12.26

Abgeordnete Nurten Yılmaz (SPÖ): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß jetzt nicht mehr, wie oft wir Ethik für alle, Ethikunterricht für alle hier im Par­lament schon diskutiert haben, hier im Plenum beziehungsweise im zuständigen Aus­schuss, im Unterrichtsausschuss. Es ist den Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP noch nicht gelungen, mir zu erklären, warum sie den Ethikunterricht als Konkurrenz zum Religionsunterricht sehen; und das tun Sie, weil Sie ab dem Herbst 2021 Ethikunterricht für jene ermöglichen, die keinen Religionsunterricht besuchen. Sie ermöglichen nur der Oberstufe einen Ethikunterricht, nicht der Unterstufe, nicht den Volksschülern, nicht den Lehrlingen, nicht jenen, die einen polytechnischen Lehrgang besuchen.

Sie erreichen mit dieser Maßnahme, auf die Sie stolz sind, also nicht einmal 10 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Österreich. Das ist uns zu wenig! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre.)

Wir haben die historische Chance, jetzt damit zu beginnen und Ethikunterricht für alle – dieses Volksbegehren heißt ja auch so: Ethik für alle – und nicht für Handverlesene, die den Religionsunterricht nicht besuchen, zu ermöglichen. Dass das nicht passiert, finde ich besonders schade. Ich glaube, dass es alle Jugendlichen und Kinder in unserem Land verdienen, sich mit ihrem Dasein, mit den Werten der anderen, mit den Werten ihrer Eltern oder ihrer Freundinnen und Freunde zu beschäftigen und darüber in einem sicheren Raum, wie es das Klassenzimmer sein kann, mit einer Ethiklehrerin oder einem Ethiklehrer zu diskutieren. (Abg. Taschner: Im Religionsunterricht geht das genauso!) – Wieso sehen Sie das immer als Konkurrenz? Das ist es nicht! Es bedingt nicht das eine das andere. Das ist die Sackgasse. Aus dieser Sackgasse werden Sie nicht rauskom­men, solange Sie Religions- und Ethikunterricht immer gegenüberstellen. Das ist nicht der Fall. (Abg. Taschner: Parallel! Parallel!)

Haben Sie keine Angst! Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich sage Ihnen: Wir werden davon profitieren, wenn sich unser Nachwuchs schon im Kindesalter, im jugendlichen Alter mit Unrechtsbewusstsein auseinandersetzt. (Zwischenruf des Abg. Taschner.) Das ist nämlich das, was der jetzigen Regierung fehlt – das Unrechtsbewusstsein. (Abg. Zarits: Das ist ein Wahnsinn! – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Taschner.) – Das ist ein Wahnsinn? Ich finde das auch! Das empfinden sehr viele Wählerinnen und Wähler, die darunter leiden. Was ist Unrecht und was ist Recht? Diese Unterscheidung fehlt Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich finde, wir können uns im Ausschuss noch einmal mit den Forderungen des Volksbe­gehrens auseinandersetzen. Immerhin haben es 160 000 Menschen unterschrieben, und es ist es wert, dass wir ernsthaft darüber diskutieren – nicht nur im Hinblick auf 10 Prozent der Schülerinnen und Schüler unseres Landes. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

12.30