19.00

Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Mag. Susanne Kraus-Winkler: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordne­te! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie! Ich freue mich und bedanke mich, dass wir heute den Tourismusbericht 2021 generell diskutieren können. Ich möchte in Ergänzung zu dem, was wir bisher gehört haben, in den nächsten Minuten noch ein paar Eckpunkte, einige der aktuellen Herausforderungen und auch ein wenig die Arbeitspake­te für Sie zusammenfassen.

Das zweite Pandemiejahr war ja vor allem durch eine sehr lange und mehrfache Lock­downzeit geprägt, die die Betriebe eigentlich im zweiten Jahr noch viel stärker als im ersten Pandemiejahr getroffen hat. Das hat sich auch in der Nächtigungsentwicklung sehr stark niedergeschlagen. Wir hatten 2021 nur mehr 79,6 Millionen Nächtigungen und 22,1 Millionen Ankünfte. Zum Vergleich: 2020 waren das noch 97,9 Millionen, also waren es doch um relativ viele Nächtigungen weniger. Wir sind, wenn man es mit 2019 vergleicht, noch immer bei nur 51,1 Prozent der Nächte von 2019, also quasi bei der Hälfte.

Was erfreulich war, ist, dass der Anteil der inländischen Gäste permanent gestiegen ist. Wir waren 2021 bei 37 Prozent Inlandsnächten im Vergleich zu 26 Prozent bei 2019. Noch eine nicht unwesentliche Zahl: Was die Tourismusausgaben in- und ausländischer Gäste betrifft, hatten wir 2021 20,8 Milliarden Euro, das ergibt 2,4 Prozent weniger als 2020.

Ich glaube, Sie alle können die restlichen Zahlen im Tourismusbericht selber nachlesen. Deswegen möchte ich mich ein bisschen auf die generellen Aussagen und auf die Dinge konzentrieren, an denen wir in der letzten Zeit schon zu arbeiten begonnen haben.

Grundsätzlich war der Sommer 2021 von einer großen Reiselust geprägt, wie auch jetzt der Sommer 2022 davon geprägt ist. Österreich kann auch in diesen zwei Sommern, im letzten und im beginnenden, zeigen, dass wir als Urlaubsdestination weiterhin sehr beliebt sind. Einzig schwierig ist es noch immer für den Städtetourismus, sprich Stadtho­tellerie, Nachtgastronomie und Vergnügungsbetriebe, Veranstalterbranche, die vor al­lem im letzten Jahr ein besonders schwieriges Jahr hatten, weil sie am längsten ge­schlossen waren und der internationale Fernreiseverkehr am stärksten betroffen war.

Dennoch war 2021 die oberste Priorität, dass wir auf der einen Seite die Pandemie ein­dämmen, auf der anderen Seite aber alles tun, um die Betriebe möglichst stark in ihrem Überleben zu unterstützen. Daher ist auch 2021 eine der Hauptprämissen die Beibehal­tung der Unterstützungsmaßnahmen gewesen, um einfach die wirtschaftlichen Folgen bestmöglich abzufedern.

Was ich hier auch noch einmal erwähnen möchte – es wurde heute schon gesagt –, ist das Thema Kurzarbeit. Man sieht gerade jetzt beim Flughafen Wien, wie wichtig die Kurzarbeit war, weil Wien zeigen kann, dass wir bei den Flugchaosproblemen, die es derzeit europaweit – eigentlich weltweit, vor allem aber europaweit – gibt, einen der Flug­häfen haben, der am besten aufgestellt ist; und das ist wirklich ein gutes Beispiel, um zu zeigen, dass es in so schwierigen Zeiten ein ganz wesentlicher Punkt ist, die Mitarbeiter im Betrieb zu halten. (Beifall bei ÖVP und Grünen, bei Abgeordneten der NEOS sowie der Abg. Erasim.)

Kurz noch zur Winterbilanz: Die diesjährige Winterbilanz war etwas besser als befürch­tet. Wir hatten es geschafft, von November 2021 bis April 2022 in Summe 52,7 Millionen Nächtigungen und auch dort schon wieder 75 Prozent Gäste aus dem Ausland zu haben. Der Winter ist deswegen in Österreich eigentlich immer gut aufgestellt  wenn wir offen haben dürfen –, weil es einen extrem hohen Stammgästeanteil gibt. Wir haben im Winter fast 77 Prozent Stammgäste aus dem europäischen Inland und aus Österreich, daher haben wir da immer eine sehr stabile Nachfrage.

Das einzige Problem, das bei diesem Winter am Anfang des Winters wirklich extrem schwierig war, war, dass kurz vor Silvester einige unserer wesentlichen Herkunftsländer, nämlich Norwegen, Großbritannien, die Niederlande und Dänemark – Großbritannien und die Niederlande gehören im Winter natürlich zu den Hauptherkunftsmärkten –, als Hochrisikogebiete eingestuft wurden und es dadurch relative starke Probleme gegeben hat.

Letztlich ist der 5. März 2022 der Tag gewesen, an dem alle pandemiebedingten bundes­weiten Maßnahmen beendet wurden.

Ich habe noch ein paar für Sie vielleicht wichtige Punkte, die heute noch gar nicht ange­sprochen worden sind, die ich ganz gerne hier noch erwähnen möchte, nämlich die Energiebilanz in der Beherbergung und Gastronomie. Es ist sehr interessant, zu sehen, dass der Anteil der erneuerbaren Energieträger in der Beherbergung und Gastronomie laut Umweltbundesamt bereits bei 54 Prozent liegt. Das ist, wenn man es mit 2008 ver­gleicht – da hatten wir 36 Prozent – ein richtiger Schritt, und auch der Energieverbrauch pro Nächtigung liegt mittlerweile bei 27,6 Kilowattstunden; das waren 2008 noch 51 Kilo­wattstunden. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie bei den Grünen.)

Natürlich müssen weitere Anstrengungen unternommen werden, und das Ziel 2030 zu erreichen wird uns sicher noch ziemlich in Atem halten, aber man sieht, dass schon deutliche Veränderungen in die richtige Richtung geschehen sind.

Kurz noch zur Österreich-Werbung für die, die es interessiert: Es ist gelungen, dass erst­malig seit 2002 die Mitgliedsbeiträge des Bundes erhöht werden konnten. Das hat im Speziellen bedeutet, dass 2022 4 Millionen Euro mehr ins Budget wandern; das sind dann in Summe 28 Millionen Euro. Im Folgejahr 2023 kommen weitere 6 Millionen Euro dazu, sodass die Österreich-Werbung 2023 letztendlich 30 Millionen Euro Jahresbudget zur Verfügung haben wird. Dazu kam noch ein Sonderbudget in Höhe von 15 Millionen Euro für die Jahre 2022 und 2023, vor allem um diese Sommeroffensive, aber auch die folgende Winterkampagne und vor allem Conventions und Städtetourismus zu unter­stützen.

Ich komme jetzt zu einem der heiklen Themen, die heute schon mehrfach angesprochen wurden, nämlich der Herausforderung touristischer Arbeitsmarkt. Ich gehe jetzt nicht mehr auf das diese Woche beschlossene Sofortmaßnahmenpaket ein, das wurde schon besprochen. Ich darf Ihnen aber versichern, dass erstens der touristische Arbeitsmarkt klarerweise und auch logischerweise die höchste Priorität hat, dass in dem Maßnah­menpaket, das beschlossen wird, die Grundtendenz war, auch in die Ganzjahresbe­schäftigung erleichtert einsteigen zu können – wenn man sich das ansieht, kann man das auch erkennen –, und dass wir natürlich mittel- und langfristig verbesserte Konzepte brauchen. Das beginnt bei der Attraktivierung der touristischen Berufe sowie dem Image der Arbeit im Tourismus und geht bis hin zur Lehrlingsausbildung, einer besseren Kom­munikation für Aufstiegs-, Weiterbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten und vie­lem mehr.

Ich darf Ihnen sagen, dass wir noch am gleichen Mittwoch, an dem das beschlossen wurde, ein erstes Stakeholdermeeting hatten, in dem wir bereits den Fahrplan für ein touristisches Arbeitsmarktpapier festgelegt haben. Ich habe auch – es freut mich, das hier zu sagen – am gleichen Tag mit meinen Kollegen in der Vida telefoniert (Beifall des Abg. Koza) und ihnen gesagt, dass sie natürlich genauso in diese Arbeitsgruppe inte­griert sein werden.

Wir werden im September zwar einen Arbeitsmarktgipfel machen, aber damit wir dort nicht erst beginnen – das habe ich auch den Kollegen in der Vida gesagt –, werden wir jetzt, in den nächsten zwei Wochen, schon die ersten Papiere zum Bearbeiten vorlegen und werden dann den ganzen August nutzen, um die Ideen, die von allen eingebracht wurden, mit allen gemeinsam in ein bis zwei physischen Meetings hinsichtlich Umsetz­barkeit noch einmal durchzudiskutieren. Wir werden dann auch alle Tourismussprecher in eine dieser Runden zur Mitarbeit einladen und wollen dann im September bei einem Gipfel schon darüber sprechen, was die Resultate und die Umsetzungsmaßnahmen sind. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von Grünen und SPÖ.)

September deswegen, weil wir wenigstens die sechs Wochen brauchen, um konzentriert zu arbeiten, damit wir überhaupt diese Entscheidungen dann sehr schnell treffen kön­nen. Das wollte ich nur noch einmal sicherheitshalber klarstellen. Wir werden also den ganzen Sommer durcharbeiten. (Abg. Erasim: Klarstellen war wichtig!  Abg. Leicht­fried: So wie wir!) – Danke. Wir werden den ganzen Sommer durcharbeiten.

Die gewerbliche Tourismusförderung, eines der wichtigen Arbeitspakete – Sie alle wis­sen, da wurde schon mit der Bearbeitung begonnen –, soll ab Jänner nächsten Jahres gültig sein. Was ist aber das Wesentliche bei der neuen gewerblichen Tourismusförde­rung?  Dass sie ganz auf Nachhaltigkeit und Regionalität ausgerichtet ist.

Das heißt, wir wollen dabei den Grundprinzipien des Masterplans Tourismus folgen. Es fließt alles ein. Wir wollen, dass alle Dimensionen der Nachhaltigkeit integriert werden und darin gestärkt wiedergefunden werden können. Damit können Nachhaltigkeitsinves­titionen, die aktivierungsfähig sind, von allen Gebäudesanierungen bis hin zu energie­effizienteren Geräten auch in der Gastronomie stark gefördert werden, um auch diesen Wandel noch zu unterstützen – und da gehört auch das Thema mit den Betriebskinder­gärten dazu.

Was dort nicht gefördert werden soll, ist Bodenversiegelung. Was dort auch nicht ge­fördert werden soll, sind Neubauten in tourismusintensiven Gemeinden. Das heißt, es gibt da einen sehr klaren Fahrplan. Damit das auch richtig nachvollziehbar ist, wird es auch diesmal die Vergabe anhand eines Punkteschemas geben; sodass die Evaluierung auch leichter möglich ist, damit wir wirklich sichergehen, dass das in die richtige Richtung geht. (Beifall bei ÖVP und Grünen.) Ziel all dieser Dinge ist es natürlich, dass Österreich mit zu den nachhaltigsten Tourismusdestinationen gehört.

Ein kurzer Ausblick auf den Sommer: Die Buchungssituation ist auf konstant gutem Ni­veau. Der Frühsommer war zwar etwas schwächer, aber die Hauptmonate des Sommers schauen sehr gut aus. Wir haben trotz des Kriegs in der Ukraine eine stabile Nachfra­gesituation vor allem aus Ostmitteleuropa – das war die größte Sorge –, aus Südeuropa, aus den Niederlanden, aus den arabischen Ländern, mittlerweile auch wieder aus den USA und vor allem aus dem Dach-Raum, unseren Nahmärkten, die immer schon sehr groß waren.

Auch die Städte können seit April wieder eine schöne Aufwärtsbewegung verzeichnen. Für die, die es interessiert: Wien liegt im Mai mittlerweile bei einer durchschnittlichen Auslastung von 66 Prozent; und für die, die sagen, die Preise steigen zu stark: Die Wiener Preissteigerung liegt derzeit bei 4 Prozent. Ich gehe davon aus, dass dieser Wert noch stärker steigen wird, aber er liegt derzeit laut Benchmarkdaten bei 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Für Herbst und Winter ist die Entwicklung noch sehr, sehr schwer vorhersehbar oder voraussagbar. Da sei noch einmal erwähnt: Wir haben einen hohen Stammgästeanteil, von dem wir hoffen, dass er uns den Winter auf jeden Fall wieder halbwegs gut rüber­bringt. Wir wissen aber natürlich nicht, wie es mit der Energieknappheit weitergeht. Auch wissen wir nicht, wie es mit der Inflationsrate und der Teuerung weitergeht. Das betrifft auch unsere Herkunftsmärkte. Wir brauchen einen unaufgeregten Umgang mit der Pan­demie. Dazu haben wir auch intensive Gespräche mit Herrn Bundesminister Rauch ge­führt. Es gibt also sehr viele große Fragezeichen, was den Spätherbst und den Winter betrifft, wir hoffen aber trotzdem, dass wir es gut rüberbringen können.

Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bedanke mich und darf versichern, dass es mir ein Anliegen ist, weiter mit allen gut zusammenzuarbeiten. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

19.14

Präsident Ing. Norbert Hofer: Besten Dank.

Zu Wort gelangt nun Frau MMMag. Gertraud Salzmann. – Bitte, Frau Abgeordnete.