9.31

Bundesrat Markus Leinfellner (FPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Liebe Österreicher! Come back stronger – ein starker Titel, auch wenn ich mir persönlich in Österreich eigentlich einen deutschen Titel gewünscht hätte. Es ist trotzdem eine sehr, sehr schöne Verpackung, muss ich sagen.

Wie wir aber wissen, kommt es ja nicht nur auf die Verpackung an, sondern viel mehr auf den Inhalt. Bevor wir uns anschauen, was da drinnen ist, sollten wir aber auch die Istsituation nicht vergessen, und die ist gerade im Bereich des Sports, im Bereich des Nachwuchssports im Moment ja nicht besonders rosig, wie wir alle wissen. Genau in diesem Bereich, im Umgang mit dem Nachwuchssport, kann ich diese Bundesregierung schön langsam nicht mehr verstehen. Im Sport geht es darum, jeden Tag ein Stück besser zu werden, und das funktioniert eben nur mit hartem Training, mit intensivem Training, aber vor allem mit regelmäßigem Training. Genau dieses regelmäßige Training ist zurzeit in vielen Bereichen nicht möglich. Wenn wir aufhören, jeden Tag ein Stück besser zu werden, dann werden wir irgendwann aufhören, gut zu sein, meine sehr ge­ehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Und ja, dieses Training, gerade im Leistungssportbereich, beginnt bereits in den Kin­derschuhen. Das beginnt bei den Kleinsten mit einem regelmäßigen Training, mit einem Aufbautraining. Genau an dieser Stelle kommt dann auch diese Bundesregierung ins Spiel. Gerade beim Nachwuchssport hat man den Kindern, den Nachwuchssportlern jegliche Möglichkeit des Trainings, aber vor allem auch die Möglichkeit – wie es meine Vorredner schon erwähnt haben – des Wettkampfs genommen. Daran ist nicht dieses Virus schuld, denn wir haben viele, viele Möglichkeiten – auf die ich noch eingehen wer­de –, die wir hätten ergreifen können, um den Nachwuchssport, die Wettkämpfe und das Training zu ermöglichen. Daran ist einzig und allein diese Bundesregierung und nicht dieses Virus schuld, auch wenn wir es seit rund einem Jahr in Österreich haben.

Herr Vizekanzler, wissen Sie eigentlich, wie es den Nachwuchssportlern im Moment wirklich geht? (Bundesrat Schreuder: Ja!) 1,2 Millionen Testungen werden wöchentlich in den Schulen durchgeführt. Rund jeder Zehntausendste ist positiv; ob falsch positiv – er ist positiv, aber eines ist er auf jeden Fall: Er ist symptomlos. Neben diesem ganzen Testwahn, den wir in den Schulen eingeführt haben, drangsalieren wir unsere Kinder in den Schulen noch zusätzlich mit FFP2-Masken, mit Mundschutz. Ein normales Leben ist ja so gut wie nicht möglich. Die Kinder dürfen nach diesen Tests mit Maske in der Schule sitzen, aber wenn sie nach der Schule nach draußen gehen, dann werden sie wieder behandelt, als ob sie die tödlichste Krankheit überhaupt in sich tragen würden. Das ist einfach nicht richtig, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn es nach der Vorstellung dieser Bundesregierung geht, dann dürfen die Kinder nach der Schule nach Hause gehen, dürfen ihre Hausaufgaben machen, dürfen Play­station spielen, ihr Mobiltelefon bedienen, vor dem Fernseher sitzen, aber eines dürfen sie nicht: Sie dürfen ihren Vereinssport nicht ausüben. Sie dürfen spazieren gehen, sie dürfen laufen, Rad fahren, was auch immer, aber in ihrer Hauptsportart dürfen sie ihren Sport nicht ausüben.

Herr Vizekanzler, jeder Sportler setzt natürlich auf seine Grundlagen. Er geht zusätzlich zu seiner Hauptsportart laufen, spazieren, Rad fahren, was auch immer, aber der Sport, das Training in seiner Hauptsportart fehlt, und das fehlt inzwischen seit rund einem Jahr! Ich kann das nicht verstehen. Wir haben in so vielen Bereichen die Tests eingeführt. Wir haben die Tests in den Schulen eingeführt, wir haben die Tests beim Friseur eingeführt, wir haben Test bei den Arbeitsstellen eingeführt, und wenn die Gasthäuser öffnen, dann werden wir wahrscheinlich dort Tests einführen. Früher oder später, wenn es so wei­tergeht, werden wir wahrscheinlich bereits zum Einkaufen einen Test brauchen.

Ich frage Sie aber, Herr Vizekanzler: Wie wenig glaubt diese Bundesregierung an ihre eigene Teststrategie? Denn wenn Sie an diese Teststrategie glauben würden, dann kön­nen Sie mir nicht erzählen, dass es für getestete Personen nicht möglich ist, Hallensport auszuüben: für den Schwimmer in die Schwimmhalle zu gehen, für den Fußballer im Winter in die Halle zu gehen. Wenn diese Tests so großartig sind, wie diese Bundesre­gierung behauptet, dann hätten wir, glaube ich, bereits viele Möglichkeiten gefunden, um in der Wintersaison den Sport auch in der Halle weiterhin zu ermöglichen. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn diese hochgelobten Maßnahmen so großartig wären, dann wäre das mög­lich gewesen. Wenn Sie wirklich an diese Maßnahmen glauben, dann wird der Sport bewusst vernichtet, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir schaffen gerade im Bereich des Nachwuchssports eine Generation Corona mit ei­nem geschwächten Immunsystem, mit Adipositas – in Österreich sowieso die Volks­krankheit Nummer eins –, und verhindern, dass die Jugend die Liebe zu einer Sportart findet. Das ist für mich einfach erschreckend, und dafür finde ich einfach keine Erklärung. Wir haben es heute bereits in Umrissen gehört: 50 Prozent der Kinder verbringen inzwi­schen mehr als 5 Stunden am Tag – mehr als 5 Stunden! mit dem Mobiltelefon. Ja bitte, es kann nicht der Sinn dieser Maßnahmen sein, dass man Kinder auf einmal mit einem Mobiltelefon, mit einer Playstation, mit einem Fernseher oder sonst etwas be­schäftigt. 16 Prozent der Kinder – 16 Prozent! haben regelmäßige Suizidgedanken, weil sie nicht mehr wissen, was sie tun sollen. Sie können ihren Sport nicht ausüben, sie sitzen 5 Stunden am Tag und länger vor dem Handy. Man darf sich ja bitte bei all diesen Maßnahmen nicht wundern, dass Sportstätten inzwischen leer sind, aber die Kinderpsy­chiatrien übergehen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Diese Bundesregierung propagiert den Sport als etwas Böses, als etwas Gefährliches (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Na geh!), statt zu sehen, dass das Immunsystem durch den Sport gestärkt wird. Aber es passt ja genau in diese Regierungskommunika­tion hinein, nämlich die Einteilung der Österreicher in den guten Österreicher und den bösen Österreicher: das gute Kind, das nach der Schule nach Hause geht und 5 Stunden in das Handy hineinschaut, und das böse Kind, das inzwischen aufbegehrt, weil es nicht mehr Fußball spielen darf, Basketball spielen darf, Tennis spielen darf, schwimmen darf, oder was auch immer. Das sind dann die bösen Kinder, meine sehr geehrten Damen und Herren. Es sind aber auch die Bösen, die wieder ins Fitnessstudio gehen wollen, weil sie jahrelang trainiert haben, um vielleicht Meisterschaften zu bestreiten. Die Türen der Fitnessstudios werden zugesperrt, diesen Menschen wird es verunmöglicht, ihr jah­relanges Training auch irgendwann einmal zur Schau zu stellen. Ich glaube, Sie wissen, wie viel Arbeit da dahintersteckt: Ernährung, Bewegung, Sport, Training in einem Fit­nessstudio und, und, und. Diese Leute teilen sich sogar den Schlaf ein, damit sie genü­gend Schlaf haben, um dementsprechend auf einer Bühne stehen zu können und einen Wettkampf zu bestreiten.

Ich glaube, nach diesen Monaten oder diesem rund einen Jahr, in dem wir dieses Trai­ning verunmöglichen, werden die Folgewirkungen dieser psychischen Schäden in die­sem Land noch aufgehen wie der sprichwörtliche Germteig, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Und ja, es gibt viele, viele Beispiele dafür, dass wir den Sport verunmöglicht oder teil­weise völlig sinnbefreite Maßnahmen geschaffen haben, zum Beispiel im Bereich des Skifahrens. Bis 24. Dezember durften unsere Nachwuchssportler gar nicht trainieren, seit 24. Dezember dürfen sie trainieren. Von den Wettkämpfen hat man einige Jahrgän­ge ausgenommen. Zusätzlich trennt man Jahrgänge. Man trennt den Jahrgang 2009/2010 vom Jahrgang 2011/2012. Veranstaltungen für sie finden an einem Wochenende, aber an verschiedenen Tagen statt. Die meisten, die ich kenne – und ich bin selbst in Ski­vereinen –, haben zwei Kinder. Zwei Kinder: Da ist der Altersunterschied eben nicht ein Jahr, sondern meistens zwei oder drei Jahre. Zusätzlich gibt man an die Tourismus­verbände, an die Hotels die Information aus, dass auch der Leistungssportler nicht mehr nächtigen darf, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich weiß nicht, ob das die grüne Handschrift in dem Ganzen ist, dass an einem Wochenende Sportveranstaltungen statt­finden und Tausende Kilometer sinnlos durch Österreich gefahren werden, statt dass man diese Menschen, die am Tag gemeinsam aus der Salatschüssel herausessen, auch in ein und demselben Zimmer nächtigen lässt. (Beifall bei der FPÖ.)

Ja, es gibt viele, viele Beispiele dafür – Fußball, Handball, Volleyball, was auch immer ‑, dass man das Training verunmöglicht, Wettkämpfe verunmöglicht; und das ist schlicht und ergreifend falsch. Kinderpsychiatrien sind voll, Tennishallen, Sporthallen, Schwimm­bäder hingegen leer.

Herr Vizekanzler, Sie haben gesagt, Sie werden Österreich in fünf Jahren nicht mehr wiedererkennen. Na vielen Dank dafür, Herr Vizekanzler, ich erkenne Österreich schon heute nicht mehr wieder! Ja, Sie haben Ihr Versprechen eingelöst, aber ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Ich habe genug davon gesehen, und Sie können jetzt damit aufhö­ren. Herr Bundesminister, für die Öffnung - -

Präsident Mag. Christian Buchmann: Herr Bundesrat, die 10 Minuten sind weit über­schritten. Ich bitte Sie, zum Abschluss zu kommen.

Bundesrat Markus Leinfellner (fortsetzend): Ich komme bereits zum Schluss: Ja, Herr Vizekanzler, für die Öffnung der Sportsstätten ist es aus meiner Sicht fünf nach zwölf. Das trifft aber auch auf den Rücktritt dieser Bundesregierung zu. – Vielen Dank. (Anhal­tender Beifall bei der FPÖ.)

9.42

Präsident Mag. Christian Buchmann: Zu einer ersten Stellungnahme zu Wort ge­meldet hat sich der Herr Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport. Auch seine Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Herr Vizekanzler.