18.14
Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Wir debattieren hier eine Regierungsvorlage mit zwei Schwerpunkten, zu denen ich noch ein paar Worte ergänzen möchte. Der erste Punkt ist die Elementarpädagogik, die ja für uns als Grüne und als Teil dieser Regierung im Zentrum unserer Bemühungen steht. Wir haben auf Bundesebene nur die Zuständigkeit für die Ausbildung der Pädagog:innen, aber da drehen wir tatsächlich an jeder Schraube, an der wir nur drehen können.
Ich zähle kurz auf, was bis jetzt schon gemacht wurde: Ich erinnere an die 420 neuen Kollegplätze in ganz Österreich, ich erinnere an die Fachkräftestipendien für alle, die sich diese Ausbildung finanzieren lassen wollen; im akademischen Bereich erinnere ich an das Masterstudium an der Uni Graz, ich erinnere an den neuen Hochschullehrgang für Inklusion. Ich erinnere auch an die schon bestehenden Hochschullehrgänge für Absolventen und Absolventinnen pädagogischer Studien, und mit dieser Novellierung wird auch ein Hochschullehrgang für Absolvent:innen aller anderen Studienrichtungen neu geschaffen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Warum das alles? – Weil die Elementarpädagogik nicht nur einfach Personal braucht, sondern qualifiziertes Personal braucht, weil sie verschiedenste Erfahrungshintergründe braucht, sowohl Lebenserfahrung als auch akademische Erfahrung, weil wir in der Elementarpädagogik multiprofessionelle Zugänge brauchen, Vielfalt und speziell auch Selbstbewusstsein für den Berufsstand.
Der zweite Punkt ist die individuelle Kompetenzmessung. Kollegin Salzmann hat sie schon kurz erwähnt. Warum ist sie wichtig? – Sie ist einerseits für eine evidenzbasierte Bildungspolitik wichtig, sie ist wichtig als Feedbackinstrument für einen guten Unterricht, und sie ist auch wichtig als Orientierungshilfe für Schüler, Schülerinnen und für ihre Eltern, wenn sie sich fragen: Wo stehe ich? Wo steht mein Kind? Wo hat es seine Talente?
Wie wir alle wissen, sind dafür nicht nur die messbaren Leistungen in Fächern wie Deutsch oder Englisch wichtig. Genauso wichtig sind soziale Kompetenzen, Faktoren wie Selbstwirksamkeit, Selbstreflexion, Lernmotivation, soziales Engagement. Wir alle hier im Raum wissen: Das sind oft die Dinge, auf die es im Leben wirklich ankommt und die darüber entscheiden, was man schafft und was nicht.
Das soll mit dieser neuen Regelung in die Gesamtbetrachtung einfließen – auch in die Kind-Eltern-Gespräche, in die individuellen Förderkonzepte und überhaupt in die ganzheitlichere Betrachtung, wenn wir Kindern und ihren Talenten gegenüberstehen. Deswegen ist das gut so. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Eine kurze Anmerkung noch zum Entschließungsantrag, den die SPÖ eingebracht hat – ohne wirklichen Zusammenhang mit der Diskussion zu diesem TOP –, in dem die Abschaffung der Deutschförderklassen gefordert wird: Da haben wir uns in der Koalition auf einen guten, konsensualen, konstruktiven Weg verständigt, nämlich die bestehende Deutschförderung zu evaluieren und auf Basis dieser Evaluierungsergebnisse zu reformieren und zu verbessern.
Diese Ergebnisse liegen jetzt vor. Konkret handelt es sich um Empfehlungen zu mehr Gestaltungsfreiheit an den Standorten, zu mehr Rücksicht auf die individuelle Situation, zu mehr Flexibilität, zu kleineren Gruppen und auch zu mehr Hören auf die Expertise der Pädagog:innen in der Praxis. So haben wir das auch im Regierungsprogramm vereinbart. Aus grüner Sicht gilt das weiterhin, weil es der gute und der richtige Weg ist. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
18.18
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Polaschek. Ich darf ihm das Wort erteilen. – Bitte.