Bundesrat Stenographisches Protokoll 641. Sitzung / Seite 121

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und jetzt und sofort fangen kann, werden wir dieser Vorlage nicht die Zustimmung geben. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

16.58

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächstem Redner erteile ich Herrn Bundesrat Mag. Günther Leichtfried das Wort. – Bitte.

16.58

Bundesrat Mag. Günther Leichtfried (SPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren des Bundesrates! Es war früher eine Faustregel, daß pro Jahr ungefähr eine Tierart ausstirbt. Heute ist das ganz anders: Pro Stunde verschwindet eine Tierart auf der Erde für immer.

Viele dieser Tiere mußten ihr Leben lassen, weil es als schick galt, zum Beispiel ihre Zähne, ihre Felle oder ihre Häute als Schmuckgegenstände zu verarbeiten. Sie erinnern sich sicherlich alle daran, daß die Wellen der Empörung hochgingen, als bekannt wurde, daß Hunderte Robben an der südafrikanischen Küste einen Massentod sterben sollten, um zu Hundefutter oder zu einem den Geschlechtstrieb anregenden Mittel verarbeitet zu werden.

Die Vernichtung der Tierwelt findet aber nicht immer so spektakulär statt wie in der gerade geschilderten Form. Die Hälfte der Tiere stirbt heute aus, weil ihnen der Lebensraum genommen oder zumindest sehr stark verändert wird. Ein anderer großer Teil wird durch unkontrolliertes Jagen und Fangen ausgerottet. Hält diese Entwicklung an, so kann angenommen werden, daß im Jahr 2000 nur noch ein Fünftel der heute lebenden Tierarten vorhanden sein wird. Ob darunter auch der Wal sein wird, wird vor allem von unseren Aktivitäten und davon, wie wir unsere Verantwortung wahrnehmen, abhängen.

Österreich ist vor Jahren dem Übereinkommen mit dem Ziel beigetreten, den bestmöglichen und umfassenden Schutz aller Wale zu erreichen. Durch aktive Mitarbeit hat Österreich versucht, diesem Ziel treu zu bleiben.

Seit Jahren – es ist schon erwähnt worden – bemühen sich Wissenschaftler und Umweltorganisationen in aller Welt um eine Verbesserung des Schutzes der Wale und vor allem auch – ich möchte das hier erwähnen – um eine Eindämmung der Ausbeutung und Zerstörung der Weltmeere. Trotzdem geht sie unverändert weiter.

Seit 1986 besteht ein Verbot des kommerziellen Walfangs, aber es wird, wie meine Vorrednerin vorhin gesagt hat, immer wieder unterlaufen, wie etwa von Norwegen oder von Japan. Die Situation der Wale wird daher immer dramatischer. Blauwale und Grönlandwale sind von der Ausrottung bedroht. Forderungen nach Einrichtung eines weltweiten Schutzgebietes für Wale – sie werden vor allem von Greenpeace erhoben – sollen und müssen daher unterstützt werden. Artenschutzinteressen müssen Vorrang vor kommerziellen Nutzungsinteressen haben.

Auch die Situation der Zwergwale wird immer dramatischer. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft werden sie allein zu Handelszwecken gejagt. Wir können sie auf den Märkten Japans und Koreas wiederfinden.

Das Überleben dieser intelligenten und für das gesamte Ökosystem wichtigen Meeressäuger wird also von uns abhängen. Machen wir uns zum Fürsprecher dieser so imposanten und sensiblen Lebewesen! Treten wir dafür ein, daß wir uns immer wieder kritisch einbringen, um eine verstärkte Kontrolle des internationalen Walfangs zu erreichen!

Was die Änderung der Walfangquote betrifft, wäre meiner Meinung nach folgendes anzumerken: Die indigene Bevölkerung darf nicht bestraft werden dafür, daß die Wale durch große Fischfangflotten der Industrieländer in ihrem Bestehen bedroht sind. Andererseits – das wurde richtig gesagt – gibt es aber keine rechtlich verbindlichen Kriterien. Daher wären meiner Meinung nach drei Forderungen zu erheben, die folgendermaßen lauten:


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