18.56

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Einige der Fragen des Kollegen Brückl kann ich beantworten. Vor allem ist wichtig, zu sagen, dass das natürlich kein Ablenkungsmanöver ist, sondern tatsächlich ein wirklich extrem wich­tiges Thema.

Schulveranstaltungen sind wichtig fürs Lernen von Kindern. Was heißt das? – Schulveranstaltungen bedeuten, aus der Schule rauszukommen: entwe­der in die Natur oder in Betriebe oder in Regionen von Österreich, die man vor­her noch nicht gesehen hat, vielleicht sogar ins Ausland, in Kulturinstitu­tionen. Es heißt, neue Sachen auszuprobieren – Sportarten, Bewegungsarten, Essen, Landschaften, Kulturen, Musik, Sprache, was auch immer. Es heißt, mit den Händen zu arbeiten, irgendwo neue Tätigkeiten auszuprobieren, die man noch nicht gemacht hat, Sachen anzugreifen, Sachen zu spüren, etwas zu erleben. Das brauchen Kinder.

Warum brauchen sie das? – Um eine Idee von der Welt und von der Vielfalt dort draußen zu kriegen, um eine Idee von den Möglichkeiten zu kriegen, die sie später am weiteren Bildungsweg oder auch im Berufsleben haben. Es bedeu­tet, dass sich Kinder ausprobieren können und dadurch vielleicht auch draufkommen, was sie für Talente haben und merken, was ihnen Spaß macht. Man lernt durchs Tun, das stärkt das Selbstbewusstsein und das stärkt die Persönlichkeit.

Das brauchen alle Kinder, ganz besonders brauchen das aber die Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen. Derzeit, und das ist das Paradox, bekommen genau diese Kinder diese Erfahrungen oft am seltens­ten, weil die Teilnahme an Schulveranstaltungen normalerweise Geld kostet. Das können bei kleineren Vorhaben wenige Euro sein, das können meh­rere Hundert Euro bei den schon erwähnten Sportwochen sein.

In der Realität heißt das, wie es Kollege Marchetti auch schon angedeutet hat: Die Beantragung von individuellen Beihilfen ist oft mit Scham behaftet, oft mit komplizierten Anträgen verbunden, die man dann doch nicht einreicht. Und weil sich gerade an den benachteiligten Standorten besonders viele Kinder aus benachteiligten Verhältnissen finden, tun diese Standorte sich oft mit der Organisation von Schulveranstaltungen am schwersten.

Deswegen gibt es dieses Ersuchen ans BMBWF, ein Modell für einen Fonds ein­zurichten, der speziell den benachteiligten Kindern und speziell den benach­teiligten Standorten bei der Finanzierung und der Organisation hilft – nicht als Almosen, wie Kollegin Kucharowits gemeint hat, sondern als dauerhafte Einrichtung, denn das sind wir diesen Kindern schuldig. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Weil jetzt ohne wirklich klaren Zusammenhang das elfte und zwölfte Schuljahr für Kinder und Jugendliche mit Behinderung und SPF zum Thema gemacht wurde: Ich habe ja schon öffentlich kundgetan, dass wir Grünen diese Bürger­initiative selbstverständlich unterstützen, um Jugendlichen einen weite­ren Schulbesuch zu ermöglichen. Dennoch können wir diesem Antrag hier heute nicht zustimmen (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek), aus dem einfachen Grund, weil zu diesem Thema noch keine Gespräche mit der ÖVP über die wei­tere Vorgangsweise stattgefunden haben. (Ruf bei der SPÖ: Na die wollen das ja nicht!)

Ich verstehe aber jetzt die Worte des Kollegen Marchetti so, dass ich hoffe, dass sich diese Einigkeit über das Thema noch herstellen lässt, im Sinne der be­troffenen Familien und der betroffenen Kinder, weil es tatsächlich so ist, dass al­le Kinder ein Recht auf Bildung haben. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

18.59

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Künsberg Sarre. – Bitte.