11.28

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Lieber Herr Präsident! Liebe Frau Staats­sekretärin! Das ist jetzt natürlich nicht sehr leicht für mich, lieber Thomas, liebe Sonja. Ihr geht weg und habt uns einen Antrag hiergelassen – einen wirklich schönen Antrag, dem man inhaltlich wirklich spontan zustimmen möchte, weil er die richtige Idee verfolgt: nämlich junge Menschen in den Kulturbetrieb hineinschnuppern zu lassen. Das ist eine Idee, die man nur unterstützen kann, und ein Ziel, dass wir vollinhaltlich teilen. Den An­trag, den ihr vorgelegt habt, haben wir trotzdem im Ausschuss abgelehnt. Es ist nun natürlich besonders schwierig, das in dieser Situation zu sagen.

Ich will trotzdem versuchen, die Gründe dafür zu erläutern: Warum ist das Freiwillige Sozialjahr so eine Erfolgsgeschichte und so gut und wichtig? Warum arbeiten da im Mo­ment 1 100 Menschen? – Weil Sozialberufe Mangelberufe sind. Da gibt es wahnsinnig viel zu tun, in betreuten Wohneinrichtungen, in Pensionistenheimen, mit Kindern; da ist jede Unterstützung willkommen – auch auf freiwilliger Basis –, und es ist gut, wenn junge Leute dort schnuppern und im Zuge dessen herausfinden: Ja, das wäre ein guter Beruf für mich, das kann ich mir vorstellen, die Ausbildung will ich machen; ich will später in einem Sozialberuf arbeiten, obwohl ich mir das anfangs vielleicht nicht wirklich vorstellen konnte.

Da gibt es tatsächlich einen Unterschied zum Kunst- und Kulturbereich, denn im Kunst- und Kulturbereich gibt es keinen Mangel an jungen Leuten, die reinschnuppern und etwas ausprobieren wollen. Im Gegenteil: Da gibt es sehr viele, die dort unbedingt Fuß fassen wollen, und die bereit sind, sehr, sehr viel dafür zu tun: ehrenamtlich, unbezahlt, unterbezahlt bis hin zur Selbstausbeutung. Das kennen doch alle, die mit dieser Branche zu tun haben.

Das heißt, wir haben in diesem Bereich einen Mangel an Jobs und gleichzeitig ein Über­angebot an jungen Menschen, die dort etwas machen wollen, und gerade jetzt, in Zeiten von Corona, eine wirklich spürbare Arbeitslosigkeit, die sich wahrscheinlich noch ver­schärfen wird. Ich glaube, diesen arbeitslosen Menschen tut man keinen Gefallen, wenn man noch mehr ambitionierte junge Leute in diese Branche schleust.

In dem Sinn: Ja, es ist ein schöner Antrag, eine richtige Idee, das richtige Ziel – jungen Menschen Kultur näherzubringen –, es ist aber nicht das ideale Instrument. Mein Vor­schlag wäre: Lasst uns den Antrag da, wir nehmen die Idee auf. Ich glaube, im Staats­sekretariat hat man sich dazu Gedanken gemacht und wird das weiterhin tun, und wir werden die Idee in eurem Sinn weiterverfolgen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.31

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Brückl. – Bitte.