Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 127

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Meine Damen und Herren! Zur Zukunft der Hochschulen hat Wolf Rauch einmal in einem Beispiel zitiert – ich will mit diesem schließen –:

Die Universitäten kommen mir manchmal vor wie ein hochspezialisiertes Fahrzeug, das geschaffen wurde, um in schwierigstem Gelände Neuland zu entdecken. Allerdings bedienen sich immer mehr Menschen dieses Fahrzeugs, um damit den täglichen Büroweg hinter sich zu bringen. Die Menschen tun das, weil dieses Fahrzeug ein gutes Image hat, weil zu wenige andere Fahrzeuge in der gehobenen Klasse angeboten werden, vielleicht auch aus Angst vor einem plötzlichen Wintereinbruch. – Zitatende.

Wenn wir mit dem "Fahrzeug Universität" ein bisschen sorgfältiger und schonender umgehen werden und wollen – das Regierungsprogramm macht mich zuversichtlich –, dann bin ich überzeugt davon, dass die exklusive Zukunft dieses Fahrzeuges sicher ist. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

19.11

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Povysil. – Bitte.

19.11

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Meine Damen und Herren! Vor knapp zwei Monaten war mein Kommentar zur sozialen Lage der Studenten der Bettelstudent, und nun steht der Hochschulbericht 1999 zur Debatte. Der Hochschulbericht ist ein dreibändiges Werk mit sehr viel Information und sehr vielen offenen Fragen. Dieser Bericht spiegelt ganz deutlich die Schwachpunkte des Universitätswesens wider, er vermeidet aber eine ausführliche Behandlung erkannter Schwachstellen.

Lassen Sie mich zuerst einmal kurz zu den Frauen und dann zum Grund des heutigen Zustandes der Universitäten Stellung nehmen. Wie präsentiert sich die Frau in ihrer Stellung zur Universität der Öffentlichkeit? Einige Schlagzeilen: "Frauenanteil an der Uni: Der Frauenanteil an Uniprofessoren ist erbärmlich." – Diese Schlagzeile stammt vom ehemaligen Wissenschaftsminister Dr. Einem. "Unter 200 Absolventen des Mechatronikstudiums an der Linzer Uni war nur eine Frau"; "Erstmals absolviert eine Frau das Theologiestudium"; "Frau an der Spitze eines Universitätskollegiums"; "Habilitation soll weg, damit Frauen nach oben kommen"; eine komplette Unkenntnis widerspiegelnde Forderung, andererseits sind natürlich auch Rektoren gegen die Abschaffung dieser Habilitation. Man sieht die Widersprüchlichkeit des Themas Frau in Studium und Lehre.

Ein Beispiel aus meinem Beruf. Ein Patient kommt und fragt: "Schwester, wo ist der Herr Primar?" Antwort: "Er steht vor Ihnen!" – Das ist eine Situation, die in meinem Beruf sehr oft vorkommt. Dieser Satz zeugt allerdings noch von einem ganz veralteten Gedankengut der Prädominanz von Männern in gewissen Berufswelten.

Aber, meine Damen und Herren, nicht mehr lange! Der Frauenanteil der Studierenden beträgt derzeit 48 Prozent. Im Jahre 2001 wird er 50 Prozent betragen. Frauen stürmen die Universitäten. In Graz stehen 16 000 Studentinnen 12 000 Kollegen des "starken Geschlechts" gegenüber. Hier lässt sich frei nach US-Vorbild die Frage stellen: Where are the guys?, während man im Führungsbereich der Universitäten und gewisser Berufsgruppen wieder gegenteilig rufen müsste: Where are the girls?

Aber am Ende des 20. Jahrhunderts, meine Damen und Herren, haben Frauen die Uni-Bildungsleiter fest ergriffen, und sicherlich werden sie im 21. Jahrhundert die Leiter dieser Bildungsinstitutionen auch erklimmen.

Nun zu den Universitäten. Die österreichischen Universitäten haben sich, wie die meisten Universitäten in Europa, über mehrere Jahrhunderte entwickelt und können auf viel Tradition, aber auch auf viel wissenschaftliche und didaktische Substanz verweisen. Sie sind derzeit nahezu die alleinigen Träger der akademischen Ausbildung und sind für zirka 70 Prozent des österreichischen Forschungspotentials verantwortlich. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der öster


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