19.40

Bundesrätin Heike Eder, BSc MBA (ÖVP, Vorarlberg): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Lieber Herr Sportminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher daheim, so­fern Sie zu dieser fortgeschrittenen Stunde noch dabeigeblieben sind und durchgehalten haben! Falls nicht, dann ist das sehr schade, denn es geht um Sport, konkret um das neue Anti-Doping-Bundesgesetz.

Ich weiß jetzt nicht genau, wie viele von euch in eurem bisherigen Leben schon die Ehre hatten, eine Dopingkontrolle mitzuerleben. In meiner Zeit als Spitzensportlerin hatte ich des Öfteren dieses Vergnügen. Spitzensportler wissen ganz genau, dass es sich, wenn zu später Stunde zwei dubios wirkende Menschen vor dem Haus herumschleichen, nicht immer um Einbrecher handeln muss – nein! –, sondern es auch Dopingkontrolleure sein könnten. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Sobald man von den Dopingkontrolleuren angespro­chen wurde, beginnt die Dopingkontrolle, und ab diesem Zeitpunkt wird man bis zum Ende der Dopingkontrolle nicht mehr aus den Augen gelassen und auf Schritt und Tritt verfolgt.

Wurde man für eine Blutprobe ausgewählt, dann ist das ein Jackpot, denn das geht sehr schnell. Muss man aber eine Urinprobe abgeben, dann kann das mitunter dauern. Für die Dopingkontrolleure ist das kein Problem, denn die haben Zeit, viel Zeit. (Heiterkeit bei ÖVP, SPÖ und Grünen.) Man versucht also, in relativ kurzer Zeit relativ viel zu trinken, bis man das Gefühl hat, dass man 85 Milliliter Volumen an Urin in der Blase erreicht hat. (Heiterkeit bei BundesrätInnen von ÖVP, SPÖ und Grünen.) Das ist nämlich die Menge an Urin, die es für eine gültige Urinprobe braucht. Wenn man sich verschätzt hat und es doch etwas weniger war: Tja, dann läuft das ganze Prozedere nochmals von vorne ab. (Heiterkeit bei BundesrätInnen von ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Vize­kanzlers Kogler.) Bei der Abgabe der Urinprobe muss der Dopingkontrolleur dann von den Knien bis zum Bauch und vom Handgelenk bis zum Ellbogen freie Sicht haben, um eine Manipulation ausschließen zu können. (Zwischenruf des Bundesrates Novak.)

An dieser Stelle möchte ich mich ganz, ganz herzlich bei allen Dopingkontrolleuren be­danken, weil sie mit ihrem Engagement für einen fairen Sport sorgen. Dabei ernten sie aber leider nicht sehr viel Wertschätzung, denn für einen Sportler kommt solch eine Do­pingkontrolle immer zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Entweder möchte man gleich sei­nen Erfolg feiern, oder man möchte sich aufgrund des Misserfolgs am liebsten sofort verkriechen – insofern herzlichen Dank allen Dopingkontrolleuren! (Heiterkeit bei der ÖVP sowie des Vizekanzlers Kogler.) All diese detaillierten Regeln über den exakten Ablauf einer Dopingkontrolle sowie über die Verstöße gegen die Antidopingbestimmun­gen und deren Sanktionierungen sind wichtig im Kampf gegen Doping und für einen fairen Sport. Das neue Anti-Doping-Bundesgesetz ist die logische Umsetzung des World Anti-Doping Codes mit einigen zusätzlichen Verbesserungen und Verfeinerungen. Auf einige davon möchte ich ganz gerne kurz eingehen.

Sie alle haben bestimmt vom Dopingskandal in Russland oder der Operation Aderlass im Rahmen der Nordischen Ski-WM in Seefeld gehört. Aus diesen Aktionen haben wir gelernt und deshalb einen zusätzlichen Punkt neu im Gesetz aufgenommen – mein Kol­lege hat es bereits erwähnt –: Demnach verstoßen nun auch Personen gegen Antido­pingbestimmungen, die Whistleblower bewusst unter Druck setzen, damit diese ihre be­lastenden Aussagen zurückziehen. Das ist ein wesentlicher Schritt, wie ich finde, gegen organisiertes Doping.

Es gibt nun auch spezielle Regelungen für Freizeitsportler und Jugendliche. Zum Bei­spiel kann die ansonsten verpflichtende Veröffentlichung von Verstößen gegen Antido­pingbestimmungen bei Jugendlichen und Freizeitsportlern zu deren Schutz unterlassen werden.

Ein neuer Schwerpunkt wurde auf Prävention gelegt. Das Gesetz enthält nun Regelun­gen dahin gehend, wie Aufklärung über Gefahren von Doping erfolgen muss, und über den Kreis derer, die verpflichtend aufzuklären haben.

Außerdem wird eine Sportlerkommission eingerichtet, um Rechte und Pflichten der Athleten im Rahmen der Umsetzung der Antidopingregelung zu wahren. Das ist für mich als ehemalige Sportlerin ein besonders wichtiges Anliegen.

In diesem Sinne bitte ich um eine breite Zustimmung und damit auch um ein klares Zei­chen für einen sauberen und einen fairen Sport. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Bundesrates Schererbauer.)

19.45

Vizepräsidentin Mag. Elisabeth Grossmann: Nun ist Herr Bundesrat David Egger zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Kollege.