14.00
Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen, Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen! Ja, nach dem abenteuerlichen Ausflug (erheitert) des Kollegen Leinfellner ins, ich weiß nicht, World Wide Web, zu Corona, zu Genderwahn und in sonstige Gefilde komme ich zum eigentlichen Tagesordnungspunkt zurück. (Bundesrat Steiner: Weil dir die nichts anderes aufschreiben! Weil die Rede schon vier Tage alt ist! Weil du nicht replizieren kannst!)
Wir behandeln jetzt nämlich ein Digitalisierungspaket, das tatsächlich Erleichterungen für Schülerinnen und Schüler, für Pädagog:innen und Eltern bringt. Wer Kinder hat, kennt die Zettelwirtschaft zu Schulbeginn, zu Schulschluss, und dazwischen werden die Mitteilungen auch nicht weniger. Da gibt es ständig irgendwelche An- und Abmeldungen zu unterschreiben, Frühwarnungen, Hortabmeldungen an Ausflugstagen und was es sonst noch so alles gibt. Was das für einen Aufwand besonders auch für die Pädagoginnen und Pädagogen und im Speziellen zu Schulbeginn bedeutet, das hat Kollege Ruf schon eindrücklich erklärt.
Unsere beiden jüngsten Söhne befinden sich zwar in der gleichen Schulstufe, besuchen aber zwei unterschiedliche Schulen, und da gibt es verschiedene Systeme. In der einen Schule gibt es schon seit Längerem SchoolFox, und das funktioniert auch einigermaßen, in der anderen Schule hatten sie bis vor Kurzem tatsächlich noch ein sogenanntes Gravis. Das war ein wirklich haptisches Heft, eine Mischung aus Schulplaner und Mitteilungsheft. Das hat auch irgendwie funktioniert, bis zu dem Zeitpunkt, zu dem es irgendwie unauffindbar war. Dann waren halt alle Notizen, Mitteilungen und Sonstiges wieder weg – zurück zum Start hieß es dann.
Alle Programme, wie sie Kollegin Hahn beschrieben hat, können bisher nicht miteinander verknüpft werden. Das neue Bildungsportal soll nun diese Verknüpfung schaffen, das ist vor allem für Eltern eine Erleichterung.
Mit diesem Digitalisierungspaket vereinfachen wir einerseits die Verwaltung und auch die Interaktion zwischen Schule, Eltern und Schülerinnen und Schülern – also nicht nur die Kommunikation, sondern tatsächlich auch die Interaktion. Das nützt, wie gesagt, Eltern, Schülerinnen und Schülern und auch den Pädagoginnen und Pädagogen. Das Paket bringt zum Beispiel Dinge wie die Möglichkeit eines elektronischen Schülerausweises, auch die Möglichkeit, dass man Zeugnisse auch später noch elektronisch abrufen und selber ausdrucken kann. Wer ein Kind hat, das schon einmal seine Schulnachricht verschmissen hat, und versucht hat, eine Kopie davon zu bekommen, wird es zu schätzen wissen, dass das dann relativ einfach geht. Es bringt auch den automatischen Datenabgleich mit dem Meldeamt auf sicheren Servern, die beim Bundesrechenzentrum untergebracht sind, also auch einen einheitlichen Datenschutz.
Also alles in allem ist das tatsächlich eine wirklich gelungene Sache und ein Schritt in Richtung Zukunft.
Der zweite wichtige Punkt, den wir heute behandeln, ist eine umfassende und vor allem auch zukunftsgerichtete Reform der VWA, der vorwissenschaftlichen Arbeit. Und ja, die Kritik ist berechtigt, dass das alles sehr schnell gegangen ist. Uns wäre es auch lieber gewesen, hätte es im Vorfeld umfassende gemeinsame Diskussionen und eine gemeinsame Auseinandersetzung gegeben. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass wir Gelegenheiten beim Schopf packen sollten, wenn sie sich ergeben, und das ist eine gute Gelegenheit.
Eine Reform der VWA ist notwendig, das war uns allen schon seit Längerem bewusst. Wir ermöglichen damit nämlich erstmals stärkenorientiertes und individuelles Arbeiten der Schülerinnen und Schüler ihren Interessen entsprechend mit den Medien, die sie besonders interessieren. Also ich finde das ganz gut, da kommen wir tatsächlich einer schüler- und stärkenzentrierten Sicht von Bildung doch ein Stück weit näher.
Wichtig ist vor allem, dass wir die VWA nicht abschaffen, dass wir vor der KI nicht kapituliert haben, uns von der KI nicht geschlagen geben. Im Gegenteil: Die VWA wird kreativ zur neuen Abschlussarbeit weiterentwickelt. Wir integrieren die neuen Medien, anstatt sie zu verdammen, das ist wichtig und zukunftsorientiert.
Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich weiterhin intensiv mit einem selbst gewählten Thema, und das ist und bleibt natürlich das Hauptziel. Sie lernen dabei, zu recherchieren und zu forschen, sie lernen, dass für die Überprüfbarkeit die Dokumentation und Reflexion des Prozesses wichtig ist, und sie lernen Quellenkritik und Reflexion von Quellen.
Neu ist, dass die Schülerinnen und Schüler das künftig eben ihren Interessen und Stärken entsprechend in unterschiedlichster Form tun, nämlich multimedial, mit Interviews, Forschungsprojekten, Werkstücken, Videos, Podcasts, was auch immer die Jugendlichen tatsächlich interessiert. So geht Motivation, so bringen wir die individuellen Talente junger Menschen bestmöglich zur Geltung.
Gut ist auch, dass es einen sanften Übergang, eine Übergangsregelung gibt: Jeder Schüler, jede Schülerin kann selbst entscheiden, ob sie diese neue Form jetzt schon wählt. Alle, die das wollen, bekommen ab dem kommenden Schuljahr die Möglichkeit dazu. Ich freue mich, wenn diese dann schon möglichst viele Schülerinnen und Schüler wahrnehmen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)
14.06
Präsident Mag. Franz Ebner: Danke.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Manuela-Anna Sumah-Vospernik. Ich erteile ihr das Wort.