18.46

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Rechnungshofpräsidentin! Hohes Haus! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Ja, der Rechnungshof hat sehr viele Berichte über den Bildungs- und Wissen­schaftsbereich vorgelegt – vielen herzlichen Dank an Sie, Frau Präsidentin, und an Ihr Team. Sie geben damit immer sehr, sehr wertvolle Hintergrundinfor­mationen und sehr wertvollen Input, was wir dann in diversen Anfragen und Anträgen auch weiterverwenden können.

Ich möchte auch etwas zur sprachlichen Frühförderung in den Kindergärten sagen. Da behandelt der Rechnungshof eigentlich einen Bereich oder ein Thema, das gar kein großes Thema sein sollte – wenn im Kindergarten kindgerechte Rahmenbedingungen herrschen würden.

Kinder lernen doch eine Sprache, indem sie mit Bezugspersonen im Austausch sind, indem sie eine Beziehung zu Menschen, zu Kindern und auch zu Erwach­senen, aufbauen können, indem sie viel Zuwendung von verschie­denen Bezugspersonen bekommen, also über Bindung und Beziehung. Im Kindergarten ist diese Möglichkeit nicht ausreichend gegeben, weil wir in Österreich einfach nach wie vor zu große Gruppen und zu wenig qualifiziertes Personal haben.

Die Sprachförderung ist dann am effektivsten – und das wissen wir ja auch aus verschiedenen Studien und Erhebungen –, wenn sie nicht als Zusatzaktivität quasi draufgestückelt oder drangestückelt wird, sondern wenn sie einfach in den Alltag integriert wird, sodass den Kindern gar nicht auffällt, dass sie da jetzt eine neue Sprache lernen oder eine Sprache besser lernen. Das gilt im Übrigen sowohl für den Kindergarten als auch für die Schule. Das Problem ist, dass der Bildungsminister die Sprachförderung betreffend kein wirkliches Ziel definiert. Das hat auch der Rechnungshof festgestellt.

In Österreich gibt es neun Sprachförderkonzepte. Man muss sich das einmal vorstellen: In unserem kleinen Österreich hat jedes Bundesland ein eigenes Sprachförderkonzept im Kindergarten. Okay, diese Konzepte gibt es nun einmal. Werden sie evaluiert? – Nein, sie werden nicht evaluiert. Also es sind offen­sichtlich alle neun Sprachförderkonzepte gleich gut; davon geht man beziehungs­weise die Regierung einmal aus. Wird wenigstens sichergestellt, dass das Geld vom Bund für zusätzliche Maßnahmen im Rahmen der Artikel-15a-Vereinbarungen wirklich für Neues oder für zusätzliche Maßnahmen verwendet wird? – Nein, auch das nicht, haben wir schon von den Vorrednerinnen gehört. Führt die Sprachförderung im Kindergarten eigentlich zum gewünschten Erfolg? – Auch das wissen wir nicht.

Wenn nämlich die Kinder in die Schule kommen und den fragwürdigen Mika-D-Test machen müssen, den anscheinend auch die Grünen als Regierungsfraktion leider nicht abschaffen wollen, dann ist es nach wie vor immer so, dass dieser Mika-D-Test mehr Kinder als mangelhaft Deutsch sprechend hervorbringt, als im Kindergarten überhaupt Kinder von der Sprachförderung erfasst wurden. Die Anzahl dieser Kinder in der Schule ist laut Mika-D-Testergebnis also deutlich höher als jene in den Kindergärten.

Da muss man doch irgendetwas tun! Die Regierung, vor allem die ÖVP, hat gefunden, jedes Bundesland ist sehr eigen, hat seine Eigenheiten und Besonder­heiten. Ja, aber gerade bei der Sprachförderung, wenn wir sie ernst nehmen, sollte in Österreich eine gleiche Ebene und eine gleiche Qualität gelten. (Beifall bei den NEOS.)

18.49

Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich die Frau Rechnungshofpräsidentin zu Wort gemeldet. – Bitte.