22.42

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Zu später Stunde, nach zwei Tagen Plenum, da kocht es dann, wenn es um Frauenrechte geht. Kollege Amesbauer – jetzt ist er gerade nicht da, er hat den Raum verlassen. (Abg. Zanger – auf den auf einem anderen Platz sitzenden Abg. Amesbauer zeigend –: Er ist da!) – Sie sind da? Ah ja! Ich biete feministische Früherziehung an. Das heißt, Sie können zu mir kommen, und ich bringe Ihnen bei, dass man als Mann ein Feminist sein kann und trotzdem ein ganzer Kerl; das schwöre ich Ihnen. (Beifall bei NEOS, ÖVP und Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wie kommen wir eigentlich auf dieses Thema? – Ich stelle mir das folgendermaßen vor: Da sitzt die Bundesregierung gemütlich beisammen, und dann sagen die Grünen: Hey, wisst ihr eigentlich, dass auf Geschäftsführungs- und Vorstandsebene Frauen total unterrepräsentiert sind, dass von 190 Vorständen in Österreich nur 15 weiblich sind?, und die ÖVP: Was?! Echt, tatsächlich? Wie konnte denn das passieren? Um Himmels willen, wir müssen sofort etwas tun! Wir müssen Studien erheben, wir brauchen Information, wir brauchen Datenmaterial.

Jetzt ist es natürlich so, dass Fakten, Daten, Studien immer helfen, sie sind auch die Voraussetzungen für wirksame Maßnahmen, und deshalb stimmen wir diesem Antrag auch zu, aber ich möchte festhalten: Insbesondere die Bundesregierung scheint nicht zu wissen, dass wir all diese Informationen schon haben. Wir wissen ja schon, woran es krankt. Statistik Austria hat erhoben, dass 70 Prozent der Teilzeit arbeitenden Frauen deshalb Teilzeit arbeiten, weil sie sich um Kinder und Alte kümmern müssen, und aus einer Teilzeittätigkeit kann man selten eine Karriere starten. Es gilt auch, wie Kollegin Jeitler-Cincelli schon ein bisschen ausgeführt hat, dass es Kindergartenplätze braucht. – Ja, überall dort, wo die ÖVP verantwortlich ist, gibt es viel zu wenig Kindergartenplätze. (Beifall bei NEOS, SPÖ und Grünen.)

Ich erinnere auch daran: Gerade diese Woche wurde in der Steiermark eine Herdprämie ausgerufen. In zwei ÖVP-geführten Gemeinden bekommen Frauen zwischen 100 und 120 Euro pro Monat, wenn sie ihr Kind nicht in den Kindergarten geben, weil damit ein Abgang von 600 000 Euro im Jahr erspart werden kann. (Zwischenruf des Abg. Zanger.) Also das stimmt ja hinten und vorne nicht zusammen.

Nächster Punkt: McKinsey gibt seit 2007 jährlich den Bericht Women Matter heraus und hat wiederholt festgestellt, dass Unternehmen mit viel Frauen im Vorstand bezie­hungs­weise im Topmanagement am besten performen.

Die Boston Consulting Group, auch kein Hort des Feminismus und deshalb unver­däch­tig, weist in einer Studie aus 2020 für die top 100 an der Börse notierten Unternehmen in Deutschland nach, dass Unternehmen mit diversen Führungsteams eine 9 Prozent höhere Gewinnmarge und einen 20 Prozent höheren Umsatzanteil durch Innovation erreichen als ihre männerlastigen Mitbewerber – etwas, worauf die ÖVP und die FPÖ gerne verzichten.

Die Credit Suisse hat in ihrem Bericht Gender 3000 im Jahr 2019 erhoben, dass Unter­nehmen mit einem höheren Frauenanteil im Senior Management eine höhere Cash­flowrendite auf investiertes Kapital haben, weniger volatil sind und nachhaltiger agieren.

Die London School of Economics hat in ihrer Studie zur Krise des mittelmäßigen Mannes gezeigt, dass in der Politik ein um 10 Prozent erhöhter Frauenanteil den Anteil an kompetenten Männern um 3 Prozent erhöht (Abg. Amesbauer: So ein Blödsinn!), weil dann der Anteil an inkompetenten Männern anscheinend sinkt. (Heiterkeit und Beifall bei NEOS und Grünen.)

Die letzte Zeitverwendungsstudie der Jahre 2008/2009 hat gezeigt, dass in Österreich jährlich 9 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit verrichtet werden. Würde diese Arbeit bezahlt werden, würde unser BIP um 27 bis 35 Prozent wachsen.

In einer Befragung des International Social Survey Programme – ich komme schon zum Ende, keine Sorge – stimmten 52 Prozent der Frauen in Österreich der Aussage, dass das Familienleben leidet, wenn die Mutter Vollzeit arbeitet, zu oder stark zu. In Schwe­den stimmen dieser Aussage nur 15 Prozent der Frauen zu. In Schweden gibt es auch einen sehr hohen Anteil an Frauen in Führungsfunktionen, übrigens ganz ohne gesetz­liche Quote.

Also wir sehen schon, wo die Probleme liegen. Man müsste halt konkrete Schritte unternehmen und sich einfach nur all diese Studien durchlesen, die es schon gibt. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

22.47

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete Himmelbauer ist zu Wort ge­meldet. – Bitte.