18.34

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Es trifft sich gut, dass der Gesundheits- und Sozialminister jetzt da ist, wenn wir über die Lehre sprechen. Ich möchte noch einmal daran erinnern: Herr Sozialminister, das war damals eigentlich Ihr Wahlkampfthema: Asyl und Lehre und der Abschiebestopp. (Bundesminister Anschober: Das ist ein grober Irrtum! Wahlkampf ist was anderes!) Ja, und jetzt sitzen Sie in der Regierung, und ich möchte Sie daran erinnern, was Sie damals versprochen haben: dass Sie sich dafür einsetzen werden, dass Asylsuchende, die in der Lehre sind, dann nach Abschluss der Lehre nicht abgeschoben werden. Wenn wir über einen Fachkräftemangel reden und die Hirn- und Herzlosigkeit besitzen, sie danach wieder abzuschieben, empfinde ich es doch als dreist, dass man sich dabei nicht durchsetzen konnte. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wenn wir – Kollege Angerer hat auch schon gesagt, wir müssen alles in die Bildung stecken – das Thema Lehre und die Attraktivität der Lehre immer wieder ansprechen, so kann ich nur meine Worte wiederholen, dass wir ein anderes Bildungssystem brauchen: Wir brauchen die Mittlere Reife. Ich denke nach wie vor, dass es keinem jungen Menschen zumutbar ist, dass er mit 14 eine Entscheidung trifft. Die trifft er sowieso nicht selber, sondern die treffen die Eltern. Dann hat er vielleicht noch ein neuntes Schuljahr in der polytechnischen Schule, aber die schulischen Defizite aus der Volksschule und der Mittelschule kann er nicht aufholen. Ich denke, es ist sehr wohl an der Zeit, dass auch Klein- und Mittelbetriebe die Chance bekommen, diese Lehrlinge aufzunehmen, aber sie haben nicht die Möglichkeiten wie große Betriebe oder – wie Beppo Muchitsch auch immer wieder sagt – Lehrlingsausbildungsstätten, diese schuli­schen Defizite auszugleichen.

Es ist sowohl ein Bildungsthema, das wir haben, als auch eine Frage der Chancen­gerechtigkeit, dass wir die Lehre anders denken. Ich glaube nämlich, dass man, wenn man mit 16 wählen, mit 17 den Führerschein machen kann, mit 16 schon mehr seinen Neigungen nachgehen kann und sieht, ob das technische Neigungen, handwerkliche Neigungen oder Neigungen im Dienstleistungsbereich sind.

Dann können diese jungen Menschen selbstbestimmt vielleicht auch eine andere Lehre genießen – eine Lehre über zwei Jahre, denn ich glaube nicht, dass es noch notwendig ist, dass junge Menschen in der Gastronomie drei Jahre lernen. Ich glaube, dass es auch möglich sein kann, zwei Jahre zu lernen und dazu eine Matura zu machen. Das wäre zum Beispiel ein innovativer Ansatz. Wir brauchen auch andere Möglichkeiten neben dem Blum-Bonus, man würde sich mit dem Blum-Bonus vielleicht vieles ersparen, etwa wenn man im Sinne des lebenslangen Lernens und unter dem Aspekt, dass wir viel länger leben als noch vor 30 Jahren, erst mit 17 eine Lehre antreten würde.

Ich glaube, das ist der springende Punkt, um einem Fachkräftemangel in der Zukunft entgegenzuwirken. Es ist eben nicht zumutbar, dass sich 14-Jährige entscheiden. Diese 14-Jährigen, die dann in der polytechnischen Schule auch noch visionslos sind, landen direkt in der Arbeitslosigkeit. Da müssen wir ansetzen, glaube ich, und da müssen wir auch Herz, Hirn und Mut beweisen: dass wir gerade in Krisenzeiten, wenn es danach wieder um einen Aufschwung geht und es danach wieder einen Fachkräftemangel gibt, dem entgegenwirken. Das wäre ein innovativer Ansatz. (Beifall bei den NEOS.)

18.38

Präsidentin Doris Bures: Zu dieser Debatte ist nun niemand mehr zu Wort gemeldet, damit ist sie auch geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Die Abstimmung verlege ich an das Ende der Beratungen über die Vorlagen aus dem Ausschuss für Arbeit und Soziales.