12.59

Abgeordneter Andreas Kühberger (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Ich möchte auch zum Entschließungsantrag bezüglich EU-weiten Rechts auf Reparatur sprechen.

Ich bin in einer Autoverwertung aufgewachsen. Wie für meine Brüder war für mich ein Schraubenzieher und eine Ratsche fast das erste Spielzeug, und wir haben die Autos schon zerlegt, als wir klein waren. Später habe ich dann einige Jahre – Gott sei Dank – auch im Betrieb meines Vaters gearbeitet. Das war so in den Neunzigerjahren. Damals hat es die Mercedes /8 und 123 gegeben. In diese wurden über Jahrzehnte eigentlich der gleiche Motor, das gleiche Getriebe eingebaut, vielleicht ist es später ein Fünfganggetriebe ge­worden. Lichtmaschine und Starter konnten eigentlich nicht nur in ein Modell, sondern zu dieser Zeit in alle Marken eingebaut werden – Starter und Lichtmaschine oft sogar in einen Traktor.

Dann ist die Zeit gekommen – ja, es ist auch die Moderne gekommen –, in der, wie es in Werkstätten heute ist, viel mehr getauscht wird. Es kann fast nichts mehr repariert werden – und das ist sehr schade, meine Damen und Her­ren, denn in der geschilderten Zeit habe ich gelernt, wie wichtig die Res­sourcen bei uns hier eigentlich sind, weil wir sie ja selber nicht haben. Das be­deutet, wenn wir zum Beispiel fossile Energieträger brauchen, dann ho­len wir sie aus China, aus Russland, aus Amerika. Das sind in einem Jahr immer­hin über 200 Milliarden Euro.

Ich möchte auf die Ausführungen meiner Vorrednerin Frau Fischer eingehen. Sie hat auch den Abfall angesprochen, ein Riesenthema, wie man erkennt, wenn man bedenkt, wie die Weltbevölkerung wächst. Alleine in Afrika wird sich die Bevölkerung bis 2050 verdoppeln. Wenn sich dort beim Recycling nichts ändert, werden wir 2050 ungefähr 70 Prozent mehr Müll haben. Zum täg­lich weltweit anfallenden Müll: Wenn wir diesen in einen Zug füllen wür­den, so würde er zwölf Mal um die Erde reichen. Das ist also eine gewaltige Menge und darin finden sich wirklich Ressourcen.

Wie schaut es in der Steiermark aus, aus der ich komme? – Wir produzieren pro Kopf pro Tag in der Steiermark 1,2 Kilogramm Müll. Das ist jetzt nicht so positiv, denn das ist ungefähr das Doppelte des weltweiten Durchschnitts. Was aber sehr positiv ist: Die Recyclingquote liegt bei 61 Prozent. Damit sind wir weltweit sehr weit vorne, denn da erreichen die anderen etwa ein Drittel davon.

Meine Damen und Herren, Sie wissen, ich bin auch Landwirt. So wie sich die Kreislaufwirtschaft der Ressourcen darstellt, lebe ich als Biobauer die Kreislaufwirtschaft eigentlich auch auf meinem Hof daheim. Diese Kreislauf­wirtschaft ist nicht nur aus ökologischen Gründen wichtig – sicher auch! –, sondern auch aus wirtschaftlichen. Ich könnte es mir nämlich nie leisten, wenn irgendwelche Nährstoffe meinen Betrieb verlassen würden – und so ist es auch bei unseren Ressourcen, vor allem bei den fossilen Energieträgern, denn wenn da einmal etwas aus dem System draußen ist, ist es weg, und das holen wir nie wieder herein.

Jetzt noch einmal auf die Kreislaufwirtschaft zurückkommend: Diese ist wichtig, denn wir können wiederverwerten, wiederverwenden, und für mich gehört das Reparieren einfach dazu. Wie schaut das dann in der Praxis aus? – Die Frau Kollegin hat es kurz angesprochen: In der Praxis ist es so, dass wir mit die­sem Entschließungsantrag fordern, dass die Bundesregierung diesbezüglich ba­sierend auf Produktgruppen Kontakt mit der EU aufnimmt – der Herr Kol­lege hat E-Bikes angesprochen: wenn E-Bike drinnen steht, sagt mein Hausver­stand, dass ein normales Rad auch drinnen ist, weil es ja in Wahrheit fast keinen Unterschied gibt, nur ist es einfacher –, und es wird dann genau beschrie­ben, für welche Produktgruppen eine Reparatur möglich sein muss. Für die­se Produktgruppen müssen auch Ersatzteile auf Lager sein, und es muss auch der Zugang für eine Wartung gegeben sein. Das bedeutet, da muss auch die War­tungsempfehlung passen.

Meine Damen und Herren, wenn wir die Verlängerung des Lebenszyklus dieser Produkte schaffen, ist das nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht positiv. Das ist eigentlich auch sehr positiv für die Konsu­mentinnen und Konsumenten, weil sie diese Produkte einfach länger im System haben und auch länger verwenden können. Ich bin mir sicher, dass da wirklich tolle, sehr innovative Produkte entstehen, und es ist ganz, ganz wichtig, dass man diese selber reparieren kann.

So, wie ich es von meinem Vater daheim von klein auf in Bezug auf Autos gelernt habe, dass man, wenn sie noch so rostig oder verbeult waren, immer noch etwas rausholen kann – wir haben oft Autos verkauft, von denen selbst die letzte Schraube noch verwertet worden ist, meine Damen und Herren –, müssen wir auch unsere Kinder zukünftig wieder lehren, dass wir wichtige Ressourcen vor der Haustür haben und dass wir diesen nachhalti­gen Gedanken auch bei den Produkten, die wir tagtäglich im Gebrauch haben, le­ben. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

13.04

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Yannick Shetty. – Bitte.