10.12

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Sehr geehrter Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Lie­be Zuseherinnen und Zuseher! Ich darf Sie jetzt wieder in die Realität zurückholen (Ruf bei der FPÖ: Ach so?! – heftiger Widerspruch bei der FPÖ) – nämlich in eine Realität, in der wir das Tragen einer Stoffmaske nicht mit der Vergewaltigung eines Kindes gleichsetzen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Sie reden wirklich nur Blödsinn! Von Ihnen habe ich noch nie was Gescheites gehört! – Abg. Prinz: Halb so wild!)

Sexuelle Gewalt ist das Schlimmste, was man Kindern antun kann. (Abg. Ames­bauer: Nur Blödsinn, nur Schmarrn! Die kennt sich nirgends aus!) Die körperli­chen Verletzungen, die sie dadurch erleiden, mögen verheilen, was sie aber ein Leben lang mit sich herumtragen, sind die Verletzungen an der Seele, und auch mit noch so viel Therapie und mit noch so viel Sorge und liebevoller Auf­nahme kann man es oft nicht schaffen, das wiederherzustellen, was da­durch verloren geht.

Der Verlust des Vertrauens in Personen, bei denen man sich eigentlich aufgehoben fühlen sollte, Retraumatisierungen durch das einfache Anschauen ganz simpler Alltagsgegenstände, all das können diese Kinder ein Leben lang mit sich herumtragen, wenn wir sie nicht davor bewahren, dass sie solche Verletzungen überhaupt erleben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Es ist wichtig und daher auch ein Teil dieses Paketes, dass man diesen Kindern Hilfe zugutekommen lässt, indem man ihnen Therapie zur Verfügung stellt, nachdem etwas passiert ist. Noch viel wichtiger ist es aber, dass man all die Kin­der, die jetzt noch sicher sind, auch in dieser Sicherheit belassen kann, in­dem man vorsorgt, dass solche Verbrechen nicht mehr passieren können. Des­halb ist auch ein wesentlicher Teil dieses Paketes, Projekte wie das Projekt „Kein Täter werden“ umzusetzen und darauf sehr viel Energie zu verwenden, um Kinder wirklich davor zu schützen, überhaupt Opfer zu werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es darf weder dazu kommen, dass Menschen zu Ersttätern werden, noch darf es dazu kommen, dass Menschen, die bereits Täter waren, Wiederholungstäter werden. Auch deshalb wird auf die Prävention im Anschluss an den Strafvollzug sehr großes Augenmerk gelegt.

Es ist wichtig, dass Täter wissen, dass sie erwischt werden. Deshalb ist es wichtig, in die Strafverfolgung zu investieren, und deshalb werden da auch massiv Mittel investiert, sowohl personell als auch dahin gehend, dass elektronische Tools zur Verfügung gestellt werden, mit denen diese Taten ausgeforscht und die Täter verurteilt werden können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Was aber genauso wichtig ist, ist, dass die Organisationen, die sich um die Kinder kümmern, die Kinder betreuen, bei denen Kinder ihre Freizeit verbringen, dafür bürgen können, dafür garantieren können, dass die Kinder dort sicher aufgehoben sind. Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass sie ihre Kin­der nur Organisationen anvertrauen, die auch deren Sicherheit und deren Integrität gewährleisten können. Deshalb ist es auch der richtige Weg, dieses Gütesiegel einzuführen.

Vorgeschriebene schriftliche Präventionskonzepte alleine führen dazu, dass es Papiertiger gibt, die in den Vereinen in Schubladen liegen, und man sagen kann: Ich habe ein Kinderschutzkonzept! – Das Gütesiegel, das nur in Zusam­menarbeit mit Kinderschutzorganisationen verliehen werden kann und er­worben werden kann, muss man sich erst verdienen, und dafür bedarf es einer wirklichen Auseinandersetzung damit, wie in der eigenen Organisation der Schutz der Kinder gewährleistet werden kann; und deshalb ist das eine so gute Lösung. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Kinder leiden an den Folgen von sexueller Gewalt ihr Leben lang, und genau aus diesem Grunde ist es so, dass wir mit jeder Gewalttat, die wir verhindern, einem Kind sein ganzes Leben retten. Deshalb ist dieses Paket so wichtig. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.16

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Danke schön.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Margreiter. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.