13.02
Bundesrätin Heike Eder, BSc MBA (ÖVP, Vorarlberg): Frau Präsidentin! Lieber Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher daheim via Livestream! Ich melde mich heute eigentlich nicht zu diesem Tagesordnungspunkt zu Wort, sondern weil es heute meine letzte Rede im Bundesrat sein wird. Es fühlt sich für mich ein bisschen so an, als ob ein Skifahrer sein letztes Weltcuprennen bestreitet: ein bisschen Wehmut und natürlich Vorfreude zugleich.
Vor knapp fünf Jahren bin ich im Bundesrat angelobt worden. Damals mit dabei war mein erst fünf Wochen alter Sohn, backstage mein wahrscheinlich größter Fan; mittlerweile ist noch ein zweiter Fan dazugekommen. Von da an ging es für mich eigentlich immer so den Hang hinunter, natürlich nicht ohne Haarnadeln und auch nicht ohne gefährliche Steilkurven und Sprünge. Die Strecke war nicht immer einfach, wir hatten wirklich gefährliche Passagen zu meistern (Ruf: Eine Buckelpiste!), die Coronakrise beispielsweise – eine Buckelpiste, genau –, wir hatten das schockierende Attentat in Wien, den Angriffskrieg auf die Ukraine, aber auch die Teuerungssituation hat uns sehr gefordert.
Es gab Momente, da wünschte ich mir einen Helm mit dicker Polsterung oder auch eine Absperrung mit doppeltem B-Netz, aber gemeinsam sind wir durch diese Zeit, durch diese schwierige Phase gefahren, immer wieder aufgestanden, wenn wir gestürzt sind; wir haben uns gegenseitig motiviert und neue Herausforderungen auch angenommen. Dabei habe ich immer versucht, mich für die Themen starkzumachen, die mir besonders am Herzen liegen: für Arbeit, für Familien, für Sport, aber auch für Menschen mit Behinderung.
Als jemand, die selber eine Behinderung hat und mit einer Behinderung lebt, war es mir immer ein besonderes Anliegen, Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt zu rücken – nicht als Sonderfall, sondern als selbstverständlichen Teil unserer Gesellschaft (allgemeiner Beifall), quasi also als Mitfahrende auf der gleichen Skipiste.
Was mich in diesen fünf Jahren fraktionsübergreifend ganz besonders berührt hat, war und ist, dass ihr mir immer das Gefühl gegeben habt, ein Teil dieses Bundesratsteams zu sein – ohne Sonderstatus, ohne Extraliftpass, sondern einfach eine ganz normale Kollegin –, und dafür sage ich herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie der Bundesrätinnen Sumah-Vospernik und Theuermann.)
Ihr wart wie die Bundesratsskifamilie: mit unterschiedlichsten Mannschaften, mit inspirierenden Ideen, vielen Aha-Erlebnissen, hitzigen Diskussionen und ab und zu auch viel Theater, bei dem man – ich sage es einmal so – bei freiem Eintritt und erste Reihe fußfrei gesessen ist.
Ein besonders herzliches Danke möchte ich natürlich meiner Fraktion, meiner ÖVP-Bundesratsfraktion aussprechen. Ihr wart so mein Serviceteam im Zielraum. Ihr habt mir immer die Ausrüstung getragen, wenn ich zum Beispiel kurz zum Stillen wegmusste. Ihr seid bei Ausschüssen eingesprungen. Ihr habt mir meine Handtasche getragen, den Koffer gerollt und habt mir immer den Rücken gestärkt, wenn ich Hilfe brauchte. Herzlichen Dank euch! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik.)
Ich durfte in diesen Jahren viele wirklich großartige Menschen kennenlernen. Die politischen Berg-und-Tal-Fahrten waren oft intensiv, aber sie haben mich geprägt. Und jetzt, wo ich dann den Wechsel in den Nationalrat wage, fühlt es sich so an, als ob ich nun auch die Skipiste wechseln würde. Es wird eine neue Strecke sein, aber eines wird jedenfalls bleiben, nämlich: Der Bundesrat wird immer meine Heimat bleiben. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesrät:innen von SPÖ und Grünen.)
Hier habe ich gelernt, Haarnadeln zu passieren und mich auf hohe Sprünge vorzubereiten, und hier habe ich wirklich viele schöne Momente gemeinsam auch mit vielen von euch erleben dürfen.
In diesem Sinne ziehe ich jetzt noch meine letzten Schwünge durch diesen Bundesrat. Es war mir eine Ehre und eine große Freude, einen Teil dieser Reise gemeinsam mit euch zu bestreiten. Jetzt wartet einfach ein neuer Hang auf mich, aber egal, wohin mich meine Skier dann auch tragen: Der Bundesrat wird immer meine Startrampe bleiben. – Danke. (Anhaltender allgemeiner, von den Bundesrät:innen von ÖVP, SPÖ und Grünen sowie von Bundesrätin Sumah-Vospernik stehend dargebrachter Beifall. – Die Bundesrät:innen Himmer und Schumann reichen der Rednerin die Hand.)
13.07
Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Liebe Heike, lass mich nur ganz persönlich sagen: Du bist eine wunderbare Frau und eine großartige Kollegin, und wir sind sehr neidisch, dass wir dich an den Nationalrat verlieren. Wir werden dich vermissen.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Bitte.