Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Herr Präsident! Guten Morgen, Herr Bundes­minister! Ich komme noch einmal zurück auf die ärztliche Versorgung im niedergelas­senen Bereich. Wir wissen, die Allgemeinmedizin ist so das Rückgrat der wohnortnahen medizinischen Versorgung. Die medizinischen Universitäten, die medizinische Fakultät setzt ja bei den Studierenden bereits Schwerpunkte in diese Richtung. Es kommt jetzt auch darauf an, die postgraduale Ausbildung in den Spitälern und Lehrpraxen ent­sprechend attraktiv zu machen und dann auch überhaupt das Berufsbild der nieder­gelassenen kassenvertragsärztlichen Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner weiterzuentwickeln.

Meine konkrete Frage ist, auch im Zusammenhang damit, dass ja die Idee Facharzt für Allgemeinmedizin seit mehr als zwei Jahrzehnten diskutiert wird:

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„Was werden Sie tun, um den Nachwuchs in der Allgemeinmedizin sicher zu stellen?“

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Ja, es ist schon andiskutiert worden: Die Stärkung der Primärversorgung ist ein zentrales Anliegen meines Hauses. Wir haben da einerseits 100 Millionen Euro aus dem EU-Resilienzfonds sicherstellen können und damit wesentlich zum Ausbau von Primärversorgungszentren beitragen können.

Die zweite Schiene muss, wie von Ihnen angesprochen, das Berufsbild sein, und ja, wir arbeiten intensiv an der Entwicklung des Facharztes, der Fachärztin für Allgemein­medizin. Das ist eine ganz wesentliche Aufwertung sowie in gewisser Weise auch Gleichstellung und stellt sicher, dass damit insbesondere Jungmediziner, Jungmedizi­nerinnen ein attraktives Angebot bekommen.

Die Krankenversicherungsträger haben darüber hinaus einen Maßnahmenkatalog zur Attraktivierung der Allgemeinmedizin vereinbart: flexible Ordinationsmodelle, unter­schiedliche Berufspraxenmodelle, Anstellungsmöglichkeiten, Teilzeitmöglichkeiten, Über­windung bürokratischer Hürden, Ausbau der Primärversorgung, attraktive Entlohnung – also Gesamtpakete, um genau das zu tun: entlang der Lebensrealitäten von jungen Medizinerinnen und Medizinern Angebote zu schaffen, die es attraktiv machen, dort einzusteigen, auch die Sicherheit zu geben, das gut ausüben zu können – weil oft die Angst besteht, wie man das macht, wenn man frisch von der Uni kommt und in den niedergelassenen Bereich geht –, mit Lehrpraxen, all diesen Dingen. Der Fokus liegt intensiv darauf, den Nachwuchs in der Allgemeinmedizin sicherzustellen.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Bitte.

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Der niedergelassene Bereich umfasst natürlich auch die Sonderfächer, und da ist es so, dass es in verschiedenen Bereichen Mängel, Versorgungsengpässe gibt. Bekannt ist das in der Kinderheilkunde, auch in der Gynä­kologie – da besonders betreffend weibliche GynäkologInnen –, aber regional auch in der Augenheilkunde, da und dort im Bereich Hauterkrankungen, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Dann gibt es natürlich noch die echten Mangelfächer Psychiatrie und ganz besonders Kinder- und Jugendpsychiatrie. In anderen Sonderfächern, die auch genannt wurden, gibt es dazu eigentlich mehr als 7 000 Wahlärztinnen und Wahlärzte in Öster­reich, und es geht jetzt wirklich darum, die kassenärztliche Versorgung flächendeckend sicherzustellen.

Deshalb die ergänzende Frage: Was beabsichtigen Sie, hinsichtlich der kassen­ärzt­lichen Versorgung mit den Sonderfächern zu machen?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Das kennen wir alle wahrscheinlich auch aus eigener Erfahrung, wenn es darum geht, einen Termin bei der Augenärztin, beim Augenarzt oder bei jemand anderem in den von Ihnen angesprochenen Fächern zu bekommen. Da geht es sehr wohl vor allem darum, im Tarifbereich zur Stärkung die höhere Honorierung möglich zu machen, und insgesamt, zum Beispiel bei der kinderärztlichen Versorgung, auch auf mehreren Stra­tegien aufzubauen.

Wir brauchen eine zahlenmäßige Ausweitung der Planstellen in Österreich. Zum Beispiel ist in Oberösterreich bis 2025 ein Ausbau um weitere vier Stellen vorgesehen. Wir brauchen für bereits besetzte Planstellen Anreize, die zeitliche Versorgung auszuweiten, also das Angebot der Verfügbarkeit auszuweiten. Da wurde zum Beispiel in Wien ein Bonusmodell für erweiterte Öffnungszeiten geschaffen, das halte ich für eine gute Möglichkeit, Mindestöffnungszeiten sicherzustellen. Es gibt Modelle für gut bezahlte, sehr gut bezahlte Wochenend- und Feiertagsbereitstellung der Dienstleistungen, weil es einfach oft so ist, dass man da niemanden findet. Das kann nur gemacht werden, indem das auch abgegolten wird, und ja, da muss man auch Geld in die Hand nehmen. Es geht um die Etablierung multiprofessioneller Modelle wie Kindergesundheitszentren und PVEs mit kinderärztlicher Beteiligung. In Salzburg und Oberösterreich hat die ÖGK beispielsweise das Projekt Lehrpraxis Kinderheilkunde ins Leben gerufen.

Es gibt also eine ganze Reihe von Maßnahmen, und Sie haben recht, es geht darum, das Angebot sicherzustellen.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich danke schön. Ich danke dem Herrn Minister für die ausführlichsten Beantwortungen sowie allen Fragestellern. Die Fragestunde ist somit beendet, weil keine Frage mehr aufzurufen ist. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP und bei den Grünen.)