14.56

Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Kunst und Kultur öffnen am 19. Mai. Sehr ge­ehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Lie­be Zuseherinnen und Zuseher! Ich habe mich schon sehr, sehr lange darauf gefreut, diesen Satz von dieser Stelle aus sagen zu können, und jetzt ist es endlich so weit: Am 19. Mai öffnen Kunst und Kultur – heute schon die Museen, auch in Wien und Niederös­terreich, am 19. Mai dann aber ganz breit Kunst und Kultur.

Die Rahmenbedingungen dafür schaffen wir heute, wir stellen nämlich Getestete, Gene­sene und Geimpfte gleich, sodass sie Zutritt zu Kunst und Kultur haben, aber natürlich nicht nur dazu, sondern auch zur Gastronomie, zur Hotellerie, zum Tourismus ganz generell. Diese Bereiche hängen ja alle auch ganz, ganz eng zusammen, besonders in Österreich.

Kunst und Kultur öffnen am 19. Mai, und damit können Zigtausende Menschen ihren Beruf wieder ausüben, den sie nur eingeschränkt, nur digital oder mit Unterbrechungen ausüben konnten. Kunst und Kultur sind auch Arbeitgeber, Wirtschaftsmotor und Touris­musfaktor, ganz besonders in Österreich.

Kunst und Kultur öffnen am 19. Mai, und viele Institutionen haben schon ihre Programme bekannt gegeben und mit dem Kartenverkauf begonnen. Die Bregenzer Festspiele wer­den im Sommer wieder spielen, schon Ende Mai die Salzburger Pfingstfestspiele, und auch die Staatsoper hat ihren Plan ab 19. Mai bekannt gegeben. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Die Wiener Staatsoper steht bekanntlich in Wien. Aus Wien wissen wir aber leider noch nicht, wie es mit den Öffnungsschritten aussieht. Wann kann die Staatsoper in Wien öffnen? Wann kann das Konzerthaus öffnen? Wann kann das Porgy & Bess öffnen? Wann kann das Theater der Jugend öffnen? Wir haben nur mehr 16 Tage und wir bräuchten dringend Antworten. Diese Menschen bräuchten dringend Antworten, um zu planen. Deshalb ist meine große Bitte an den Wiener Bürgermeister und an die SPÖ Wien, sich bald zu äußern, denn Sie haben selbst immer Planungssicherheit eingefor­dert. Jetzt sind wir endlich so weit, dass wir mit Testen und Impfen vorangehen können – bitte um eine Antwort an die Kultur! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Lukas Hammer.)

Mein großes Plädoyer gilt aber heute einer Gruppe, die auch noch auf eine Antwort wartet: Mein Plädoyer gilt den Amateuren. Amateur ist ein Wort aus dem Französischen, aus dem 17. Jahrhundert, das vom lateinischen Wort amare – lieben –, vom lateinischen Wort amator – der Liebhaber – stammt. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Bedeutung, dass das jemand ist, der das nicht zu Berufszwecken, aber mit großer Leidenschaft und meist auch mit sehr, sehr großem Fachwissen ausübt. All diese Amateurtheater, -chöre, -or­chester, -streichorchester, -blasmusikorchester gehören substanziell zu unserem Kultur­land und zu unserem sozialen Leben dazu. Außerdem gibt es die semiprofessionellen Chöre wie die Wiener Singakademie, die mit Profis zusammenarbeiten, aber selbst Ama­teure sind.

In einem Jahr Pandemie ist an verschiedensten Universitäten auf der ganzen Welt auch viel Forschung passiert, nämlich zu den Aerosolen, vor denen man vor einem Jahr noch Angst hatte und von denen man nicht wusste, ob sie gefährlich sind, wenn sie aus den Blasinstrumenten herauskommen oder beim Singen ausgestoßen werden.

Die Charité Berlin hat mit den Berliner Philharmonikern geforscht, das bayerische Rund­funkorchester hat geforscht, die Med-Uni Wien hat mit den Wiener Philharmonikern ge­forscht und die University of Oxford hat ganz stark zum Singen geforscht. Kurz gesagt: Aus einem Blasinstrument kommt Schall. Man darf sich von den Schalltrichtern nicht irritieren lassen, dort kommt nur ganz wenig Luft hinein, und es wird eine stehende Luft­säule in Schwingung gebracht. Das ist also ein physikalischer Vorgang, und natürlich will man das ja sowieso nur bedienen, wenn man selbst auch getestet ist.

Das Singen kann man laut neuesten Forschungen aus Oxford auch mit dem Sprechen vergleichen. Ich freue mich, dass auch das Singen an der Schule im Freien wieder mög­lich ist. Auch das Chorsingen im Freien ist in der Schweiz schon wieder möglich.

Die Pandemie hat vieles gezeigt, es wurde viel dazu geforscht. Die Pandemie hat auch gezeigt, wie fragil die psychische Gesundheit ist. Ich freue mich, dass Sport und Kultur gleichermaßen in der außerschulischen Jugendarbeit schon wieder möglich sind. Die psychische Gesundheit ist aber natürlich für Menschen jeden Alters wichtig, und deswe­gen ist es auch so wichtig, dass die Amateure vom Theater bis zu den Orchestern wieder selbst Kunst und Kultur ausüben können, natürlich unter strengsten Test- und Sicher­heitsauflagen. Ich weiß, es gibt noch Gespräche, die Verordnung ist ja noch nicht fertig, und ich bitte Sie, sehr geehrter Herr Minister, um Ihre Unterstützung in diesem Bereich, damit Kunst und Kultur am 19. Mai in allen Bereichen und auch in Wien öffnen können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zum Schluss möchte ich noch ganz kurz auf den neunten Frauenmord in diesem Jahr in Österreich eingehen. Gewalt beginnt oft sehr früh, unbemerkt, nebenbei, im vermeintlich Kleinen. Sie wird heruntergespielt, es wird bagatellisiert: Es war ein Ausrutscher, es war Eifersucht. In Wirklichkeit geht es um Besitz- und Machtvorstellungen, es geht um Rol­lenbilder, die wir in diesem Land haben. Wenn wir bis in die Siebzigerjahre noch die Situation hatten, dass Frauen ihren Ehemann um Erlaubnis fragen mussten, ob sie ar­beiten gehen dürfen, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass diese noch immer existent sind, denn das ist ja noch nicht so lange her.

Ich habe am Wochenende in der „Presse“ ein extrem bewegendes Interview mit Deborah Feldman gelesen, die das Buch „Unorthodox“ geschrieben hat. Es gab dann auch eine Netflix-Serie dazu. Es ist zwar in einem anderen Zusammenhang, es geht dabei aber auch um ein toxisches Umfeld, dem sie Gott sei Dank entfliehen konnte. Sie hat gesagt, sie hasst es, wenn sie immer gefragt wird, warum sie so mutig war. Sie sagt, so viele Frauen sind mutig. Sie hat es halt geschafft und sie konnte es öffentlich machen, so viele mutige Frauen aber schaffen es nicht und werden ermordet.

Ich danke Ihnen, Herr Minister Mückstein, und auch Klubobfrau Sigrid Maurer, dass Sie so klare Worte gefunden haben. Mord ist Mord, da gibt es nichts zu beschönigen und nichts zu entschuldigen. Gewalt ist Gewalt. Es findet auch jetzt gerade ein Gewaltschutz­gipfel im Innenministerium mit Innenminister Nehammer, Frauenministerin Raab und Justizministerin Alma Zadić statt. Ich danke Ihnen, Herr Minister Mückstein, dass Sie sich dieser Sache so annehmen. Gewalt hat keinen Platz in diesem Land! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)

15.03

Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Elisabeth Götze. – Bitte.