19.00

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Das, was da in den letzten Tagen zum Teil mitzuerleben war, hat in mir Kindheitserinnerungen daran geweckt, wie es war, wenn wir Kinder durstig waren. Es hat damals noch nicht so viele fertige Ge­tränke gegeben wie heute, aber es gab einen Dicksaft in großen Flaschen, entweder Himbeere oder Orange, den man dann mit Wasser irgendwie verdünnt hat – hat man den zu viel verdünnt, war er grausig.

Das fällt mir jetzt ein, wenn ich mir so anschaue, wie teilweise mit Anträgen der Opposi­tion umgegangen wird. Da gibt es also den sehr sinnvollen Antrag der SPÖ betreffend das 1-2-3-Ticket, und dieser wird dann schon relativ brutal verwässert, sodass es einfach nicht mehr schmeckt, nicht mehr gut ist. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

So gesehen ist nicht einmal mehr der Titel richtig. In diesem Antrag der Regierungs­mehrheit ist zwar immer noch von einem 1-2-3-Ticket die Rede, tatsächlich ist es aber nur mehr ein 3-Ticket, denn dieser Antrag bezieht sich nur mehr auf das österreichweite Ticket.

Ein wesentlicher Unterschied liegt auch darin, dass der Antrag der SPÖ sich an den Finanzminister gerichtet hätte, was, wie ich glaube, nicht ganz falsch gewesen wäre, denn eines muss uns schon bewusst sein, wenn wir jetzt über dieses 1-2-3-Ticket reden: 1-2-3, das sind Geldbeträge, die der Inflation unterliegen. Schaut man sich das an, so klingt das sehr gut und lässt sich auch auf Instagram-Stories recht gut verkaufen: um 3 Euro pro Tag alle Öffis in Österreich benützen dürfen!

Die Inflation aber – und die wird nicht weniger werden – wird da bald einmal Probleme bringen. Ich habe dazu ein kleines Rechenbeispiel vorbereitet: Hätten wir diese 3-Euro-Variante vor zehn Jahren schon eingeführt, dann müsste man heute pro Ticket 150 Euro zusätzlich allein wegen der Inflation zuschießen, weil die Kaufkraft von 1 095 Euro – und so viel kostet das 3-Ticket; ich rede nicht vom 1-2-3-Ticket – im Jahr 2010 einer Kaufkraft von nur knapp 950 Euro entsprochen hätte. Es wäre also durch die Inflation jetzt schon ein Loch von 150 Euro entstanden. Ich glaube, diese Problematik, von der ich da spre­che, kennen die Wiener Linien mit ihrem 365-Euro-Ticket sehr genau. (Beifall bei den NEOS.)

Da muss man schon aufpassen, denn wenn man das Generalabonnement, das es in der Schweiz gibt und das bereits 500 000 Menschen bezogen haben, auf Österreich umlegt, hätte man nach zehn Jahren einen Zusatzfinanzierungsbedarf von 75 Millionen Euro allein durch die Inflation. Da wäre der Finanzminister also schon der richtige Ansprech­partner. Ich denke, man sollte sich das schon sehr gut überlegen, denn besonders attrak­tiv ist es nicht, wenn das dann nicht ein 1-2-3-Ticket, sondern ein 1,1-2,2-3,3-Ticket ist, weil man beim Preis halt doch nachziehen muss.

Es tut mir zwar leid, dass ich die Freuden- und Partystimmung, die Hermann hier mit seiner Wortmeldung erzeugen wollte, crashen muss, Tatsache ist aber, dass es da noch sehr, sehr viele Probleme gibt. Ich denke, dass es sinnvoll wäre, wenn halt doch auch die Opposition mit ihren Anträgen mehr eingebunden werden würde, denn was im letzten Verkehrsausschuss passiert ist – von zehn Anträgen der Opposition wurden neun ver­tagt und einer verwässert –, entspricht, wie ich glaube, nicht der Art von Zusammenar­beit, die zu guten Lösungen führt. – Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

19.04

Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich die Frau Bundesministerin gemeldet. – Bitte.