14.57
Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Vor allem aber liebe Mädchen! Es ist wirklich ein gesellschaftliches Versäumnis, dass wir es in den letzten Jahren nicht geschafft haben, mehr junge Mädchen und Frauen in technische und naturwissenschaftliche Berufe zu bringen.
Warum sehe ich das so dramatisch? – Das hat vor allem zwei Gründe: einerseits weil es in diesen Bereichen extrem spannende Jobs gibt. Ich glaube, dass viele junge Frauen und Mädchen ihren Beitrag zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen leisten möchten, beispielsweise zur Heilung von Krankheiten, zur Konstruktion von Prothesen, zur Lösung des Klimawandelproblems durch die Einsparung von CO2 in Industrieprozessen et cetera.
Vor allem aber sind diese Jobs auch gut bezahlt, sie sind normalerweise extrem nachgefragt, man kriegt leicht einen Job und man kann normalerweise auch relativ leicht Karriere machen. Es ist also eine Frage der Gleichstellung, dass wir mehr Frauen in technische Berufe bringen; und so ist es, verdammt noch mal – Verzeihung für den Ausdruck, aber ich muss es hier wirklich sagen –, unsere Aufgabe, hier endlich einen Schritt weiterzukommen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Meinen Beitrag möchte ich durch die kürzlich gegründete Stiftung Mintality leisten. Ziel dieser Stiftung ist es, durch Projekte und vor allem durch die Vernetzung dieser Projekte Mädchen für Technik zu begeistern und diese Begeisterung aufrechtzuerhalten. Das ist, glaube ich, das Wesentliche, denn wir wollen ja, dass sie mit 15 Jahren in eine technische Lehre gehen, dass sie in eine HTL gehen oder mit 18 ein technisches Studium beginnen und dass wir sie auf dem Weg dahin nicht verlieren.
Was wir dafür brauchen, ist ein Gesinnungswandel. Eltern, Lehrer, aber auch andere Meinungsbildner glauben immer noch viel zu oft, dass es für Mädchen besser ist, Bürokauffrau zu werden oder ein Dolmetschstudium zu absolvieren, als Elektrotechnik zu studieren oder eine Mechatroniklehre zu machen. Das muss sich ändern, und dazu brauchen wir einen Kraftakt von uns allen und eine Strategie.
Ich bin normalerweise kein großer Freund von Strategien, aber es gibt im Mint-Bereich so viele Einzelprojekte. Wir sind das Land der tausend Projekte. In jedem Unternehmen, in jeder Gemeinde gibt es einzelne Projekte, das Problem ist aber meistens, dass sie nicht aufeinander abgestimmt sind, dass sie nicht aufeinander aufbauen.
Es reicht eben nicht, wenn ein Mädchen mit acht Jahren einen Codingkurs macht oder wenn es mit zwölf Jahren einmal an einem Girls’ Day teilnimmt. Ich glaube, jede dieser einzelnen Maßnahmen ist extrem gut, aber wir müssen die Mädchen konstant immer wieder mit Technik in Verbindung bringen. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)
Im Bildungsbereich passiert da sehr, sehr viel. Das Bundesministerium hat da sehr viele Initiativen gesetzt, auch die Bildungsdirektionen und die Länder haben viele Initiativen gesetzt. Wir führen jetzt das Pflichtfach Digitale Grundbildung ein, was natürlich auch zum Ziel hat, dass wir mehr Mädchen für die Digitalisierung, für Informatik, für die Technik begeistern, aber es ist auch da wichtig, dass wir diese Maßnahmen bündeln und dass sie aufeinander aufgebaut werden, dass wir beispielsweise das Thema Gendergerechtigkeit in den Schulbüchern stärker verankern, dass wir die Lehrer dafür sensibilisieren, welche Auswirkungen ihr Tun auch auf junge Mädchen hat. Ich glaube, wenn wir da eine gute Strategie verfolgen, dann haben wir wirklich die Möglichkeit, den Anteil von Mädchen in technischen Ausbildungsfeldern zu erhöhen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich freue mich, dass das Bildungsministerium das genauso sieht und es ihm auch zu wenig ist, dass immer noch nur 10 Prozent der AbsolventInnen in der Elektrotechnik oder in der Informatik Frauen sind. Ja, es ist natürlich nicht der Bildungsbereich alleine, wir müssen es auch schaffen, dass wir diese Berufe und diese Studien viel besser und gendergerechter darstellen. Das ist auch ein Punkt, dem sich die Mintality-Stiftung widmen möchte, aber der Bildungsbereich ist eben ein wesentlicher. Es ist wichtig, wie der Physikunterricht, der Werkunterricht, der Chemieunterricht ausgerichtet sind, und es ist auch gut und wichtig, dass wir 450 Mint-Schulen haben, aber es ist einfach entscheidend, darauf abzuzielen, dass sich Mädchen in Zukunft öfter für ein Informatikstudium entscheiden und nicht mehr so oft für andere Studien.
Meine Damen und Herren, wir müssen etwas tun, wir sind es den kleinen Mädchen, die sich für Mikroskope begeistern, schuldig, aber wir sind es vor allem auch den Mädchen schuldig, deren Eltern beispielsweise nicht so sehr technikaffin sind.
Ich möchte, dass Mädchen in Zukunft ihre Träume verwirklichen können, dass sie die Möglichkeit haben, ihren Beitrag zu leisten, und dass sie daneben auch noch gut verdienen. Ich freue mich, dass das alle Parteien in diesem Plenum genauso sehen. – Danke sehr. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS.)
15.02
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Köchl. – Bitte.