, schon auch als großes Manko empfunden. Ich bin der Meinung, die Lehrer haben da auch eine tolle Leistung erbracht, indem Sie auf Distancelearning umgestellt haben. Das ist ja in der Facharbeiterausbildung vielleicht gerade nicht so das Gewohnte. Ich habe aber schon meine Zweifel, ob Distancelearning gerade in diesem Bereich die ideale Ausbildungsform ist. Deshalb bitte ich darum, dass wir darauf schauen, dass wir im Herbst wieder ganz normale Bedingungen haben, denn dieser verdünnte Betrieb, wie es genannt wird, in diesen 21 Berufsschulen mit den Internaten – zwei davon sind betriebliche Berufsschulen, einmal bei Swarovski und einmal bei Plansee – heißt eine Woche Unterricht im Internat und eine Woche im Betrieb mit Distancelearning, und das sehe ich schon sehr kritisch.

Ich bitte, dass Sie uns helfen, dass wir da auch wieder zu normalen Verhältnissen kom­men.

Im Übrigen danke ich Ihnen und allen anderen, die sich bemühen, dass wir in Österreich mit der Facharbeiterausbildung weiterkommen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.18

Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Hermann Weratschnig gelangt zu Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.