Bundesrat Stenographisches Protokoll 632. Sitzung / Seite 112

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Eigenständigkeit befruchtend für Europa wirken sollen, braucht aufgeklärte Menschen. Je früher wir bei unserer Jugend beginnen, desto nachhaltiger wird ihr Wesen eine humanistische Gedankenwelt bestimmen.

Schon am 1. August 1990 erlaubte ich mir eine Ministeranfrage betreffend den neuen Forschungszweig Kinderphilosophie in Österreich einzubringen. Es war vergeblich. Schon Kinder sollen ihre Fähigkeit zum Argumentieren entdecken, um ihre Lebensprobleme und Gedanken kreativ verarbeiten zu können. Es wurden bereits erstaunliche Ergebnisse erzielt, vor allem in den USA. Nicht nur im Lesen und Rechnen zeigten die Kinder bessere Resultate, sondern sie wurden auch in ihrem Sozialverhalten toleranter und offener.

Vielleicht hätte man doch einmal im Wege der Toleranz in den Talmud hineinschauen sollen, dann hätte man erkannt, warum – wenn man oft in Amerika mit Juden zusammenkommt – diese als erstes fragen: Wie geht es dir? Wie kann ich dir helfen?

Meine sehr geehrten Damen und Herren des Bundesrates! Unterstützen Sie diese Initiative zur Einführung der Kinderphilosophie in allen Schulen! Das wäre wichtig, denn dann würden auch nicht Tage wie der vorgestrige Tag vergessen werden, nämlich der 55. Todestag einer der besten Tenöre der Welt, nämlich Joseph Schmid, der von deutschen Offizieren an die Schweizer Grenze gebracht und hinübergeschoben wurde und dann in einem Lager in der Schweiz verreckte.

Dann würde auch nicht vergessen werden, daß "Mein Kampf" nicht 1943, sondern 1923 geschrieben wurde, und die ganze Welt schwieg, obwohl darin alles stand.

Dann würde auch nicht vergessen werden, daß die Nürnberger Gesetze nicht 1943, sondern 1935 geschrieben wurden und nur deutsche Offiziere, wie Oberst Beck, aus Protest zurückgetreten sind. – Ich danke. (Allgemeiner Beifall.)

16.55

Vizepräsident Jürgen Weiss: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Es ist dies nicht der Fall.

Die Debatte ist geschlossen.

Wird von der Berichterstattung ein Schlußwort gewünscht? – Dies ist nicht der Fall.

Wir kommen somit zur Abstimmung.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag des Ausschusses für Verfassung und Föderalismus auf Annahme der beigedruckten Entschließung ihre Zustimmung geben, um ein Handzeichen. – Es ist dies Stimmeneinhelligkeit.

Der Antrag des Ausschusses für Verfassung und Föderalismus ist somit angenommen .

7. Punkt

Beschluß des Nationalrates vom 5. November 1997 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates und das Strafgesetzbuch geändert werden (507/A und 871/NR sowie 5557 und 5566/BR der Beilagen)

Vizepräsident Jürgen Weiss: Wir gelangen zum 7. Punkt der Tagesordnung: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates und das Strafgesetzbuch geändert werden.

Die Berichterstattung hat Herr Bundesrat Dr. Michael Ludwig übernommen. Ich bitte ihn um den Bericht.


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