13.29

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatsse­kretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, der Verkehr ist in der Klimapolitik unser ab­solutes Sorgenkind. Seit 1990 sind die CO2-Emissionen, statt zu sinken, um 75 Prozent gestiegen. Das heißt, wir haben hier in den letzten Jahren eine komplett falsche Ent­wicklung. Was ist daher unser Ansatz?

Der Ansatz ist, dass wir – und ich glaube, da sind wir uns alle einig – leistbare Alterna­tiven zum Auto schaffen müssen. Was heißt das? – Öffis ausbauen, Öffis billiger machen und den Fuß- und den Radverkehr fördern. Genau das machen wir auch: Wir haben Rekordbudgets für den Öffiausbau, wir haben das Klimaticket, mit dem wir die öffentli­chen Verkehrsmittel billiger machen, wir haben ein Rekordbudget für den Ausbau von Fuß- und Radwegen. Wir schaffen leistbare, bequeme und umweltfreundliche Alternati­ven zum Auto.

Wenn schon Autos auf den Straßen sind, wenn Autos gekauft werden, dann möglichst CO2-arme oder CO2-freie Autos. Wie machen wir das? – Kollege Weratschnig hat es schon erwähnt: Es gibt einerseits ein sehr großes Budget für den Ankauf von Elektro­autos und andererseits die sozialökologische Steuerreform, und diese hat ja nicht erst jetzt begonnen, sondern sie hat ja schon letztes Jahr mit der Ökologisierung der NoVA begonnen.

Was haben wir da gemacht? – Wir haben sozusagen eine CO2-Differenzierung einge­führt, dass es schon einen sehr großen Anreiz beim Kauf gibt, CO2-sparende Autos zu kaufen, und die allergrößten Stinker werden richtig teuer. Für einen Audi Q7 – das ist eines der Autos mit dem höchsten CO2-Ausstoß – wird man im Jahr 2024 40 000 Euro NoVA zahlen müssen. (Beifall bei den Grünen.)  Ich weiß, da kriege ich nur von meiner Fraktion Applaus.

Auf der anderen Seite, und das machen wir dieses Jahr, führen wir einen CO2-Preis ein, der mit der Zeit immer höher wird, der ansteigen wird, und ich bin sehr stolz darauf, dass wir das geschafft haben. Immerhin haben ÖVP, SPÖ und natürlich FPÖ vor der letzten Wahl gesagt, dass sie gegen eine nationale Einführung eines CO2-Preises sind. Wir ha­ben uns trotzdem geeinigt. Ich glaube, wir haben einen sozial sehr verträglichen Weg gefunden.

Die NEOS sind die einzige Fraktion, die auch schon immer gesagt hat: Ja, wir wollen einen CO2-Preis einführen! Ihr habt uns auch relativ stark dafür kritisiert, dass der CO2-Preis, den wir jetzt einführen, wenig Lenkungswirkung hat und dass der CO2-Preis zu niedrig ist. Ich gebe völlig offen zu: Mir wäre ein höherer CO2-Preis mit einer größeren Lenkungswirkung natürlich auch lieber gewesen. (Ruf: Noch höher?)

Ihr verweist dann immer gerne – so wie du das auch jetzt gemacht hast, Kollege Bern­hard – auf euer Modell eines energiepolitischen Steuerpakets. Schauen wir uns das ein­mal an! Du hast es schon erwähnt: Nach eurer Vorstellung soll der CO2-Preis auf 350 Euro pro Tonne steigen. Er steigt langsam, aber nehmen wir einmal an, 2024 wäre er schon auf 350 Euro. Im Gegenzug aber wollt ihr fast alle Umweltabgaben und Umwelt­steuern abschaffen: die NoVA, die motorbezogene Versicherungssteuer und die MÖSt. – Gut. Wenn wir uns das anschauen, wenn wir dann die realen CO2-Preise vergleichen und das auf den Dieselpreis umrechnen, dann wäre mit eurem Modell der Dieselpreis 2024 um 38 Cent pro Liter höher – also mehr Anreiz, mehr Lenkung als mit unseren Maßnahmen.

Das Problem bei der ganzen Geschichte ist: Euren höheren CO2-Preis würde ein Auto­fahrer niemals spüren, weil er sich beim Kauf durch den Wegfall der NoVA und dann später durch den Entfall der motorbezogenen Versicherungssteuer so viel Geld spart; er hat, auch wenn er das Auto dreimal zu Schrott fährt, am Schluss immer noch mehr Geld, weil er sich beim Kauf so viel gespart hat.

Ich habe mir ein konkretes Beispiel angeschaut, weil ich das genauer wissen wollte. Das könnt ihr auch nachrechnen, ich gebe euch nachher gerne die Zahlen. Für einen VW Tiguan, eines der meistgekauften Autos in Österreich, zahlt man im Jahr 2024 3 322 Euro NoVA, und dann muss man jedes Jahr knapp über 1 000 Euro motorbezogene Versicherungs­steuer zahlen. Er hat einen Verbrauch von 6 Litern pro 100 Kilometern, das heißt, man zahlt bei eurem Modell 2,3 Euro mehr pro 100 Kilometern. Allein durch den Entfall der NoVA spart man sich bei eurem Modell so viel, dass man mit dem Tiguan 145 000 Ki­lometer fahren könnte. Das sind bei einer durchschnittlichen Fahrleistung elf Jahre. Das heißt, man fährt elf Jahre quasi umsonst. In diesen elf Jahren fällt aber auch noch mo­torbezogene Versicherungssteuer in der Höhe von 11 500 Euro an. Wenn man das zu­sammenrechnet, kommt man schon auf 652 000 Kilometer, die man mit eurem Modell fahren könnte, ohne dass der Preis irgendeine Lenkungswirkung hat. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ihr schafft mit eurem Modell – wir können das gerne auch diskutieren – einen massiven Anreiz dazu, sich die allergrößten Stinker zu kaufen, weil es einem vollkommen egal sein kann, wie hoch der CO2-Preis ist. (Abg. Bernhard: Geh bitte, Lukas!) Das Absurde ist, weil wir die NoVA reformiert haben und beim Kauf der allergrößten Stinker eine sehr hohe NoVA zu bezahlen sein wird, die nach eurem Modell entfällt: Euer System produ­ziert einen Anreiz, möglichst große, möglichst viel CO2 ausstoßende Autos zu kaufen. Ihr gebt vor, ein klimapolitisches Steuermodell zu haben, aber ihr gebt den Leuten ei­gentlich eine lebenslange Tankkarte. (Beifall bei den Grünen.)

Das ist das, was wir in der Diskussion immer wieder vergessen, wenn wir über den CO2-Preis sprechen. Ein CO2-Preis ist wichtig, auch im Bereich Mobilität, weil er eine Len­kungswirkung hat – ja, ich gebe zu, ich hätte auch gerne mehr Lenkungswirkung –, aber er ist eben nicht alles. Wir haben einen anderen Weg gewählt, wir sagen: Ja, diese Len­kungswirkung muss schon beim Kauf gegeben sein, das heißt auch mit der NoVA. Wir haben die NoVA ökologisiert, wir haben einen CO2-Preis eingeführt, das ist auch in die­sem Budget enthalten. Alles andere hilft vielleicht bei der Profitmaximierung von Auto­konzernen, aber sicher nicht dem Klima. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

13.36

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Kollege Alois Stöger. – Bitte, Herr Abgeordneter.