RN/12

10.02

Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner (SPÖ, Wien): Hohes Präsidium! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute dieses Thema behandeln, nämlich die psychische und mentale Gesundheit von jungen Menschen. Gleich zu Beginn möchte ich ein riesiges Dankeschön für diese Initiative und für dieses umfassende Maßnahmenpaket von drei Regierungsressorts gemeinsam, nämlich Bildung, Jugend und Soziales, sagen. 

Im Ministerratsvortrag vom 2. Juli wurden diese umfangreichen Maßnahmen beschrieben. Das zeigt, dass diese Regierung handelt, und zwar schnell handelt, und nicht nur die Probleme beklagt, sondern ins Tun kommt. Die Regierung setzt damit ein starkes Zeichen für die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Sie stellt dieses Thema in den Mittelpunkt, bei dem es darum geht, mehr psychische, sozial-emotionale Unterstützung in Krisensituationen anzubieten und auch die Nachbetreuung von betroffenen Schülern in den Blick zu nehmen. 

Ich möchte noch einmal auf die drei Ziele eingehen, weil mir diese zeigen, wie umfassend und ganzheitlich an dieses Thema herangegangen wird. Es geht nicht nur darum, sozusagen ein Bewusstsein für die eigene psychische Verfasstheit herzustellen und das auch zu thematisieren, sondern auch die Resilienz zu steigern, wenn es darum geht, mit schwierigen Situationen zurechtzukommen, um schlussendlich als junger Mensch handlungsfähig zu werden und das eigene Leben in den Griff zu bekommen. 

Das Thema selber hat natürlich Schwere bekommen, und nicht zuletzt durch das unglaubliche Attentat in Graz sind auch Traurigkeit und Verzweiflung hinzugekommen. Umso mehr freut es mich aber, dass jetzt sehr schnell Handlungen gesetzt werden. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)

Leider ist das Thema der mentalen Gesundheit – Sie haben es erwähnt, Herr Minister – noch immer ein Tabuthema. Im Rahmen der letzten Ö3-Jugendstudie, bei der viele junge Menschen befragt werden, geben 45 Prozent der jungen Menschen an, dass man über mentale Gesundheit beziehungsweise über psychische Probleme nicht redet. Und da liegt schon die Wurzel des Problems, denn wenn man über ein Thema nicht reden kann, kann es auch schwer behandelt werden. 

Diese Generation, von der wir reden, ist tatsächlich belastet. Ein Thema in diesem Zusammenhang ist die Coronapandemie und ihre Auswirkungen. Es greift aber zu kurz, nur dort anzusetzen. Die Problemlagen sind vielschichtig, und das tut mir für diese Generation unglaublich leid. Die Zukunftsperspektiven, Stichwort Klima, sind düster. Die aktuelle Situation – ich denke an die diversen kriegerischen Auseinandersetzungen auf dieser Welt – ist bedrohlich. Die Informationskanäle wie Tiktok oder Youtube sind ungefiltert. Und daneben sind, wie gesagt, die Auswirkungen der Coronapandemie spürbar. Es ist dies eine vielschichtige Gemengelage, mit der diese junge Generation zurechtkommen muss. All das schreit danach, den jungen Menschen Orientierung, Sicherheit, Halt zu geben, und mit diesem Maßnahmenpaket wird ein guter Versuch gestartet. Es geht um Prävention von Krisen, es geht aber auch darum, zu versorgen, wenn die Krisen angekommen sind. 

Meine Vorredner:innen sind ausführlich auf die einzelnen Maßnahmen eingegangen, die alle zu begrüßen sind. Ich möchte noch einmal herausstreichen: Das Jugend-Coaching wird glücklicherweise fortgesetzt, und bei Workshops wird auf die Expertise der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit zurückgegriffen. Im Hinblick darauf habe ich das Gefühl, dass es noch gutes Potenzial gibt, diese Bereiche zu verschränken.

Etwas möchte ich noch mitgeben, wenn es um die nächsten Schritte in diesem Bereich geht: Mir kommt es so vor, dass bei all den Suspendierungen, Schulabbrüchen beziehungsweise Exitgesprächen ein noch proaktiverer, tatsächlich aufsuchender Zugang notwendig wäre. Man sollte wahrscheinlich gemeinsam mit der Kinder- und Jugendhilfe tatsächlich hinsichtlich der Gründe nachsehen, wenn Kinder und Jugendliche von der Bildfläche verschwinden. Man sollte zu den Kindern nach Hause zu gehen und schauen, wo sie sind und wie es ihnen geht, man sollte erörtern, welche die nächsten Schritte sind und welches Unterstützungssystem angeboten werden kann, damit diese Kinder eben nicht verschwinden. 

5 Minuten sind zu kurz für dieses Thema. Daher möchte ich jetzt noch ein letztes Erfolgsrezept uns allen und auch Ihnen, Herr Minister, mitgeben: Immer, wenn es darum geht, gute Maßnahmen für junge Menschen zu entwickeln, ist es ein goldenes Rezept, die jungen Menschen mit einzubinden, und zwar an jeder Stelle, wo sie sind. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)

Es geht darum, in der Schule, im Verein und hoffentlich auch schon im Kindergarten, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen darüber nachzudenken: Wo drückt der Schuh? Wo sind Angstträume? Wo sind Unsicherheiten? Es geht darum, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, sie zu befähigen und zu ermutigen, handlungsfähig und selber auch Teil der Lösung zu werden. Das hat sich immer noch bewährt, und das möchte ich an dieser Stelle noch einmal stark unterstreichen. Vielen Dank, dass wir das heute diskutieren. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)

10.08

Präsident Peter Samt: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Nikolaus Amhof. – Ich erteile dieses. 

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 65 Abs. 2 GO-BR autorisiert.