9.13

Bundesrätin Elisabeth Wolff, BA (ÖVP, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Zuerst einmal möchte ich die Gelegenheit ergreifen und mich (in Richtung Präsident Kovacs) im Namen der gesamten Fraktion für die umsichtige und kollegiale Vorsitzführung bedanken und Ihnen alles Gute auch für die Zukunft wünschen. (Allgemeiner Beifall. – Die Rednerin bedankt sich auch per Handschlag.)

Nun zum Thema der Aktuellen Stunde: Strom kommt aus der Steckdose – ein Fakt, der für viele Erwachsene und Kinder selbstverständlich zu sein scheint; doch wie genau dieser Strom erzeugt wird, bleibt den meisten von uns ein Rätsel.

Heute möchte ich Ihnen aufzeigen, wie Schulen zu Vorreitern in Sachen Energieeffizienz und erneuerbare Energien werden können.

Ich freue mich sehr, heute als Erste zu Ihnen zum Thema der Aktuellen Stunde „Nachhaltig Bauen, energie:bewusst Schule leben“ zu sprechen. Diese Thematik ist ein wichtiger Schritt für unser aller Zukunft, denn Schulen haben eine immense Vorbildwirkung. Auch unser Bildungsminister hat dies erkannt und setzt sich tatkräftig dafür ein. Einerseits geht es darum, zu demonstrieren, welche bautechnischen Schritte unternommen werden können, um energieeffiziente Gebäude und Technologien zu nutzen, andererseits können die Kinder in Schulen lernen, wie man sich energieeffizient und nachhaltig verhält.

Beginnen wir mit einem Blick auf die Gebäudetechnik. In Österreich gibt es rund 1 500 Bundesschulen, ein riesiges Potenzial. Davon werden 191 Schulen von der Bundesimmobiliengesellschaft, der BIG, betreut. Da haben wir direkt Einfluss auf die Gebäudegestaltung und können diese Möglichkeit auch nutzen. An weiteren 91 Schulen ist bereits die Ausschreibung für den Einsatz von alternativen Energiequellen erfolgt.

Unser Ziel ist es, den Schulbetrieb so energieeffizient wie möglich zu gestalten. Das beinhaltet Fragen wie: Wie können Gebäude so konstruiert werden, dass sie energieeffizient sind? Gibt es die Möglichkeit, alternative Energieversorgungen einzubauen oder nachzurüsten?

Besonders beliebt – wir kennen sie mittlerweile alle – sind Fotovoltaikanlagen. Wir freuen uns nicht nur, dass wir sie auf unseren eigenen Fensterbänken, Balkonen, Dächern oder gar Agrarflächen anbringen können – ganz klar ist, dass PV-Anlagen auch in Schulen eine wichtige Rolle spielen können, um nachhaltig Strom zu erzeugen. Im Rahmen von Baumaßnahmen wird deshalb auch bei Schulgebäuden, die nicht von der BIG verwaltet werden, geprüft, ob die Installation von Fotovoltaikanlagen möglich ist, und falls ja, auch wie diese umgesetzt werden.

Doch es geht nicht nur um den Zubau von Fotovoltaikanlagen. Unser Ziel ist es, bei allen neu errichteten Schulen den Gebäudestandard klimaaktiv Gold zu erreichen, das ist der Baustandard mit der höchsten Klimaeffizienz. Aktuell wird klimaaktiv Silber bei allen Bauvorhaben vorgesehen. Somit sind wir da auch EU-weit Spitzenreiter.

Um auch außerhalb des Bundesbereichs energieeffizientes und nachhaltiges Bauen von Schulen zu fördern, werden die Richtlinien für den Bildungsbau auch fortlaufend angepasst.

Doch der Schlüssel zur Optimierung des Energieverbrauches liegt auch in der Einbindung von Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern. Kleine Handlungen wie das bewusste Ein- und Ausschalten von Lichtern, das Herunterfahren von Computern nach dem Unterricht oder die Nutzung energieeffizienter Geräte tragen am Ende zu einem großen Ganzen bei.

Ein weiteres Ziel ist die dauerhafte Reduktion der CO2-Emissionen an Schulen. Bei bestehenden Bundesschulliegenschaften setzt die BIG in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium bereits auf bewährte Energiesparmaßnahmen und eine energieoptimierte Betriebsführung. Dadurch können durchschnittlich 20 Prozent Strom und Wärme eingespart werden. Das bedeutet eine jährliche Reduktion von rund 7 000 Tonnen C02.

Doch der wahre Wert liegt nicht in der energieeffizienten Gestaltung der Schulgebäude, sondern auch im Lerneffekt für die Schülerinnen und Schüler. Fakt ist, jedes Kind verbringt täglich mindestens 4 Stunden an fünf Tagen in der Woche in der Schule, oft sogar länger. In dieser Zeit wird der effiziente Umgang mit Energie in der Schule vermittelt. Doch die Wirkung dessen geht weit darüber hinaus, die Kinder nehmen das Gelernte auch in ihr alltägliches Leben mit.

Das hat auch unser Bildungsminister erkannt und bereits im Herbst Maßnahmen ergriffen, um gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern energieeffizientes Verhalten zu erarbeiten und zu fördern. Ein wichtiger Bestandteil dieser umfassenden Initiative war der Ideenwettbewerb Energiebewusst im Alltag. Schülerinnen und Schüler aus ganz Österreich wurden aufgerufen, Projekte, Videos, Ideen zu entwickeln, wie sie den Energieeinsatz in den Klassenzimmern sinnvoll optimieren können. Dabei mussten sich die Kinder aktiv mit Energie und energiebewusstem Verhalten auseinandersetzen.

Bereits in jungen Jahren werden sie sensibilisiert und erkennen, dass der Strom eben nicht einfach aus der Steckdose kommt. Der effiziente Umgang mit Energie wird zu einem Teil ihres täglichen Lebens und prägt ihr Verhalten somit auch gesamtgesellschaftlich.

Besonders wichtig ist es auch, denke ich, dass wir den effizienten Umgang mit Energie in die unterschiedlichen Unterrichtsfächer integrieren. Biologie, Geographie, Sachunterricht, Physik, Geschichte, Werken, Deutsch, Chemie und Englisch sind nur einige der Fächer, in denen die Sensibilisierung für Energieeffizienz bereits stattfindet.

Es ist von großer Bedeutung, den Kindern zu zeigen, dass Energieeffizienz eine ganzheitliche Herangehensweise erfordert. Wir sollten die Schülerinnen und Schüler ermutigen, mit uns den Weg in eine nachhaltige Zukunft einzuschlagen.

Wie können alternative Energien an Schulen integriert werden? In einigen Schulen wurden bereits Maßnahmen ergriffen oder sind in Planung. Ein herausragendes Beispiel für Energieeffizienz ist eine Schule in Wien, die sich in meinem Heimatbezirk, im 19. Bezirk, befindet; darauf bin ich eigentlich auch ein bisschen stolz.

In der Straßergasse wurde ein wegweisendes Projekt zur Energieeffizienz in älteren Gebäuden umgesetzt. Die alte Öl- und Gasheizung musste weg, Fernwärme war an dem Standort nicht möglich, daher wurde die Schule als Pilotprojekt bezüglich alternativer Energien herangezogen. Auf dem riesigen Flachdach wurde eine Fotovoltaikanlage installiert, und im Kellerbereich wurde die Ölheizung gegen eine Pelletheizung ausgetauscht. Die Öltanks wurden gegen Pelletkessel ausgetauscht. Zusätzlich wurde eine Wärmepumpe auf dem Dach installiert, die den Wärmespeicher mit Wasser versorgt und das Gebäude heizt. Mit der neuen Heizanlage wurden auch bei allen Heizkörpern die Ventile getauscht, und dadurch kommt es zu einer verbesserten Steuerung des gesamten Heizsystems in der Schule. So kann zum Beispiel an schulautonomen freien Tagen die Heizung runtergeschaltet und rechtzeitig auch wieder hochgefahren werden.

Laut Berechnungen der BIG können durch diese Maßnahmen etwa 30 Prozent der Heizkosten eingespart werden, während die Fotovoltaikanlage bis zu 70 Prozent des Eigenstrombedarfs des Hauses deckt.

Ich denke, dieses Beispiel verdeutlicht das enorme Potenzial alternativer Energiesysteme, selbst in älteren Gebäuden. Es zeigt uns, dass nachhaltiges Bauen unter Einsatz von erneuerbaren Energien in Schulen nicht nur eine Möglichkeit sein sollte, sondern eine dringende Notwendigkeit ist.

Ich finde es äußerst wertvoll, dass unser Bildungsminister mit diesen Initiativen die Weichen für unsere Zukunft stellt. Dadurch können wir auch in Zukunft sagen, dass der Strom aus der Steckdose kommt, doch wissen wir dann, dass er auch aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.20

Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Mag.Daniela Gruber-Pruner. – Bitte sehr.