20.23

Abgeordneter Dr. Harald Troch (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Zum Thema Kultur liegt uns ja auch ein Entschließungsantrag von SPÖ und NEOS zum Thema Haus der Geschichte vor. Wenn ich an die Tätigkeit der Regierung zum Thema Haus der Geschichte denke, wenn ich an die Haltung von Türkis-Grün denke, dann fällt mir ein Filmhit aus dem Jahr 1991 ein.

Dieser Filmklassiker ist mit den Schauspielern Anthony Hopkins und Jodie Foster ver­filmt worden, der Titel des Films, „Das Schweigen der Lämmer“, beschreibt sehr gut die Haltung der österreichischen Bundesregierung, denn zum Thema Haus der Geschichte passiert nichts. Der Filmklassiker „Das Schweigen der Lämmer“ hat immerhin fünf Oscars erzielt. Die Arbeit der Regierung wird keine fünf Oscars zum Haus der Ge­schichte einfah­ren, im Gegenteil, es gibt nicht einmal eine Goldene Himbeere, das ist ja der Negativ-Oscar, gibt es doch zum Thema Haus der Geschichte Stillstand, Herr Vizekanzler

Diesen Stillstand können wir nicht hinnehmen, weil dieses Haus der Geschichte in puncto österreichische Zeitgeschichte für die Österreicher und Österreicherinnen eine grund­legende und wesentliche Bildung vermittelt. Österreich war im 20. Jahrhundert im Brenn­punkt der Geschichte. Eric Hobsbawm, dieser großartige britisch-österreichische Histori­ker, geboren in Alexandria, bezeichnete das 20. Jahrhundert als die gefährliche Zeit, als das Zeitalter der Extreme.

Österreich war in die tragische Geschichte des 20. Jahrhunderts ja voll involviert, war mitten im Brennpunkt dieser Geschichte: Holocaust, Atombomben, Massenvernichtung im Zweiten Weltkrieg. 1945 war Österreich zerstört, befreit und besetzt gleichzeitig. Der Bürgerkrieg von 1934 ist immer noch in den Köpfen der Menschen. Daher verdient Österreich, verdienen die Österreicher und Österreicherinnen ein Haus der Geschichte mit einer objektiven und klaren Auseinandersetzung. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Haus der Geschichte hängt aber in der Luft. Ich sage, der Standort ist unsicher und eingeschränkt, der Nutzungsvertrag mit dem Kunsthistorischen Museum ist ja jedes Jahr kündbar, man hängt also wirklich in der Luft, es schwebt wie ein Damoklesschwert über ihm, und die Finanzen sind, wie wir schon gehört haben, eingeschränkt. Ich bin den Kolleginnen Julia Seidl und Gabi Heinisch-Hosek sehr dankbar, dass dieser Antrag zum Haus der Geschichte hier eingebracht wurde.

Die SPÖ ist der Meinung, der jetzige Status des Hauses der Geschichte als Annex der Nationalbibliothek ist der österreichischen Zeitgeschichte nicht würdig. Die österreichische Zeitgeschichte kann nicht ein Annex, ein Anhängsel von irgendeiner Institution sein. (Zwischenruf des Abg. Sobotka.) Herr Präsident, die SPÖ erwartet sich da eine mutige kulturpolitische Entscheidung; der Antrag dazu liegt vor. Wir wollen ein eigenständiges Bundesmuseum, dazu bedarf es einer Änderung des Bundesmuseen-Gesetzes, es braucht mehr Budget für die österreichische Zeitgeschichte. Natürlich soll das Haus eigenständig und selbstständig sein, damit die österreichische Zeitgeschichte durchaus kritisch ana­lysiert und halbwegs objektiv präsentiert werden kann. Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Der Redner begibt sich zu Abg. Sobotka und unterhält sich mit ihm.)

20.27