20.08

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich finde es gut, wie Sie bereits wissen, dass wir uns mit dem Thema auseinandersetzen, denn eines möchte ich klarstellen: Da geht es nicht um Befriedigung, sondern da geht es um Existenzen von Menschen. (Beifall bei Grünen, SPÖ und NEOS.) Da geht es um gleiche Rechte. Da geht es darum, dass niemand mehr – wie in Öster­reich bis 1971 – in den Kerker kommt, weil er oder sie eine andere sexuelle Orientierung als die Mehrheitsgesellschaft hat.

Ja, Sie haben vollkommen recht, das darf heutzutage kein Thema sein. Wir reden hier im Parlament immer wieder über die noch letzten offenen Punkte: Blutspendeverbot, Operationen an intergeschlechtlichen Kindern, fehlender Diskriminierungsschutz außer­halb des Arbeitslebens und, ja, auch die Pseudotherapien, diese sogenannten Konver­sionstherapien, die in Österreich tatsächlich noch durchgeführt werden. Dieser einstim­mig angenommene Antrag damals war verdammt wichtig. Wir haben das damals auch überprüft. Es ist tatsächlich in Österreich so, dass für jemanden, der als Psychothera­peut, Psychotherapeutin eingetragen ist, das sowieso nicht mehr zulässig ist. Das ist natürlich wichtig und gut so.

Wo haben wir keine Handhabe? – Bei den ganzen Vereinen, bei den Freikirchen, bei den religiösen Organisationen. Da müssen wir hin, und deswegen danke, Mario, für dei­nen Antrag, der uns eben erlaubt, hier auch weiter darüber zu diskutieren.

Wieso ist das so wichtig, dass wir dort hinkommen? – Stellen Sie sich eine junge Frau, einen jungen Burschen von zehn, zwölf, 14 Jahren, je nachdem, wann man sozusagen draufkommt, dass man vielleicht homosexuell oder transsexuell ist, vor! Diese Person geht dann zu den eigenen Eltern, und die eigenen Eltern sagen: Du bist krank, du musst therapiert werden. Wir schicken dich wo hin, und zwar nicht zu einer offiziellen Stelle, sondern zu irgendwelchen Exorzisten!, wenn man das nämlich gleichsetzt mit dem, was dann dort an Therapien betrieben wird. Das geht nicht! Natürlich geht das nicht. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

Wir Grüne sind dafür, dass wir uns hier natürlich strafrechtlich anschauen, was noch an Lücken geschlossen werden muss, damit es in Österreich keine Kinder gibt, die sich davor fürchten müssen, dass ihre Eltern Angst haben, dass sie womöglich eben nicht heterosexuell sind, und sie zu einer Therapie gezwungen werden, die sie noch mehr traumatisiert, die sie noch mehr krank macht.

Ich denke, es ist gut und wichtig, dass es damals auch mit den Stimmen der ÖVP diesen Entschließungsantrag gab. Danke, Mario! Ja, wir sind dran und auch mit Justizministerin Alma Zadić im Gespräch darüber, was es hier noch bräuchte, um eben diese Lücken zu schließen, um diese Kinder in Österreich zu schützen. – Vielen Dank. (Beifall bei Grü­nen, SPÖ und NEOS sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.11

Präsidentin Doris Bures: Als Nächster: Herr Abgeordneter Yannick Shetty. – Bitte.