10.56

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Kurz in Richtung Kollegin Großbauer: So schwer wäre es gar nicht, würde man die techni­schen Applikationen verwenden, um Kunst- und Kulturveranstaltungen auch in Sicher­heit genießen zu können. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.) Das ist das Problem, dafür könnte man sich einsetzen. Dafür könnten Sie als Kunst- und Kultursprecherin sich einsetzen, damit dies auch zum Gesundheitsminister oder zum Bundeskanzler vordringt.

Bevor ich anfange, möchte ich noch explizit Thomas Drozda danken. Ich glaube, da sind alle Parteien dabei, auch die FPÖ: Das Besondere an diesem Kulturausschuss ist, dass wir uns immer darin einig sind, dass wir helfen müssen und dass wir nicht – das wünsche ich mir auch in der Postcoronazeit – unsere ideologischen Barrieren aufbauen, sondern sie überwunden und gemeinsam gearbeitet haben. Du warst – damals in deiner Regie­rungsverantwortung, aber auch als mein Oppositionskollege – immer einer, der gemein­sam gegangen ist, und für diese Konstruktivität und auch für den intellektuellen Zugang möchte ich dir sehr herzlich danken. Es hat mein Leben bereichert, mit dir in der parla­mentarischen Arbeit zusammenzuarbeiten. Danke vielmals! (Beifall bei NEOS, SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich möchte jetzt – naturgemäß – mit Thomas Bernhard beginnen, ich möchte ihn zitieren, da es schon wichtig ist, Folgendes zu betonen, wenn es um Kunst und Kultur geht. Er sagt: Österreich, wo die Rücksichtslosigkeit und die Unverschämtheit gegen die Denker und gegen die Künstler immer am größten gewesen ist und das sicher als der größte Friedhof der Fantasien und Ideen bezeichnet werden darf und in welchem tausendmal mehr Genies verkümmert und vernichtet worden sind, als in Wien tatsächlich zum Vor­schein und zur Berühmtheit und Weltberühmtheit gekommen sind. – Zitatende.

Ich meine damit, auch was die Fragestunde mit dem Herrn Kulturminister betrifft, dass wir sehr viele Talente verstoßen. Wir können uns immer wieder auf Corona ausreden; immer und immer wieder können wir sagen: Wir wissen nicht, wie sich das Virus entwi­ckelt, wie das weitergeht!, aber schön langsam bin ich der Ausreden müde. Es ist Fakt – und das betrifft auch das, was Kollegin Großbauer gesagt hat –: Wir könnten uns um intelligente Lösungen bemühen. Denken wir nicht mehr oder denken die Künstler nicht mehr an ihre Zukunft? Glauben sie nicht mehr an die Zukunft und schauen sich wo­anders um? – Das ist das Gefährliche am Talenteverlust. Dieser Verlust an Talenten und Kompetenzen bereitet mir schlaflose Nächte – und auch, dass man aufgrund der Angst in Bezug auf die Gastronomie die Kultur nicht mehr als eigenständiges Gut versteht.

Kann es sein, dass die meisten nicht verstehen, wie unterschiedlich, wie vielfältig eine großartige Kulturnation, eine Kulturszene ist, dass sie übersehen, wie viele Menschen in dieser Branche beschäftigt sind, wie viele Bands, KünstlerInnen Umsätze machen, wie viele RegisseurInnen, SchauspielerInnen unabhängig von Förderungen auch Umsätze lukrieren und Menschen beschäftigen? Übersehen wir das? Kann es sein, dass wir manchmal vergessen, dass ohne Gedanken der Kopf ziemlich leer wäre, dass ohne Mu­sik jede Abendveranstaltung ziemlich leise wäre, dass ohne Kunst so viele Räume furchtbar leer und weiß wären, dass ohne Bücher so viele Kinder weniger Fantasien hätten, dass ohne Filme alle Kinos verfallen würden?

Vielleicht lassen wir das einmal auf uns wirken und arbeiten zusammen an einer Lösung im Jetzt und an einem Plan für die Zukunft. Die Lösung im Jetzt sind technische Applika­tionen, der Plan für die Zukunft ist der Wiederaufbau der Kunst- und Kulturnation.

Es kann aber auch sein, dass wir weiter auf uns schauen, auf die Umfragewerte, unse­re Interessenverbände und unsere Stakeholder. Damit haben wir aber der Kunst- und Kulturnation nichts Gutes getan. Vielleicht ist das falsch, und wir wissen es auch. Im vollen Bewusstsein wissen wir es.

Ich wiederhole noch einmal, dass unser Angebot der Konzepte offen am Tisch liegt, dass unsere Türen offen sind, dass wir gemeinsam nicht nur im Kulturausschuss darüber dis­kutieren sollten, sondern gemeinsam an dem arbeiten, was der Bundeskanzler auch ge­sagt hat: Wir sind eine Kulturnation. Das dürfen wir nicht vergessen, damit Österreich wieder ein Land der Genies ist, ein Land der großen Kunst, der kleinen Kunst, der Laien­kunst, ein Land, in dem die Kunst ein Zuhause hat. Das wäre eine Kulturnation! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.01

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Staatssekretärin May­er. – Bitte.