Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 107. Sitzung / Seite 178

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der Werteinheiten den Schulen die Möglichkeit, auch solche Assistentenposten, in welcher Form auch immer, zu belassen beziehungsweise neue Assistenten anzustellen. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

21.10

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. – Bitte.

21.10

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Zuerst kurz eine Feststellung zur Rede des Kollegen Dr. Rada: Hier in diesem jüngst erschienenen Büchlein (die Rednerin hält eine Broschüre in die Höhe) mit dem Titel "Schule männlich, Schule weiblich" können Sie die subtilen Benachteiligungen von Mädchen in koedukativ geführten Schulen in ganz bestimmten Phasen des Unterrichtes nachlesen. Diese sind eindeutig mit neuen empirischen – und auch anderen – Daten belegt.

Zweitens komme ich zum Antrag Schaffenrath und zum Antrag Brinek, Krammer beziehungsweise Krammer und Brinek.

Frau Kollegin Schaffenrath hat offenbar nicht nur die bisherigen Ergebnisse nicht ganz ernst genommen, sie hat auch die Dinge, die bisher bildungspolitisch vor allem durch Frau Ministerin Gehrer eingeleitet und umgesetzt wurden, nicht ganz registriert, denn sonst hätte sie sich ihren Antrag etwas anders ausdenken müssen.

Der Antrag Brinek, Krammer hingegen unterstützt jene Initiativen, die – wie heute wieder anschaulich nachgewiesen wurde – bereits auf Schiene sind und in den Schulen beziehungsweise im Schulbereich umgesetzt werden. Was wir noch zusätzlich fordern, ist, die aktuell im Umbau befindlichen Lehrpläne der Sekundarstufe II weiter mit jenen Bildungsinhalten zu versehen, die sich aus dem Prinzip Gleichstellung von Mädchen und Burschen ergeben. Wir sind da, wie ich meine, auf dem richtigen Weg. Das ist das Ziel unserer Gleichstellungspolitik. Im Unterausschuß des Gleichbehandlungsausschusses bekommen wir von den Experten beispielsweise zu hören, daß wir durch Gesetze, Vergaberechte und ähnliches weniger erreichen. Ich meine, daß man da sehr früh, vor allem in den Schulen, ansetzen muß.

Der Antrag Brinek und Krammer zielt darauf ab – und ich meine, sowohl Parlament als auch Regierung sind auf guter Linie gemeinsam unterwegs –, daß sich die Regierung beziehungsweise die dafür zuständigen Regierungsmitglieder vor allem der Dimension des Lernens, des frühen Einstiegs, des Bewußtwerdens annehmen. Das soll vor allem auch in Kooperation mit der Frauenministerin geschehen. Dies könnte sehr schön mit der neuen verbindlichen Übung "Berufsorientierung" gelingen. Wir wissen nämlich aus unseren Erfahrungen im Bereich der Familienpolitik – und da zeigt sich, wie integrativ Frauenförderung ist –, daß es für Mädchen selbstverständlich ist, einen Beruf auszuüben, daß sie aber auch sehr früh bewußt darangehen müssen, zu planen, wie sie Beruf und Familie organisieren und wo die ganz speziellen subtilen Benachteiligungen liegen. Daher ist der Antrag Brinek und Krammer sehr zu empfehlen; der Antrag Schaffenrath trifft die Sache eigentlich nicht.

Zum Abschluß noch ein kleiner Hinweis und eine Bemerkung an Frau Kollegin Haidlmayr. Ich weiß, daß in Fragen der Integration Behinderter realistische Denker und romantische Denker unterwegs sind. Wenn Sie Howorka und Schönwiese zitieren, dann muß ich dazu sagen: Ich unterstelle diesen wohl ausgewiesenen und kompetenten Professoren, daß sie auch mit viel Romantik einer Idylle von Integration nachlaufen, die nie Wirklichkeit werden wird.

Bitte beschäftigen Sie sich auch mit Theorien von Häberlin, Bach, Severinski, Rett und besuchen Sie bei Gelegenheit das Behindertenhilfehaus in Rohrbach bei Stockerau! Dort wird auf vorbildliche Weise danach getrachtet, daß die integrierten Kinder später nicht irgendwo sozusagen im Nirwana landen, sondern die Chance auf Stufenlehre oder Anlehre, auf Lebensbegleitung und jedwede Art von Betreuung haben. Fahren Sie hinaus! Schauen Sie das sich an! Reden Sie mit den Leuten! – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

21.14


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