11.13

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! In der Budget­sitzung werden immer wieder diverse Themen angesprochen, ich möchte heute ein Thema in den Fokus rücken, das nicht groß im Budget zu finden, trotzdem aber sehr wichtig ist. Ich möchte heute über ein Thema sprechen, das mir wichtig ist, aber uns allen sehr wichtig sein sollte, es geht um die Young Carers.

Was sind Young Carers? – Young Carers, 70 Prozent davon weiblich, sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die Familienangehörige wie Eltern, Geschwister oder Großeltern pflegen beziehungsweise betreuen. In Österreich gibt es 43 000 Young Ca­rers, das heißt, 43 000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 18 Jahren.

Jedes Jahr im November wird auf die Situation der Kinder und Jugendlichen aufmerksam gemacht, der November ist ja der Monat der Kinderrechte. Das Thema findet da und dort sogar Platz in einem Zeitungsartikel – den Rest des Jahres wird dann nicht mehr viel darüber gesprochen, diese Kinder sind aber weiterhin da.

Keines dieser Kinder hat auf der Stirn stehen: Ich bin ein pflegendes Kind, ich pflege meine Mama oder meinen kranken Bruder neben der Schule. Oft wissen das nicht ein­mal die engsten Familienmitglieder, oft wissen das nicht einmal die besten Freunde, man erzählt das nicht herum. Es ist mit viel Scham verbunden, mit viel Angst: Darf man da­rüber sprechen? Mit wem darf ich darüber sprechen, mit der Lehrerin, mit dem Lehrer? Darf ich ihm vertrauen? Darf ich wirklich zugeben, dass es mir zu viel ist? Darf ich zu­geben, dass es uns zu viel ist, dass wir oder ich Hilfe brauchen? Kommt dann das Ju­gendamt, werde ich meiner Mama weggenommen? – Das sind große Ängste für ein Kind, glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung.

Diese Kinder und Jugendlichen sind oft mit der Situation überfordert, vom System allein­gelassen, auf sich allein gestellt, unsichtbar. Genau das muss sich aber ändern und das soll sich ändern.

Nun gibt es zwei Projekte des Gesundheitsministeriums, die genau diese wichtige The­matik ansprechen und helfen sollen, die Young Carers aus der Unsichtbarkeit zu holen. Erstens das Projekt #visible, das medial schon vorgestellt wurde: Durch eine nieder­schwellige Onlineberatung werden Kinder und Jugendliche mit psychisch erkrankten Eltern unterstützt, in Österreich sind das immerhin über 275 000 Kinder, die betroffen sind.

Als Zweites soll bald auch die App für Young Carers kommen. Die App soll individuell Hilfestellungen für pflegende Kinder und Jugendliche, aber auch für Familienangehörige anbieten. Es wird darin praktische Links, Kontakte, Informationsmaterial, ein sogenann­tes ABC für Young Carers und vieles mehr geben.

Man sieht an diesen zwei Projekten, dass es nicht immer Millionen braucht, um in be­stimmen Bereichen Akzente zu setzen, aber es braucht Geduld und es braucht Mut. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie der Abg. Strache.)

Ich danke heute allen, die bei der Realisierung dieser Projekte mitgewirkt haben. Ich danke auch allen, die bei diesem Thema drangeblieben sind, die weiterhin für dieses Thema kämpfen.

Zum Schluss habe ich noch eine Bitte an Sie alle: Schauen Sie nicht weg, schauen Sie genau hin, vielleicht gibt es auch in Ihrem Umfeld ein pflegendes Kind, einen Young Carer! Machen Sie auf diese zwei Projekte aufmerksam, helfen Sie! – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

11.17

Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Wolfgang Mückstein zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister.