14.58
Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ja, wir reden über Geld und damit auch über die Mittel für die Forschung. Übrigens: Die Arbeit als Sprecher für Forschung macht sehr viel Freude, weil man mit sehr interessanten, großartigen Menschen in Österreich zusammenkommt, die natürlich dann schon auch manchmal klagen. Ich habe ja schon einige zitiert, die mir über die Wissenschaftsfeindlichkeit im Land geschrieben haben, die es zwar schon immer gegeben hat, die aber in letzter Zeit doch viel stärker geworden ist. Ich freue mich auch über die Übereinstimmung in diesem Punkt mit Professor Taschner.
Ich darf dazu Frau Professorin Saskia Stachowitsch vom Österreichischen Institut für Internationale Politik zitieren. Sie schreibt über eine steigende Wissenschaftsfeindlichkeit auch von politisch Verantwortlichen. Unabhängige Wissenschaft ist aber ein Grundpfeiler einer informierten und kritischen Öffentlichkeit und damit auch der Demokratie.
Oder Herr Prof. Zielinski, Onkologe, Sie kennen ihn: Wir verdanken Wissenschaftern alle Fortschritte einschließlich der überaus raschen Entwicklung einer effektiven Impfung, der österreichischen Politik aber alle Probleme, Ischgl, Oberösterreich, Salzburg. – Zitatende.
Ich glaube, dass das ganz wichtig ist. Ich habe auch Herrn Prof. Greil hier schon zitiert, der sagt: Ist Ihnen klar, dass Sie auch Verantwortung tragen? Uns Ärztinnen, Ärzten ist es sekündlich klar, und das hat natürlich auch unmittelbare Auswirkungen.
Unmittelbare Auswirkungen hat aber auch das, was hier beschlossen wird. Natürlich kann man sich dann freuen – wenn man schon manchmal an der natürlichen Intelligenz zweifelt –, dass künstliche Intelligenz auch verstärkt in Österreich stattfinden soll. Die Frage ist, ob künstliche Intelligenz auf ein Plakat „Die Pandemie“ ist „gemeistert“ geschrieben hätte. – Vermutlich nicht. Man hätte sich ja auch nur mit den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern beschäftigen müssen, dann hätte man diese ungeheuerliche Täuschung der Menschen in Österreich nicht vorgenommen. Ich warte noch immer auf eine Erklärung, warum das der Fall war, warum man hier die Menschen vorsätzlich geschädigt hat, indem man ihnen gesagt hat, die Covid-Pandemie sei vorbei. Sie ist nicht vorbei und wir erleben das in diesen Tagen sehr schmerzvoll.
Künstliche Intelligenz: Ja, das Gute ist, es soll jetzt endlich eine KI-Strategie geben, sie ist in Alpbach vorgestellt worden. Österreich soll international anerkannter Forschungs- und Innovationsstandort für KI werden. Es sind auch Zahlen genannt worden, Investitionen sollen um 3 Prozent steigen, das Wirtschaftswachstum wird um 3 Prozent bis 2035 steigen – alles wunderbar.
Aber nicht genannt worden ist: Wie wird sie finanziert? – Die Deutschen haben eine KI-Strategie vorgelegt, die mit 3 Milliarden Euro finanziert wird, die Österreicher haben eine KI-Strategie vorgelegt, die stattfinden wird oder nicht, weil sie eben nicht finanziert ist und niemand weiß, wo das Geld herkommt. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)
Um noch etwas Positives zu sagen: Die KI wird natürlich unser aller Leben verändern, und auch damit müssen wir uns beschäftigen. Da gibt es in Wien eine Forscherin, Frau Sarah Spiekermann, eine Wirtschaftsinformatikerin, die schon Regeln dafür aufgestellt und das vor Kurzem auch bekannt gegeben hat. Das ist auch etwas, womit sich die Politik beschäftigen soll. Wie gesagt, das Positive ist, dass wir im Land auch Menschen haben, die sich intensiv damit beschäftigen.
Ich möchte aber zu einem weiteren Forschungsschwerpunkt kommen, nämlich zur Weltraumforschung: Da haben wir im Forschungsausschuss ein sehr interessantes Gespräch mit Josef Aschbacher geführt, dem Chef der ESA, der European Space Agency, einem Österreicher, der uns allerdings sehr deutlich darauf aufmerksam gemacht hat, dass unser Beitrag zur ESA dadurch, dass wir ihn nicht aufgestockt haben, im Vergleich immer weiter zurückgeht, und dass wir ihn verdreifachen müssen, damit wir halbwegs mit Ländern wie etwa der Schweiz mithalten können.
Das tun wir nicht, und was ist der Effekt? – Der Effekt ist, dass bei allem Wettbewerb, den es da geben soll, weniger Geld nach Österreich zurückfließt. Alle haben uns erklärt, auch die Frau Bundesministerin: Jeder Euro, der in Weltraumforschung investiert wird, kommt vielfach zurück. Wir investieren ihn aber nicht, also wird er auch nicht zurückkommen, und das ist ein großes Versäumnis.
Nicht nur, dass wir zu wenig investieren, nein, wir verjagen auch Menschen, die in diesem Bereich sehr gut sind. Herr Aschbacher hat uns ein Beispiel genannt und ich habe das inzwischen recherchiert: Das ist Spire Global. Peter Platzer, einer dieser Forscher, hat ein Unternehmen in Österreich entwickelt, und wollte es in Österreich ausbauen. Er hat Nanosatelliten entwickelt, das sind Satelliten in der Größe einer Schuhschachtel, mit denen zum Beispiel das Wetter beobachtet werden kann oder andere Erdbeobachtungen gemacht werden können. Er wollte in Österreich Forschungsförderung, er hat sie nicht bekommen. Er hat in Österreich versucht, Venturecapital aufzustellen, das hat er nicht bekommen. Was hat er gemacht? – Er ist ins Silicon Valley gegangen, hat seine Firma dorthin gebracht, hat sie inzwischen im August an die Börse in New York gebracht, und sie ist weit über 1 Milliarde Euro wert.
Das sind Chancen, die wir uns permanent entgehen lassen, weil wir zu wenig an der richtigen Stelle investieren und weil die Stimmung im Land nicht danach ist, die besten Leute im Land zu halten. Ich rede bewusst von einer Elite, und zwar nicht von einer Elite im Sinne der Familie – du gehörst eh dazu! –, sondern im Sinne einer Elite, weil sie eben die Besten sind, weil sie großartige Forschungsleistung erbringen.
Das können wir leider nicht, und deswegen habe ich Ihnen natürlich ein Buch mitgebracht, weil man ja auch irgendwann den Einstieg finden kann. Ich lese es auf Englisch vor, das ist höflicher: „Geschichte der Wissenschaft für Dummies“. (Der Redner hält das genannte Buch von Winfried Göpfert in die Höhe.) Ich kann das wirklich sehr empfehlen, da lernt man sehr viel Positives über die Entstehung der Wissenschaft. Menschen, die sagen, dass wir, wenn wir zu viel auf die Umwelt Rücksicht nehmen, in die Steinzeit zurückkommen, werden da ein bissel Probleme haben. Die Steinzeit liegt dann doch ein bissel länger zurück – für diejenigen, die sich nicht auskennen. Es beginnt mit den Sumerern, ist aber auch interessant, und enthält sehr viele Details, übrigens auch einen interessanten Artikel über die Null und wer sie erfunden hat. Das ist nicht politisch gemeint, aber man kann es auch in diesem Sinne lesen, wenn man will.
Das Buch kann ich nur wärmstens empfehlen, und vielleicht trägt es, wenn es mehr Leute lesen, auch dazu bei, dass wir ein bisschen weniger Wissenschaftsfeindlichkeit im Land haben. Es würde uns mehr Wohlstand bringen. – Danke. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Litschauer.)
15.05
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Michael Hammer. – Bitte sehr.