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Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! (Die Rednerin stellt eine Box mit der Aufschrift „Wir wählen Mensch­lichkeit“ auf das Rednerpult.) „Wir wählen Menschlichkeit“. – Wir als sozialdemokratische Fraktion werden dem Regierungsantrag zustimmen, weil wir der Auffassung sind, dass Österreich auch international Verantwortung hat und es sehr viele menschliche Stimmen in diesem Land gibt. (Die Rednerin nimmt den Deckel mit der Aufschrift „643 Wahlzettel in dieser Wahlurne“, „3.759 Unterschriften für die Online-Petition“, „4.402 Stimmen“ von der Box und stellt ihn vor der Box auf das Rednerpult.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Abgesehen davon, dass Hilfe vor Ort natürlich wichtig ist: Vor allem für die Frauen, die heute oft zitiert wurden, für all jene, die eigentlich westliche Systeme und Werte dort etablieren und stärken wollten, für diese Frauen hat es einen fatalen Ausgang gefunden, indem sie im Stich gelassen wurden. Mit dem Abzug der US-Truppen und dieser unkoordinierten, eigentlich kaum vollzogenen Evakuierung sind viele, viele Frauen enttäuscht worden; ihre Schicksale sind ausreichend beschrie­ben worden.

Immer, wenn von diesem Thema – Menschen auf der Flucht, politisch Verfolgte – die Rede ist, möchte ich der populistischen Ansage vor allem – seit vier Jahren – der ÖVP entgegenhalten, dass in diesem Land auch wirklich sehr, sehr viele gute Beispiele da sind. Da ich Sie sehe, Herr Abgeordneter Kurz: In der Zeit, als Sie noch Bundeskanzler waren, wurde ich von Initiativen und InitiatorInnen aus Innsbruck, noch in dem guten Glauben, Sie könnten Ihre Stimme auch einmal für Menschlichkeit erheben, gebeten, Ihnen etwas mitzubringen: Es wurden mir in etwa 4 500 Stimmen für Sie mitgegeben. Ich hatte aber nie die Gelegenheit, sie Ihnen zu geben, und ich bin mir nicht sicher, ob es Sinn macht, sie Ihnen heute zu geben, Ihnen diese Stimmen für Menschlichkeit aus Innsbruck, die nur von einer kurzzeitig ins Leben gerufenen Initiative gesammelt wurden, heute anzuvertrauen.

Ich möchte einfach sagen: Es gibt so viele gute Beispiele, etwa den Fall des jungen afghanischen Burschen, der erfolgreich in einer Sozialberufsschule in Stams seine Ausbildung macht, hervorragend integriert sowie unbescholten ist und sich in einem Mangelberuf ausbilden lässt. Ich nenne exemplarisch den Fall von Reshad, es gibt aber sehr viele Frauen und Männer, die sich als Pflegerinnen und Pfleger ausbilden lassen, die auch in Mangelberufen in der Gastronomie hervorragende Ausbildungen absolvie­ren, und diese Leute stehen vor der Abschiebung. Das versteht keiner, nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht, sondern auch aus menschlicher Sicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte einfach betonen: Es gibt so wie diese Initia­tive aus meinem Heimatbundesland Tirol viele Initiativen, viele, viele andere Initiativen in diesem Land, und das ist auch mein Plädoyer! Deswegen werden wir diesem Regie­rungsantrag zustimmen, weil wir nämlich an die vielen Stimmen der Menschlichkeit glau­ben.

Und verzeihen Sie mir, Herr Präsident, Ihnen gebe ich diese Stimmen jetzt auch nicht und Herrn Altbundeskanzler Kurz auch nicht. Ich werde mein Glück beim neuen Bun­deskanzler versuchen. – Ich danke. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Krisper.)

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