17.07

Abgeordnete Mag. Julia Seidl (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Arbeitskräftemangel, wohin man schaut – wir haben darüber schon in mehreren Sitzun­gen hier diskutiert. Agenda Austria sagt: Bis 2050 wird die Bevölkerung im erwerbs­fähigen Alter in fast allen Regionen Österreichs kräftig zurückgehen, in Kärnten und in der Steiermark um über 10 Prozent.

Weil ja heute der Tag der Wahrheit ist, wie Kollege Ries gesagt hat, möchte ich auch einmal ein paar Fakten auf den Tisch legen beziehungsweise über die Wirklichkeit sprechen, und zwar im Bereich Tourismus.

In der Hotellerie, in der Gastronomie, in Tourismusbetrieben, in der Freizeitwirtschaft fehlen Arbeitskräfte, viele Arbeitskräfte, 10 000 Arbeitskräfte. Mitarbeiterinnen und Mit­arbeiter aus Drittstaaten warten ewig lang auf Arbeitsgenehmigungen. In Wirklichkeit schaut es nämlich so aus, dass laut AMS-Statistik ausländische Beschäftigte mittlerweile in folgendem Umfang in Österreich tätig sind: Im Juni 2021 waren es 108 297 Personen. Das sind 23,5 Prozent, also 20 624 Personen, mehr als 2020. 40 Prozent der aus dem Ausland kommenden beschäftigten Arbeitskräfte sind mittlerweile aus Drittstaaten. Alleine in Tirol sind es 55 000 Personen im Tourismus, das heißt, 55 Prozent der Beschäftigten im Tourismus haben keinen österreichischen Pass. 29 000 Menschen aus Afghanistan und Syrien sind mittlerweile im Tourismus beschäftigt.

Und ganz ehrlich, es dürfte eigentlich aufgrund von dem, was wir heute gehört haben und seit Jahren von der FPÖ hören, keinen einzigen Tourismusbetrieb mehr in Öster­reich geben, der noch die FPÖ wählt. Schauen wir es uns einmal an: Wir haben 27 000 Men­schen, die letztes Jahr aus dem Vereinigten Königreich zu uns gekommen sind – aber das sind wahrscheinlich die Guten oder, wie Frau Fürst sagt, die autochthone euro­päische Bevölkerung. Und das sind wahrscheinlich nicht die, die Herr Kollege Amesbauer meint, wenn er sagt, er will sie wieder loswerden.

Diese menschenverachtende Sprache hier herinnen, die wir heute wieder von Kolle­ginnen und Kollegen der FPÖ gehört haben, ist wirklich unglaublich und ist eines Wirtschaftsstandorts Österreich, der auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen ist, auch nicht würdig. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Lausch: Wir wollen sie wieder weg­schicken! Ist das jetzt besser? – Abg. Belakowitsch: Wir wollen sie gar nicht herein­lassen, Frau Kollegin!)

Ich sage Ihnen noch etwas: In meinem Lieblingscafé ist der Kellner Syrer, in meiner gemeinnützigen Arbeit sind Syrer, Iraner, Afghanen und Marokkaner. Einen FPÖler habe ich dort noch nie gesehen, ich weiß auch nicht, warum. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf bei der FPÖ.)

Wenn Sie sich einmal überlegen, wer Ihr Schnitzel, von dem Sie wollen, dass es jeder Österreicher jede Woche am Tisch hat, zubereitet, wer das Mise en Place gemacht hat (Abg. Belakowitsch: Das mach ich selber! Das mache ich alles selber!), wer den Teller abwäscht, wer die Schwarzwäsche wäscht, dann möchte ich wissen, wie das im Tourismus in Zukunft funktionieren soll. Wenn Sie sagen, dass wir niemanden aus dem Ausland brauchen, der in Österreich arbeitet, dann verkennen Sie die Wirklichkeit. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Amesbauer: Wer sagt denn das? Wer sagt das?)

Abschließend, weil mich das wirklich ärgert (Abg. Belakowitsch: Jetzt geht es um Asyl!) – ich sage es noch einmal –: 29 000 ehemalige Asylwerber arbeiten mittlerweile in Österreich, 29 000 Syrer und Afghanen. (Abg. Lausch: Aber nicht die Illegalen!) Wissen Sie, wie viel das ist? (Abg. Belakowitsch: Jössas na, die ...!) Ich möchte wissen, wie viele FPÖler statt ihnen den Job im Tourismus machen würden – nämlich genau niemand. Genau niemand! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Lausch: Aber nicht die Illegalen!)

Ich möchte Sie wirklich im Sinne der österreichischen Wirtschaft und im Sinne des österreichischen Tourismus bitten, aufzuhören, über die ausländischen Arbeitskräfte derart zu sprechen, sodass wir in Zukunft noch größere Schwierigkeiten haben werden, sie nach Österreich zu bringen. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Lausch: Ein Illegaler kann ja nicht arbeiten, weil er ist ja illegal! – Abg. Belakowitsch: Das ist ja unser Ziel, dass weniger kommen, Illegale!)

17.11

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Philipp Schrangl. – Bitte.