Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 125

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cen unserer Jugend. Daher sage ich, dass hier raschest – wirklich raschest! – reagiert werden muss. (Beifall bei den Freiheitlichen sowie des Abg. Fink. )

Ich möchte aber bei aller Kritik auch nicht verhehlen, dass es in der heutigen Studiensituation durchaus auch Bereiche gibt, die positiv hervorzuheben sind, etwa was den freien Zugang zu den Universitäten oder auch was die zwar zögerliche, aber doch stattgefundene Forcierung von Fachhochschulen und Privatuniversitäten betrifft.

Meine Damen und Herren! Mit dem UOG 1993, den neuen Studiengesetzen, der Akkreditierung der Privat-Unis, den Fachhochschulen und einigen anderen Maßnahmen wurde versucht, den Qualitätsverfall von Österreichs akademischer Ausbildung zu bremsen und der langen Studiendauer und den hohen Drop-out-Raten zu begegnen. Diese verschiedenen Maßnahmen waren sicherlich gut gemeint – das möchte ich gar nicht in Frage stellen –, und sie haben zum Teil sogar auch punktuell zielführend gewirkt. Sie erfolgten aber allesamt – und das ist meine Kritik, meine Damen und Herren – ohne systematisches Gesamtkonzept, und genau da liegt auch die Crux.

Diese Bundesregierung, die jetzt hier antritt, um für die Studenten erstmals eine wirkliche Verbesserung zu erreichen, wird es schaffen, durch eine echte Strukturreform und durch eine Effizienzsteigerung zu einer Verkürzung der Studiendauer zu gelangen. Diese Regierung wird es dadurch schaffen, den Studierenden das zu ermöglichen, was Sie in den letzten Jahren nicht geschafft haben, nämlich ein Studieren in der Mindeststudienzeit, was der Normalfall sein sollte! (Beifall bei den Freiheitlichen sowie des Abg. Fink.  – Zwischenruf des Abg. Öllinger. )

19.03

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 10 Minuten. – Bitte.

19.03

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! "Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte und spräche zu mir: Wähle!, ich fiele ihm mit Demut in seine Linke und sagte: Vater gib! Die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein!" – Lessing zur Wahrheitssuche.

Das habe ich besonders für meinen Kollegen Emmerich Schwemlein gesagt, weil er so gerne intellektuelle Zitate hört, aber jetzt ist er nicht da. (Abg. Dr. Khol: Man kann ihm das Protokoll schicken!) Ich werde ihm das zum Nachlesen geben.

Wilhelm von Humboldt hat, so meine ich, die Universitätsidee später ebenso treffend formuliert. Obwohl historisch ist sie aber heute so ungebrochen gültig wie je zuvor. Humboldt hat nämlich gemeint: Die Universitäten sind weder als Gymnasien noch als Spezialschulen – im heutigen Sinn als Fachhochschulen – zu führen und zu behandeln, sondern – ich interpretiere – ihrem eigenen Zwecke nach zu führen. Der eigene Zweck ist die volle Entfaltung der geistigen Kräfte – man könnte sagen – zum Personenwohl und zum Staatswohl.

Meine Damen und Herren! Die genannten aktuellen Humboldt'schen Prinzipien betreffend Universitäten und Hochschulen laden ein, einen Blick auf die tatsächliche Situation, in die tatsächlichen Hochschulen zu machen. Das ist umso mehr möglich, als wir dies über das Studium des Hochschulberichts tun können. Ich möchte mich auch beim Ressort sehr herzlich bedanken, weil wir schon lange keinen so umfassenden, das heißt mehrbändigen Bericht, keine so ausführliche Dokumentation mehr erhalten haben.

Dieser Hochschulbericht, meine ich, räumt mit einigen Vorurteilen und Missverständnissen auf.

Missverständnis Nummer 1: Die Drop-out-Rate und die Studienzeit wären in Österreich in der letzten Zeit besonders stark angestiegen. – Diese Aussage ignoriert die soziokulturelle Situation der aktuellen Studierenden – siehe dazu den Bericht zur sozialen Lage der Studierenden – und die europäischen Vergleichsziffern. Der Hochschulbericht informiert über die tatsächliche Si


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