12.47

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Frau Präsidentin! Lieber Herr Bundes­minister! Kolleginnen und Kollegen! Vor allem herzlichen Dank an die 160 000 Unter­zeichner und Unterzeichnerinnen dieses Volksbegehrens! Ethik für alle, das deckt sich in ganz weiten Teilen tatsächlich mit unseren alten grünen Forderungen. Ja, selbst­ver­­ständlich brauchen Kinder und Jugendliche Ethik in der Schule, sie brauchen den Aus­­tausch über die großen Fragen des Lebens und des Zusammenlebens, das Hinterfragen von Regeln, Pflichten, Rechten, Freiheiten und Tabus. In so aufgeheizten Situationen wie derzeit in der Gesellschaft brauchen sie das mehr denn je. Ich möchte Kollegin Yılmaz recht geben, die einige Beispiele für solche Fragestellungen aufgezählt hat.

Wir haben daher Ethik im Unterricht fix verankert. Es stimmt, wir haben sie nicht so weit­gehend verankert, wie es in diesem Volksbegehren gefordert wird, weil dafür ein Kon­sens mit der ÖVP notwendig wäre. Wir sind aber, das kann ich hier wirklich versprechen, in großen Schritten auf dem Weg dorthin. Ich versuche diese Schritte kurz zu skizzieren: Wir haben Ethik nicht wie gefordert von der 1. bis zur 13. Schulstufe verankert, aber immerhin jetzt einmal ab der 9. Schulstufe, und weitere werden folgen.

Wir haben sie, das ist auch richtig, nicht für alle etabliert, sondern einmal nur für jene, die nicht in Religion gehen – das ist im Moment, abhängig von der Schulart und vom Ort, etwa die Hälfte aller SchülerInnen –, aber, das ist mir ganz wichtig, wir ermöglichen und erwünschen ausdrücklich Kooperation und gemeinsame Projekte zwischen Ethikunter­richt und den verschiedenen Religionsunterrichten, indem wir diese Stunden ausdrück­lich gemeinsam stattfinden lassen.

Das heißt, da ist die Tür ganz weit offen für ganz neue, spannende gemeinsame fächer­übergreifende Zugänge, und die werden sich in diesem Jahr schon im Schulalltag hoffentlich mit Leben erfüllen.

Wir weiten massiv aus. Der Schulversuch hat bis jetzt etwa 233 Standorte umfasst, es werden dann sehr bald 780 sein. Wir brauchen sehr, sehr viele neue Lehrkräfte mit guter Qualifikation. Daher haben wir bereits ein vollwertiges Ethiklehramtsstudium etabliert, auch so, wie im Volksbegehren gefordert, und zwar sowohl für neue Lehrkräfte als auch für bereits arbeitende, und zwar mit jenem Hintergrund: Je mehr Vielfalt in die Ethik vom fachlichen Hintergrund her hineinkommt, desto besser, also auch in Kombination mit Mathematik, mit Geschichte, mit Bewegung und Sport. Je mehr wir da an unter­schied­lichen Zugängen haben, desto interessanter wird es. Wir etablieren ebenfalls wie gefor­dert eine Qualitätssicherung durch die Schulqualitätsmanager.

Wir wollen nach der ersten Ausrollung dieser ersten Phase auch evaluieren. Auch das steht im gemeinsamen Entschließungsantrag, den wir einbringen werden. Insgesamt kann man sagen, wir verankern somit ein neues wichtiges Pflichtfach im Regelschul­betrieb.

Ich kann allen, sowohl Ihnen als auch den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Volksbegehrens, nur empfehlen: Schauen Sie sich die großartigen Lehrpläne an, die es bereits für dieses Fach gibt, erarbeitet von verschiedensten Gremien, gemeinsam und federführend mit Philosophen und Philosophinnen! Da geht es um die wirklich großen, großen Fragen von Sterbehilfe bis hin zu Diversität und Themen wie Gerechtigkeit, Arbeit, Beziehungen et cetera.

Ich wünsche mir eigentlich, ich hätte das in meiner eigenen Schulzeit lernen dürfen. Ich freue mich darauf, dass das ab jetzt in Österreich jedes Jahr mehr Schüler und Schü­lerinnen werden lernen können. (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.52

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Martina Künsberg Sarre. – Bitte.