9.09
Bundesrätin Elisabeth Wolff, BA (ÖVP, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen sowie Zuseherinnen und Zuseher! „Ich will mir selbst beweisen, dass ich im Leben erfolgreich sein kann“ – das ist ein Statement aus dem aktuellen Jugendbericht. Rund 73 Prozent der Jugendlichen in Österreich identifizieren sich mit diesem Statement. Ich freue mich daher sehr, zu dem Thema der heutigen Aktuellen Stunde, „Generation Zuversicht: aktuelle Lage der Jugend“, sprechen zu können.
Erst kürzlich wurde der aktuelle Jugendbericht im Nationalrat debattiert, und es ist klar ersichtlich: Während die Zukunft der Jugend und der Generation Z oft als pessimistisch und krisengeprägt beschrieben wird, sehen das die Jugendlichen selbst oft ganz anders. Das bestätigt auch der rund 300 Seiten lange Jugendbericht, und darauf möchte ich auch kurz eingehen.
Das bedeutet jetzt nicht, dass ich all die Probleme, die wir – und zwar alle in der Gesellschaft, auch die Jugendlichen – haben, kleinreden möchte. Ja, wir haben Jahre der Krisen hinter uns – ob das jetzt die Pandemie war, die Umweltkrise, die Kriege oder die Teuerung –, aber über 80 Prozent der Jugendlichen im Alter von 16 bis 29 Jahren gaben an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Es handelt sich bei der Generation Z also nicht um die Generation Krise, sondern vielmehr um die Generation Zuversicht.
Klar ist, die Generation Z ist eine Generation des Wandels, des Fortschritts und der Zukunftsvisionen, geboren in eine schnelllebige Welt, in der wir zu jeder Tages- und Nachtzeit über alle Grenzen hinweg vernetzt sind. Rund 99,9 Prozent der Jugendlichen haben Zugang zum Internet und 97 Prozent nutzen dieses auch täglich, vor allem für soziale Medien und Kommunikation. Dieser Wert liegt drastisch über dem Wert der über 30-Jährigen, von denen rund 77 Prozent das Internet täglich nutzen.
Natürlich bringt diese Vernetzung eine massive Vereinfachung in unser aller Leben – das ist uns, glaube ich, allen bewusst. Ich denke etwa an die Generation meiner Eltern: Die mussten daheim noch darauf warten, dass eine Leitung im Telefonnetz frei wurde, damit sie mit ihren Freunden oder mit ihrer Familie telefonieren konnten. Ich musste in meiner Jugend zum Beispiel am Stand-PC einen Platz erringen, um mit Freunden chatten zu können. Das ist heutzutage alles ganz anders, man ist jederzeit erreichbar, man kann jederzeit miteinander kommunizieren.
Es gibt aber auch negative Aspekte: Wir bekommen auch jederzeit Bilder von negativen Informationen, wie zum Beispiel von den Kriegen, die in der Ukraine oder im Nahen Osten stattfinden, in die eigenen vier Wände.
All das hat sich verändert und führt zu einer anderen Lebensrealität für die junge Generation. Es geht aber nicht nur um eine schnelllebige Zeit und Vereinfachung durch Vernetzung, wie im Jugendbericht, sondern auch – erst kürzlich habe ich hier im Parlament meine Rede dazu halten dürfen – um künstliche Intelligenz, eine Entwicklung, die unser aller Leben vollkommen verändern wird. Es wird gesagt, dass sie die größte Errungenschaft seit dem Buchdruck sei. Auch von dieser wird die Generation Z in ihrem Lebensalltag besonders betroffen sein.
Dass kein Missbrauch betrieben werden kann, dafür haben wir in Österreich – als EU-weit eines der ersten Länder – bereits gesorgt. Wir haben vor wenigen Wochen eine KI-Servicestelle implementiert. Diese soll sicherstellen, dass künstliche Intelligenz auch richtig genutzt werden kann. Unsere Staatssekretärin für Jugend wird nun auch die Agenden für Digitalisierung übernehmen und somit den erfolgreichen Weg von Florian Tursky fortsetzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Neben all den Zahlen, Daten und Fakten werden im Jugendbericht pro Regierungsperiode – seit den Achtzigerjahren – auch die unterschiedlichen Lebensbereiche der Jugendlichen analysiert. Es wird in die Bereiche Familie, Freizeit, Ausbildung, Arbeit, Freunde, Politik und Religion untergliedert. Dabei ist herausgekommen, dass den Jugendlichen die Familie besonders wichtig ist.
Eine Mehrheit der Jugendlichen wohnt auch noch zu Hause bei den Eltern, vor allem die Jugendlichen bis 25 Jahre. Ein Großteil der jungen Österreicherinnen und Österreicher möchte sich aber auch eigene vier Wände schaffen. Diese dienen als ein gewisser Rückzugsort und bieten ebenso die Möglichkeit der Entfaltung. Sie bieten eine gewisse Sicherheit bis ins hohe Alter und liefern den Ansporn, etwas zu erreichen.
Doch die hohen Immobilienpreise führen oft dazu, dass dieser Wunsch einfach nicht in Erfüllung gehen kann. Es ist also die Aufgabe der Politik, dabei Perspektiven zu schaffen. Mit der Wohnoffensive, die wir erst kürzlich – vor rund zwei Wochen – präsentiert haben, konnten Erleichterungen geschaffen werden. So werden 2,2 Milliarden Euro investiert, um rund 50 000 Wohnungen in Österreich für leistbaren Wohnraum in Eigentum und in Miete zu schaffen. Ebenso werden zwei von drei Gebühren für den Kauf eines Eigenheims gestrichen. Es geht also vor allem darum, junge Menschen beim Kauf eines Eigenheimes zu unterstützen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein weiterer positiver Punkt ist, dass die Zahl der Ausbildungsabbrecherinnen und -abbrecher in Österreich rückläufig ist. Die Rate lag 2021 bei einem Wert von 8 Prozent und damit deutlich unter dem EU-Schnitt von 9,7 Prozent und dem Zielwert der EU-Strategie 2030 von 9 Prozent. Außerdem erreichten im Schuljahr 2020/2021 rund 42 600 Personen einen Lehrabschluss.
Ist die Ausbildung beendet, dann ist es den Jugendlichen besonders wichtig, sich am Arbeitsplatz selbst zu verwirklichen. Es ist im Jugendbericht auch erkennbar, dass Jugendliche glücklicher sind, wenn sie in einem Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis stehen. Das ist irgendwie auch ganz logisch, weil sie doch geraume Zeit – meist acht Stunden täglich – dort verbringen. Es geht dabei also nicht nur darum, Arbeit oder Ausbildung zu absolvieren, sondern es hat auch einen sehr wichtigen sozialen Aspekt neben der Familie.
Ebenso klar aus dem Jugendbericht ersichtlich ist, dass wir weiterhin die Rolle der Frau stärken müssen. Der aktuelle Jugendbericht hat ergeben, dass Frauen auch bei der jungen Generation in den verschiedenen Lebensbereichen immer noch benachteiligt sind. So sind Frauen und Mädchen vor allem in den Mint-Berufen unterrepräsentiert. Im Hinblick auf die ökonomische Selbstbestimmung und die individuelle Berufswahl ist es daher besonders wichtig, junge Frauen und Mädchen bei der Bildungs- und Berufswahl zu unterstützen.
Durch das Sichtbarmachen moderner Rollenbilder und vielfältiger Berufsbilder sollen junge Frauen ermutigt werden, ihren Beruf mit echter Wahlfreiheit zu wählen, was in weiterer Folge zu mehr Einkommensgerechtigkeit führt. Dazu zählt ebenso die Stärkung von Frauen in Führungspositionen. Der Vorbildcharakter spielt dabei eine ganz wichtige Rolle.
Ebenso herausgekommen ist, dass junge Menschen immer später Kinder bekommen, Tendenz steigend. Das liegt daran, dass die berufliche Ausbildung vor allem durch den Besuch einer Universität immer später beendet wird. Mit einem Durchschnittsalter von 31,5 Jahren bei der Geburt des ersten Kindes wollen sich Paare meist zuerst eine Existenz aufbauen und ihre berufliche Position festigen, bevor das Abenteuer Kinder startet. Die Verwirklichung im Beruf steht also dem Kinderwunsch von Paaren leider immer noch oft entgegen. Durch die Schwangerschaft und Betreuungspflichten besteht die Befürchtung von sozialem Abstieg, Einkommensverlusten oder gar dem Verlust der beruflichen Position, die man sich erarbeitet hat. In diesem Zusammenhang gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die unser Bundeskanzler Karl Nehammer (Ruf bei der SPÖ: Der nicht da ist!) in seinem Österreichplan unter den Aspekten Familie, Leistung und Sicherheit präsentiert hat und für die wir uns auch als ÖVP weiterhin einsetzen werden. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Schennach: Wie heißt er? – Bundesrätin Grimling: Schmäh-hammer!)
Drei konkrete Punkte dazu: erstens der Vollzeitbonus von 1 000 Euro – ebenso unter Berücksichtigung von Betreuungspflichten –; zweitens der flächendeckende Ausbau von Kinderbetreuung; drittens ein automatisches Pensionssplitting ab der Geburt eines Kindes, und zwar bis zum zehnten Lebensjahr. (Rufe bei der SPÖ: Ja, genau! – Bundesrätin Schumann: Genau, das wird helfen! Das hilft am besten!) Dadurch wird die Verantwortung der Paare gerecht geteilt und weniger Frauen leiden unter Altersarmut. (Bundesrätin Grossmann: Dann sind alle zwei arm!)
Ich könnte jetzt wahrscheinlich noch stundenlang über die unterschiedlichen Lebensbereiche der Jugend und den rund 300 Seiten langen Jugendbericht reden, eines ist jedoch klar ersichtlich: Der Bericht bestätigt, dass die Jugendpolitik in Österreich auf einem guten Weg ist. Das ist vor allem dem konsequenten Weg unserer Staatssekretärin Claudia Plakolm und unseres Bundeskanzlers Karl Nehammer zu verdanken. (Beifall bei der ÖVP.)
Das haben wir in der Vergangenheit bewiesen und dafür werden wir uns auch zukünftig einsetzen, sodass die Generation Z voller Zuversicht sagen kann: Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich im Leben erfolgreich bin. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger.)
9.19
Präsidentin Margit Göll: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Korinna Schumann. – Bitte.