21.31

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Präsident! Wertes Hohes Haus! Sehr geehrte Frau Ministerin! Recht spät am Abend wird so ein wichtiges Thema behandelt. Wir sprechen anlässlich dieses Berichts, den wir bekommen haben, über KMUs, Klein- und Mittelbetriebe. Dies ist ein guter Anlass, darüber zu sprechen, wie wichtig KMUs für die Wirtschaft Österreichs und für uns alle sind. Über 99 Prozent der Betriebe in Öster­reich sind Klein- und Mittelbetriebe. Es sind 350 000 Unternehmen, die über zwei Millionen Arbeitsplätze in ganz Österreich bieten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sehr viele Lehrlinge werden von KMUs ausgebildet – fast 40 000 Lehrlinge sind in Aus­bildung –, und das wollen wir auch weiterhin so erhalten. Im internationalen Vergleich, im EU-Vergleich, haben die österreichischen KMUs einen besonders hohen Umsatz und – was auch sehr wichtig ist – eine besonders hohe Bruttowertschöpfung, also auch hohe Erträge.

Zwei Punkte sind mir besonders wichtig. Es sind auch sehr viele Einpersonenunter­nehmen und Start-ups unter den KMUs: 2 000 Start-ups mit zunehmend mehr Mitarbei­terinnen und Mitarbeitern. Die Zahl ist auf durchschnittlich zehn Mitarbeiter/Mitarbei­terinnen gestiegen. Fast 60 Prozent von ihnen sind Green Start-ups, also im ökologi­schen Bereich tätig. Ich glaube, das ist eine schöne Sache. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Frauen rücken in Unternehmen vor: Bei den EPUs sind es fast 50 Prozent. Unterneh­mensgründungen, auch von Start-ups, werden sehr häufig von Frauen vorgenommen. Leider sind aber in den Führungspositionen noch nicht so viele Frauen, wie ich mir, und ich glaube, wir alle uns wünschen würden, weil es für die Wirtschaft gut wäre. Wir wissen, dass Unternehmen, die von Frauen geführt sind, also zum Beispiel auch Frauen im Vorstand haben, resilienter und erfolgreicher sind. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

KMUs waren und sind natürlich noch immer stark von der Coronakrise betroffen. Des­wegen haben wir viel getan: Über die Wirtschaftshilfen haben wir hier schon gesprochen, auch darüber, dass die Insolvenzen infolgedessen aus verschiedenen Gründen sehr stark zurückgegangen sind, besonders im ersten Quartal. Natürlich wird da allerdings noch etwas kommen, und daher bereiten wir uns darauf vor.

Wie bereiten wir uns darauf vor? – Wir haben ein neues Insolvenzrecht geschaffen: eine Restrukturierungs- und Insolvenz-Richtlinie, nach der die Entschuldungsdauer sowohl für Unternehmen als auch für auch Private einheitlich drei Jahre beträgt. Dies ist ein ganz wichtiges neues Instrument. Was wir etablieren wollen, ist eine Kultur der zweiten Chance. Es ist in Ordnung, zu scheitern, das ist auch Teil des unternehmerischen Wan­dels (Zwischenruf des Abg. Lercher), wenn man so will. In den USA ist es zum Beispiel ganz selbstverständlich, einmal zu scheitern, erst dann ist man ein gestandener Unter­nehmer, eine gestandene Unternehmerin. In diese Richtung muss es gehen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Lercher.)

Um Unternehmen zu unterstützen, wollen wir aber verhindern, dass es so weit kommt, und daher Beratung am Beispiel Restart anbieten. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Lercher.) Wie können Unternehmen sich neu orientieren, umpositionieren, neue Ge­schäftsmodelle entwickeln, um in eine gute Zukunft zu gehen? Das wird kommen, diese Form von Unterstützung bieten wir Unternehmen an.

Ein zweiter Punkt, den ich noch erwähnen möchte: Es ist ja bereits viel passiert. Neben den Wirtschaftshilfen haben wir auch Unternehmen sehr stark unterstützt. Die Investi­tionsprämie ist eine Investition in die Zukunft, Unternehmen haben sie stark genützt und zum Beispiel verstärkt ökologische Investitionen getätigt beziehungsweise werden sie in den nächsten Jahren welche tätigen. Sie mussten ja bisher zum Teil nur den Antrag stellen und werden diese Investitionen in den nächsten eineinhalb Jahren abwickeln: ökologische und digitale Investitionen, die den Unternehmen eine Zukunft ermöglichen. Genau darum geht es. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ein letzter Punkt: Ich habe von Fachkräften gesprochen, und daher möchte ich auch darauf hinweisen, dass der Lehrlingsbonus absichern soll, dass Unternehmen weiterhin Lehrlinge beschäftigen können. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

21.36

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schellhorn. – Bitte.