17.20

Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Hohes Haus! Gesund aus der Krise heißt das Projekt, das die Regierung mit rund 12,2 Millionen Euro budge­tiert hat. Aus unserer Sicht ist das leider ein Tropfen auf den heißen Stein. Die vergangenen Covid-Jahre haben gezeigt, wie herausfordernd diese Situa­tion für alle Kinder und Jugendlichen war und nach wie vor auch ist.

Ich habe vor einiger Zeit mit einer Mutter gesprochen, die alleinerziehend ist und selbst zwei junge Mädchen hat, die in der Covid-Zeit massive Herausforde­rungen gehabt haben. Die psychischen Belastungen sind sukzessive immer mehr geworden und sie hat verzweifelt nach einem Therapieplatz, einem Kassen­platz gesucht. Sie hat aber keinen erhalten, und das Schlimmste ist dann schlussendlich passiert, nämlich dass eine der Töchter versucht hat, sich das Le­ben zu nehmen. Sie ist dann natürlich aufgrund dieser schlimmen Situation ins Krankenhaus gekommen und hat dort einen Therapieplatz erhalten. Es ist in dem Fall fünf nach zwölf gewesen, aber es darf doch nicht so weit kommen, dass man dann erst Hilfe bekommt. Die Mutter war absolut verzweifelt, wusste nicht mehr, wohin sie sich wenden soll, und hat mir eben diese Geschichte erzählt. Diese ist nach wie vor in meinen Gedanken, weil genau das mit diesem Projekt ja nicht mehr passieren sollte. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Projekt an sich ist ja nicht schlecht, nur ist zu wenig Budget dafür da, es braucht dafür wesentlich mehr Geld. Ich verstehe es nicht, viele, viele Millio­nen Euro werden massig und großzügig verteilt, nur auf diesen Bereich, Kindergesundheit, psychische Gesundheit für Kinder und Jugendliche, wird im­mer wieder vergessen. 1,2 Prozent werden aktuell betreut, auf kassenfi­nanzierten Plätzen sind 23 370 Kinder, wir brauchen aber 5 Prozent, das sind über 90 000 Plätze, die wir brauchen würden.

Was passiert mit diesen Kindern in dieser Zeit? Bleiben sie alleine zu Hause? Müssen die Eltern das irgendwie alleine mit ihnen schaffen? Wie sollen wir das wirklich akzeptieren und den Eltern auch erklären, dass dieses Geld nicht da ist, Herr Minister? Ich glaube, Sie selbst würden bereit sein, dieses Budget auch zu stemmen, aber die Regierungsdiskussionen, sind da, glaube ich, sehr, sehr schwierig und das Interesse, das Geld anderswohin zu geben, ist halt leider viel zu groß. (Beifall bei der SPÖ.)

Faktum ist, sehr viele Familien können sich eine private Therapie nicht leisten – das ist die Herausforderung. Es darf keine Sache des Geldbörserls sein, dass man sich das leisten kann, es darf nicht sein, dass Therapie nur über Privat­kasse oder aber privat zu bezahlen ist. Wir haben aktuell 1 200 Psycho­therapeuten in ganz Österreich, wir haben 528 Kinder-, Jugend- und Familien­psychologen – viel zu wenige. Sie haben es schon gesagt, auch da braucht es eine Ausbildungsoffensive.

Viele Therapeuten werfen das Handtuch, weil sie den Druck nicht mehr aushalten, dass so viele Kinder auf den Wartelisten stehen. Sie wissen, dass es so viele Bedürfnisse gibt, dass es dringend Unterstützung für diese Jugend­lichen und Kinder braucht, und sie können all diese nicht bedienen. Das übt auf diese Menschen massiven Druck aus, und sie schaffen es nicht mehr und lassen dann ihren Job und wechseln in ein anderes Arbeitsfeld, weil sie sagen, dass sie es nicht mehr aushalten – so ähnlich, wie wir es jetzt in der Pflege immer wieder gehabt haben.

Es ist eine Zeit, die wirklich herausfordernd ist, da braucht es klare Unter­stützung für unsere Kinder und Jugendlichen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir wissen von den vielen Problemen. Es gibt zu wenige Kassenplätze, es gibt einen bürokratischen Aufwand für die Klient:innen und für die Obsor­geberechtigten, und es gibt organisatorischen Aufwand für die Behandler:innen. Die Sprachbarrieren darf man auch nicht vergessen, es ist wichtig, dass man diese nicht übersieht.

Herr Minister, wenn man ein halbes Jahr auf einen Kassentherapieplatz für Kin­der und Jugendliche warten muss, ist das absolut inakzeptabel! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Minister, es ist wirklich wichtig, dieses Budget zu erhöhen. Wir müssen schauen, dass wir da etwas weiterbringen, und ich bin auch dafür, dass wir das gemeinsam angehen. Ich glaube, Sie sind motiviert, Sie haben auch in Ihrer Rede gesagt, wie wichtig es ist. Schauen wir doch endlich, dass da das Geld fließt, denn woanders fließt es auch! (Beifall bei der SPÖ.)

17.25

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerhard Kaniak. – Bitte.