20.18

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuse­her zu Hause! Da ich ja als Vizebürgermeisterin sehr viel mit Fachhoch­schulentwicklung zu tun hatte und wir in einem Umfeld leben, in dem Forschung und Entwicklung relevant sind für die Industriebetriebe, die bei uns ansässig sind, kann ich Ihnen schon erklären, warum die Studienplätze oft nicht besetzt werden: weil es keine verpflichtenden und nachvollziehbaren langfris­tigen Finanzierungspläne gibt.

Die Fachhochschulen müssen sich immer wieder als Bittsteller hinstellen und bis zum letzten Moment hoffen, dass sie wissen, wie das Budget ausschaut und dass sie das Budget überhaupt auf die Reihe kriegen.

Dann zitieren Sie die Landesregierungen, die sozusagen einspringen sollen. – Die Welt hat sich verändert, wir haben multiple Krisen hinter uns und wahrschein­lich noch viele vor uns. Das Geld ist wirklich knapp geworden und man kann den Ländern und Gemeinden zusätzlich eigentlich nichts mehr hinaufdrücken. Da muss man schon ein eigenes Interesse daran haben, diesen Sektor zu stützen und weiterzuentwickeln.

Die gesetzliche Verpflichtung der FHs zur angewandten Forschung und Entwicklung wird gänzlich ignoriert und die Finanzierung an Dritte ausgelagert, wobei wir nicht genau wissen, warum und wieso.

Zum runden Tisch möchte ich schon sagen, dass die Sozialpartner in diesem Bereich essenziell sind. Sie sind diejenigen, die wissen, was sie brauchen, und diejenigen, die auch wissen, was sie nicht bekommen.

Es gibt da wirklich zwei ganz eklatante Bestätigungen dafür, dass Sie den Kontext nicht verstanden haben, in dem diese Fachhochschule einen wirklich wichtigen Mehrwert bringt: 73 Prozent der Unternehmen spüren nämlich einen starken oder sehr starken Fachkräftemangel, und für knapp die Hälfte der Unternehmen führt dieser Fachkräftemangel bereits zur Einschränkung von Innovationen.

Das ist standortrelevant, Herr Minister. Alles, was Sie in die Fachhochschulen investieren, kriegen Sie als Return on Investment über Arbeitsplätze und über Steuern, die die Betriebe leisten, weil sie die Fachkräfte haben, die sie brauchen, um ihren Betrieb zu führen, zurück. Das ist nicht der gleiche Gedanke wie für eine Universität.

Grundlagenforschung ist eine Geschichte, sie hat Berechtigung und ist not­wendig. Fachhochschulen und angewandte Forschung haben andere Dimensionen: Der Standortfaktor für Unternehmen ist da angesprochen, die Innovationen für KMUs, die nur stattfinden können, wenn es eine gute Fachhochschule gibt, und vor allem auch die Ausbildung von Fachkräften, und zwar in einem durchlässigen Konzept, vom Lehrling bis zur Fachhochschule und zur Universität. (Beifall bei der SPÖ.)

Es gibt auch keine einzige Möglichkeit – das habe ich mir extra herausgeschrie­ben – zur Einrichtung industrienaher Doktoratsstudiengänge. Die Indus­trie würde beitragen. Wir haben auch Beispiele in Kärnten, bei denen es eine Kooperation gibt, nämlich im Masterstudiengang für Leistungselektronik. Wir brauchen diese dringend, weil wir die Fachkräfte für die Entwicklung der Pro­duktion von Bestandteilen für die Windkraft-, Fotovoltaik-, Automobil-, Luft- und Raumfahrttechnik brauchen.

Sie als Regierung wollen eine Transformation und wollen sozusagen alles in diesem Land nachhaltiger machen. Ja, da werden Sie aber Leute brauchen, die etwas davon verstehen, und die Ausbildner von diesen Leuten sind nun ein­mal die Fachhochschulen. Dieser Sektor müsste mehr wert sein, da müsste mehr investiert werden, um dann ein Return on Investment zu bekommen, wenn man die Standortrelevanz wieder unterstreicht, und nicht weniger. (Bei­fall bei Abgeordneten der SPÖ.) Man müsste überhaupt nicht bitten sollen, es müsste so sein, dass Sie sich freiwillig mit den anderen zuständigen Mi­nistern, vor allem auch Minister Kocher, hinsetzen und sagen: Das ist unsere einzige Chance für die Zukunft!

Wenn wir die nicht nutzen, dann geht es uns gleich wie bei den Kindergärten, da müssen wir bitten und betteln. Wir wissen schon heute, dass wir die Innova­tionsführer nicht mehr erreichen können, weil wir in der Bildung schon im Kindergarten versagen. Und dann haben wir den nächsten Crash in der Fach­hochschule? Das geht nicht! Die Fachhochschule ist essenziell für das Fort­kommen dieses Landes in der Welt.

Bildung, gute Bildung war immer ein Benchmark für Österreich und war auch made in Austria, und wenn wir da nicht aufschließen, dann werden wir so viel Konkurrenz haben, dass wir uns darüber keine Gedanken mehr machen müssen. Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.22

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Ich verlege wie vereinbart die Abstimmungen an den Schluss der Abstim­mungen über die Vorlagen des Wissenschaftsausschusses.