Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 271

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Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Wir gehen damit in die Debatte ein.

Als Erster gelangt Herr Abgeordneter Brosz zu Wort. Gewünschte Redezeit: 6 Minu­ten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


21.12.31

Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Frau Präsidentin! Jetzt kommt der große Wurf: Jetzt kommen die Modellregionen! Jetzt kommt der Einstieg in die gemeinsame Schule! Es ist irgendwie um diese Zeit schwierig, das noch einmal Revue passieren zu lassen.

Zur Erinnerung: Die SPÖ hat in den letzten Jahren richtig erkannt, dass die soziale Benachteiligung im Schulsystem in Österreich eine relativ starke Wirkung hat und dass Kinder aus so genannten bildungsfernen Schichten, deren Eltern ... (Abg. Mag. Don­nerbauer: Diese Mär hält sich schon seit mehr als 30 Jahren!) „Diese Mär hält sich schon seit mehr als 30 Jahren!“ Ich wiederhole nur fürs Protokoll, was Kollege Donner­bauer soeben gesagt hat! – Die Lesefähigkeit bei Studien ist offenbar relativ begrenzt! Aber so weit war sogar schon Kollege Amon, dass er zugestanden hat, dass wir da wirklich ein Problem haben! Vielleicht bedürfte es noch ein wenig an Aufklärungsarbeit in der Regierungspartei!

Der wichtige Punkt ist, dass in Österreich das Einkommen und die Bildung der Eltern deutlicher wichtiger für die Leistungen der Kinder in den Schulen sind als in anderen Ländern. Das hat man auch im Regierungsübereinkommen richtig erkannt, und das hat die Frau Bildungsministerin zum Teil auch in ihren Aussagen angedeutet. Ich respek­tiere, dass sich hier im Ministerium wirklich etwas verändert hat, denn diese Erkenntnis hat es unter Gehrer nicht gegeben! Damals hat es geheißen, dass alles wunderbar ist und so bleiben kann, wie es ist.

Dann kam diese Idee betreffend die Modellregionen, die darauf basiert, dass die ÖVP bei den Regierungsverhandlungen gesagt hat: Mit uns nicht! Da wird es keine gemein­same Schule geben! Wobei ich meine, dass die Idee der SPÖ aus meiner Sicht durchaus Charme gehabt hätte, nämlich zumindest, wenn es österreichweit nicht geht, in Modellregionen zu probieren, ob eine gemeinsame Schule funktioniert und bessere Ergebnisse bringt. Allerdings birgt der Begriff „gemeinsame Schule“ schon in sich, dass es sich im Kern um eine gemeinsamen Schule handelt und in diesen Regionen auf die Trennung der SchülerInnen und die frühe Selektion verzichtet wird.

So sitzen zum Beispiel in der Steiermark im Landtag vier Parteien, die alle die Auffassung vertreten, das eine gemeinsame Schule besser wäre, nämlich die SPÖ; die steirische ÖVP, die Grünen und die KPÖ. In der Steiermark hätte man vermutlich relativ problemlos einen Antrag einstimmig durchbekommen können, der eine Modell­region Steiermark kreiert. Das geht aber mit dieser Gesetzesgrundlage zumindest betreffend eine gemeinsame Schule nicht, weil darin steht, dass – und das ist besonders heftig – alternative Angebote bestehen bleiben müssen. – Selbst wenn also das ganze Land dafür ist und die gemeinsame Schule ausprobieren und auf die Tren­nung verzichten will, geht das mit dieser Formulierung des Gesetzesantrages nicht.

Zweiter Punkt der Kritik: Der Kern ist, dass hier keine gemeinsame Schule getestet wird. Auch die Frage, was dann evaluiert werden soll, ist schwierig. Ich meine, wenn man das nicht wirklich einführt, wird schwerlich etwas herauskommen, wenn man dann etwas evaluieren will, was gar nicht existiert.

Allerdings gibt es auch ein Papier der von Bernd Schilcher geführten ExpertInnen­kommission, in dem sehr gute, moderne Ansätze für eine Verbesserung des Unter­richts enthalten sind. Es ist darin von der Abschaffung der 50-Minuten-Einheiten und


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