Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 15

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einzelnen Fakultäten mehr, an anderen weniger. Ich habe den Eindruck, daß die Universitäten bestrebt sind, das Wintersemester einigermaßen, so gut es eben geht, mit Ach und Krach über die Bühne zu bringen, auch mit Goodwill der Betroffenen, muß ich sagen, die bereit sind, zum Teil unentgeltlich oder eben nicht mit remunerierten Lehraufträgen zu lesen. Dieses Mal, im Wintersemester, weil verhandelt wird, weil unklar ist, wie die Sache ausgehen wird. Aber wie wird es weitergehen? Was wird im Sommersemester sein?

Die Lehrauftragskontingente für das Sommersemester sind derzeit nicht bekannt. Das ist unüblich. Früher war es möglich, zumindest ein Studienjahr einigermaßen im voraus zu planen, indem die Kontingente zu Beginn des Wintersemesters bekanntgegeben wurden, und zwar auch für das kommende Sommersemester. Das ist derzeit nicht der Fall. Wie soll eine vernünftige Planung unter diesen Bedingungen stattfinden?

Ich verstehe nicht ganz, warum das ein großes Problem ist. Denn wenn ich richtig verstanden habe, tritt das neue Dienstrecht ohnedies erst im Wintersemester 1997 in Kraft, sodaß man nicht argumentieren kann, daß man erst die Dienstrechtsverhandlungen und die budgetären Auswirkungen dieser Verhandlungen abwarten muß, bevor man über die Lehraufträge reden kann.

Herr Bundesminister! Wir wissen alle, daß Sie unter extrem schwierigen budgetären Bedingungen zu arbeiten haben. Aber das Ziel des Wissenschaftsministers kann sich ja nicht darauf beschränken, unter diesen widrigen Bedingungen Budgetanpassung zu betreiben – da zu kürzen, dort zu kürzen – und in Summe irgendwie die Gemüter trotzdem einigermaßen ruhig zu halten. Das kann doch nicht alles sein.

Ich weiß auch nicht, ob es Ihnen gelingen kann, bei konstanten nominellen Budgetzahlen einerseits, aber steigenden Studentenzahlen andererseits dieses "Werkl" am Leben zu erhalten. Denn die steigenden Studentenzahlen, Herr Bundesminister, habe nicht ich erfunden, haben nicht die Grünen erfunden, sondern diese stehen ja in dem soeben von Ihnen vorgelegten Hochschulbericht, in dem auch für die nächsten Jahre Prognosezahlen enthalten sind. Soweit mir bekannt ist, ist jetzt im laufenden Wintersemester bereits eine erhebliche neuerliche Steigerung der Studentenzahlen zu beobachten. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

11.26

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Nowotny. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Dr. Khol: Das Ballett der Professoren!)

11.26

Abgeordneter Dr. Ewald Nowotny (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Abgeordneter Van der Bellen hat fair begonnen. Ich möchte das auch in aller Fairneß anerkennen, daß es eine gewisse Berechtigung hat, sich mit dem Thema Krise der Universitäten zu Beginn des Semesters zu befassen. Ich glaube nur, wenn man versucht, das Ganze objektiv anzugehen, so muß man sagen: Von einer Krise der Universitäten zu sprechen, ist zum Teil richtig und zum Teil falsch.

Richtig ist, daß wir derzeit eine große Diskussion haben, die in diese Richtung geht. Also wenn etwa ein Buch mit dem Titel "Ist die Uni noch zu retten?" herauskommt, so muß ich sagen, daß das natürlich ein Indiz für eine Krise der Universitäten ist. Nur möchte ich darauf hinweisen, daß sich dieses Buch mit den Universitäten in Deutschland befaßt.

Es gibt eben eine Diskussion, die in diese Richtung geht, die im Prinzip das gesamte Universitätsleben der Industriestaaten betrifft. Es stellt sich die Frage, wie dieses System unter Strukturwandlungen weitergehen soll. Das ist ein relevantes Thema. Nur möchte ich jetzt in dieser kurzen Zeit nicht darauf eingehen.

Der zweite Aspekt betrifft den konkreten österreichischen Alltag. Da gibt es natürlich eine Fülle von Fragen. Ich glaube aber, es ist notwendig, in dieser Frage doch einen klaren und nüchternen Blick zu behalten.


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