Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 135

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werden, Herr Kollege, da bin ich mir nicht so sicher wie Sie. (Abg. Dr. Martin Graf: Sie müssen nur beim Infrastrukturministerium schauen!)  – Ich rede gerne mit Ihnen, aber meine Redezeit ist begrenzt. Sie sehen, das Licht blinkt schon. (Abg. Dr. Martin Graf: Ich wollte Ihnen nur einen Tipp geben!)

Im sechsten Absatz – das ist für mich auch nachfragenswert – des Bildungskapitels der Regierungserklärung wird konkret auf das Thema "Moderne Technologien" eingegangen. Dort steht, dass durch eine umfassende Strukturreform und durch Reformen im Studienangebot sowie durch den Einsatz moderner Technologien die Studiendauer wirksam verkürzt werden soll.

Diese Formulierung beweist mir – oder warnt mich davor –, dass Sie unter "neue und moderne Technologien" ausschließlich eine quantitative Veränderung verstehen. Wir Sozialdemokraten wünschen uns aber auch den qualitätsorientierten Zugang und den qualitätsorientierten Gesichtspunkt in dieser Thematik. Die Integration neuer Medien im gesamten Bildungsbereich ist von größter Bedeutung, um neuartige Möglichkeiten in der Wissensvermittlung und in der Lehre sicherzustellen, aber auch, um neue Möglichkeiten des Lernangebotes, etwa eine zeitliche und räumliche Entkoppelung anzubieten. Neue Formen der Strukturierung des Studiums können angeboten werden, zum Beispiel eine stärkere Betonung des eigengeleiteten Studiums und dadurch eine Entlastung der Präsenzvoraussetzungen im Bereich der Wissenschaften.

All das, meine Damen und Herren, wird es wahrscheinlich nicht geben, fürchte ich, denn die Budgetzahlen, die Budgetkürzungen signalisieren etwas anderes. Ich glaube, wir Bildungspolitiker der Sozialdemokratischen Partei machen uns daher zu Recht Sorgen um den Stellenwert der Bildung in Österreich.

Lassen Sie mich, zum Schluss kommend, trotzdem sagen, dass es dringend zu fordern gilt, dass für den gesamten Bildungssektor die notwendigen fachlichen, organisatorischen, strukturellen, institutionellen und materiellen Rahmenbedingungen für den Einsatz dieser neuen Medien zur Verfügung gestellt werden müssen, denn nur dadurch können die betreffenden Institutionen auf die neuen, gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen die richtigen Antworten geben.

Die Bundesregierung ist unseres Erachtens aufgefordert, ein Universalzugangskonzept für neue Medien für den gesamten Bildungssektor zu erstellen und dessen Umsetzung noch in dieser Legislaturperiode zu realisieren. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)

19.49

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Pittermann. – Bitte.

19.50

Abgeordnete Dr. Elisabeth Pittermann (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Anfangs möchte ich zum Thema Massen-Universität noch Folgendes erwähnen: Es wäre vielleicht ganz günstig, würden sich die Abgeordneten dieses Hauses das Biographische Handbuch des Nationalrates und des Bundesrates der Republik Österreich anschauen und einmal nachsehen, wie viele Studienabbrecher hier in diesem Hause sitzen und wie wenige die Mindeststudiendauer eingehalten haben. (Heiterkeit der Abg. Dr. Lichtenberger. )

Auch ich gehöre nicht zu jenen, die die Mindeststudiendauer eingehalten haben. Ich sage es gleich ehrlich: Ich bin aber auch nicht diejenige, die am längsten Medizin studiert hat. Es gibt hier jemanden, der elf Jahre lang Medizin studiert hat, ohne ein Doktorat zu erreichen. Ich habe unter der durchschnittlichen Dauer studiert, wurde auch sub auspiciis praesidentis promoviert (demonstrativer Beifall der Abg. Dr. Brinek ), aber ich habe sieben Jahre lang gebraucht und habe nicht die Mindeststudiendauer eingehalten. Also wenn schon so kritisiert und auf die anderen herabgeschaut wird, dann betrachten wir doch einmal, wer hier mit uns im Hohen Hause sitzt, wie lange manche studiert haben – und wie erfolglos manche studiert haben! (Beifall bei der SPÖ.)


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