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Abgeordneter Mag. Klaus Fürlinger (ÖVP): Ich trete zur Geisterstunde ans Red­nerpult, und zur Geisterstunde sind uns immer die grauslichsten und gruseligsten Märchen erzählt worden. (Beifall bei der ÖVP.) Auch wenn dieses von Kollegin Krisper schnell gelesen war, es ist und bleibt ein Märchen, das auch sehr uninspiriert vorgetragen worden ist.

Meine Damen und Herren, wir haben im Dezember 2019 hier einen Unter­suchungs­ausschuss eingesetzt, der im März 2020 seine Arbeit aufgenommen hat, im April 2021 verlängert worden ist, und nun sitzen wird seit 15 Monaten da. Die Auskunftspersonen waren alle zweimal da, die meisten kommen jetzt dann noch ein drittes Mal, und die Auskünfte, die sie gegeben haben, waren halt bei Weitem nicht so erhellend. Es mag ja sein, dass es der Fantasie einzelner Abgeordneter dieses Hauses entspricht, sich daraus jene Märchen zusammenzureimen (Zwischenrufe bei der SPÖ), die hier seit Tagen und Wochen immer wieder geboten werden. Für diese gilt: Wie der Schelm denkt, so ist er. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP. – Neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Das Einzige, meine Damen und Herren, was einzelne Mitglieder dieses Hauses inter­essiert, ist dieser gnadenlose Voyeurismus (Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP), sich dabei fast erotisch zu fühlen, wenn man irgendwelche privaten Handynachrichten liest (lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ), die mit dem Untersuchungsausschuss in Wahrheit nichts zu tun haben, aber halt die Möglichkeit für ein bisschen mediale Vermarktung bieten. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Dafür begehen wir sogar Rechtsbruch, dafür leaken wir Dinge hinaus, die unter Geheimhaltungsstufe waren (Zwischenrufe bei der SPÖ – Zwischenruf des Abg. Loacker) und sind auch noch stolz darauf. (Beifall bei der ÖVP. – Neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Stögmüller.)

Die Damen und Herren im Hooligansektor der SPÖ mögen sich beruhigen, ich bin noch - - (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)

Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, ich ersuche Sie, sich in Ihrer Ausdrucks­weise zu mäßigen. Wir sind nämlich im Parlament. (Zwischenruf des Abg. Matznetter. – Abg. Michael Hammer: Rufen Sie Ihre Partei zur Ordnung! – Weitere Zwischenrufe bei ÖVP und SPÖ.)

Abgeordneter Mag. Klaus Fürlinger (fortsetzend): Frau Präsidentin, selbstverständlich gelobe ich Mäßigung. Ich würde Sie allerdings ersuchen, die Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ anzuleiten, den Ton ein wenig herabzusenken. Dann sind wir, glaube ich, alle eins. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

In Mäßigung meines Tones, meine Damen und Herren, möchte ich eines festhalten: Ich freue mich auf die Tage nach dem 1. Juli. Ich freue mich auf die Tage, wenn wir weg­kommen von der Destruktion hin zur Konstruktion, von der Zerstörung zur Zusammen­arbeit, von der Verleumdung Einzelner (Zwischenrufe bei der SPÖ) zu einer persön­lichen Wertschätzung und vom Schlechtermachen für Einzelne zum Bessermachen für alle. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Dort müssen wir nämlich hin, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Das ist der Auftrag der Politik. Der Auftrag der Politik ist nicht, gegen einzelne Personen, sondern für die Menschen in diesem Land Politik zu machen. (Zwischenrufe der Abge­ordneten Tomaselli und Matznetter.) Diese Verkennung durch einzelne Mitglieder die­ses Hauses – und das gilt bei Weitem nicht für alle –, diese Verkennung des Politik­begriffes hat der Politik insgesamt Schaden zugefügt, viel mehr, als Sie glauben, meine Damen und Herren, und das wird Sie auch alle treffen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich freue mich, meine Damen und Herren, auf einen Sommer der Abkühlung des poli­tischen Klimas. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Er soll wieder dorthin führen, wo wir hingehören, zu einem Miteinander, einer gemeinsamen politischen Arbeit in diesem Herbst, zur Rückkehr zum Auftrag der Politik. In Anbetracht der Lautstärke aus diesem Sektor (in Richtung SPÖ) und in Anbetracht der Märchenstunde zuvor schließe ich mit einem Zitat von Wilhelm Busch: Für die Gegenwart bin ich Pessimist, für die Zukunft bleibe ich Optimist. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

0.01

Präsidentin Doris Bures: Nun erteile ich Herrn Abgeordneten Kai Jan Krainer das Wort. – Bitte.