19.18

Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Herr Präsident! Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Der vorliegende Antrag der Kolleginnen und Kollegen der SPÖ fordert, dass eine digitale Grundbildung für 1 Prozent der Bevölkerung im Jahr ermöglicht werden soll. In den Grundzügen ist das ein Antrag, den ich von der Idee her gut und unterstützenswert finde, denn damit wir die Chancen des technologischen Fortschritts nutzen können, müssen wir eine digital kompetente Gesellschaft werden. Deshalb haben wir uns auch zum Ziel gesetzt, bestehende Ausbil­dungsmöglichkeiten auszubauen und sie dort, wo neue benötigt werden, zu schaffen.

Zweifelsohne ist die digitale Transformation, die wir erleben, der größte Um­bruch unserer Zeit. Es gibt kaum einen Lebensbereich, der nicht davon betroffen ist. Die Art, wie wir arbeiten, kommunizieren oder Medien konsumie­ren, hängt schon jetzt am digitalen Raum. Deshalb ist die erfolgreiche digitale Transformation Österreichs auch für unsere Wettbewerbsfähigkeit und für die Jobs der Zukunft von essenziellem Wert. Es gibt noch eine weitere Transformation, die wir derzeit durchleben, auch dabei hilft uns die digitale Transformation. Damit wir die Ziele der grünen Transformation erreichen können, ist auch da eine digitale Grundbildung wichtig. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Um diesen Aufgaben auch gewachsen zu sein, haben wir effektive Maßnahmen in verschiedenen Bereichen gesetzt. Das ist der Grund, warum wir den Antrag im Ausschuss abgelehnt haben und auch heute hier ablehnen werden.

Die Forderung, dass 1 Prozent der Bevölkerung – das sind circa 80 000 Menschen – eine digitale Grundbildung bekommt, greift zu kurz. Es besteht nämlich heute schon die Möglichkeit, dass diese 80 000 bei Weitem übertroffen werden, angefangen im schulischen Bereich. Seit diesem Schuljahr ist das Fach digitale Grundbildung kein Wahlfach mehr, son­dern ein Pflichtfach, das mindestens eine Stunde pro Woche in den Schulstu­fen 4 bis 8 vorsieht. Der Lehrplan beinhaltet Informatik und auch die Vermittlung von Medienkompetenzen, sodass bereits die Jüngsten lernen, kritisch mit Informationen im Internet umzugehen und ein Verständ­nis für technische Abläufe zu bekommen.

Um allen Schülerinnen und Schülern die gleichen Chancen zu geben und bereitzustellen, haben wir auch die Laptopaktion gestartet, die ein weiterer Schritt in unserer digitalen Agenda ist. (Beifall bei den Grünen.) Damit erhält jedes Kind ab der 5. Schulstufe unter gleichen Rahmenbedingungen Zugang zu digitalen Endgeräten. Sämtliche Schulen, die bei dieser Laptopaktion mit­machen, haben sich auch bereit erklärt, ein Entwicklungskonzept für ihren digi­talen Wandel auszuarbeiten. Das beinhaltet vor allem die Qualifizierung von Lehrpersonal und auch die Integration von digitalen Mitteln in ihren Schulalltag.

Eine weitere Neuerung ist der neue Lehrplan, der ja bereits in Begutachtung war und demnächst kommen soll. Er gilt dann für sämtliche Volksschulen, Mit­telschulen und AHS-Unterstufen, das allein betrifft schon über 700 000 Schüle­rinnen und Schüler. Zum Fächerkanon zählen auch spezifische Fächer in der Sekundarstufe II und in Berufsschulen, wovon weitere 400 000 Schülerinnen und Schüler profitieren werden. Allein mit diesen Maßnahmen erreicht man circa 14 Prozent der Bevölkerung. Gefordert ist 1 Prozent. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es reicht aber eben nicht nur, die Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten auszustatten und den Lehrplänen ein Upgrade zu geben, es muss auch sichergestellt werden, dass das Lehrpersonal eine dementsprechen­de Qualifizierung bekommt. So werden derzeit Fort- und Weiterbildungsmaß­nahmen ausgebaut und zur Verfügung gestellt, und ein eigener Lehr­amtsstudiengang digitale Grundbildung wird gerade an den Hochschulen ein­geführt.

Abgesehen von den Maßnahmen im schulischen Bereich hat die Bun­desregierung auch eine umfassende digitale Kompetenzoffensive für Österreich ins Leben gerufen. Der Desi-Index zeigt uns, wie alarmierend die Situation derzeit ist: 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung zwischen 16 und 74 Jahren fehlt es an Basiskompetenz in diesem Bereich. Gerade wenn man an das Thema IT-Sicherheit denkt, ist das stark besorgniserregend. Mit treffenden Arbeitspake­ten werden wir sicherstellen, dass in den kommenden Jahren alle Men­schen in Österreich über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Um eine breite Masse erreichen zu können, wird diese umfassende Strategie in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern, den Bundesländern, den Interessenvertretungen, der Forschung und Lehre sowie den verschiedenen Bundesministerien erstellt.

Wie schon angesprochen, werden wir diesem Antrag keine Zustimmung geben, da die Ziele, die gefordert werden, heute schon bei Weitem übertroffen sind. Dennoch bedanke ich mich bei den Kolleginnen und Kollegen der SPÖ, dass sie dieses wichtige Thema heute auf die Tagesordnung gebracht haben. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.23

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Damit verlege ich die Abstimmungen an das Ende der Verhandlungen über die Vorlagen des Unterrichtsausschusses.