17.30

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren hier auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Ich teile vieles davon, auch von dem, was Yannick Shetty gesagt hat, nämlich wenn es da­rum geht, wo wir stehen. Das ist eine Momentaufnahme, das ist eine Situationsaufnahme dessen, was wir hier in Österreich nach Jahrzehnten, in denen nichts passiert ist, schlussendlich vorgefunden haben. Es stimmt, Covid, Corona ist dieses berühmt-berüchtigte Brennglas, von dem ja immer gesprochen wird, in dem man eben das erste Mal offensichtlich und in der Öffentlichkeit wahrnehmbar gesehen hat, es geht uns nicht allen unbedingt gut, insbesondere nicht unseren Kindern und Jugendlichen.

Denken wir an das Expert:innenhearing zum Mental-Health-Jugendvolksbegeh­ren zurück: Da haben vier Expertinnen und Experten auch davon gespro­chen, dass es nicht nur Covid ist, sondern dass es ja auch die vielen weiterfüh­renden Krisen sind – diese Polykrisen, von denen Rudi Anschober momen­tan auch in seinen Vorträgen berichtet –, die unsere Kinder, unsere Jugendli­chen, aber natürlich auch die Erwachsenen massiv belasten. – Das ist der aktuelle Zustand, in dem wir uns befinden. Gegen den müssen wir ankämp­fen und gegen den müssen wir agieren, und das tun wir auch.

Eine Maßnahme ist das schon viel zitierte Gesund aus der Krise. Das ist eine schnelle Maßnahme. Das ist eine Maßnahme, bei der man im Endeffekt schaut, dass man niederschwellig hilft. Wenn man davon spricht, dass das angeblich so lange dauert, dass Kinder und Jugendliche einen Platz bei einem Psychotherapeuten, bei einer Psychotherapeutin oder bei einer klini­schen Psychologin bekommen, dann muss ich sagen, bei Gesund aus der Krise geht das irrsinnig schnell. Ich habe das in meinem eigenen direkten Umfeld gesehen, bei einer Kollegin von mir: ihre Tochter angemeldet, zwei Tage spä­ter fixe Rückmeldung, eine Woche später die erste Therapiestunde.

Das heißt, das kann gut funktionieren und das funktioniert auch gut, weil sich zwei Berufsgruppen, die sich davor – irgendwer hat es vorhin gesagt – nicht so ganz vertragen haben – Kollege Kaniak hat das euphemistisch so um­schrieben –, auch erstmalig zusammengetan haben, weil sich zwei Berufs­gruppen zusammengetan und sozusagen ihre Joint Forces zur Anwendung ge­bracht haben, damit Kinder und Jugendliche dann auch eine gute Versor­gung vorfinden können.

Ich glaube, das ist überhaupt genau das Modell für die Zukunft, das wir auch brauchen werden, nämlich diese Zusammenarbeit zwischen klinischen Psychologinnen und Psychologen auf der einen Seite und den Psychothera­peutinnen und Psychotherapeuten auf der anderen Seite, weil es dann wirklich ausreichend Fachkräfte gibt, wenn man so möchte, also fachlich kom­petente Personen, die uns auch in Zukunft helfen können. Das wird auch einer der Aspekte werden, um die wir uns jetzt in Zukunft, in den nächsten Monaten, auch noch kümmern müssen, dass wir eben auch klinische Psycholo­ginnen und Psychologen reinbringen und dann auch diesen Abrechnungs­modus in das ASVG hineinbringen.

Ein anderes Thema – der Minister hat es schon angesprochen –, das aus meiner Sicht in diesem Zusammenhang durchaus zentral ist: Wenn wir schon über psychotherapeutische oder über psychologische Hilfe, Hilfestellungen reden, dann müssen wir auch über das Psychotherapiegesetz reden. Wir sind gerade mittendrin, das zu reformieren.

Derzeit ist es so: Wenn jemand von Ihnen eine Psychotherapieausbildung machen möchte, dann muss das privat bezahlt werden, bis zu 65 000 Euro, hat die APA vor zwei Wochen recherchiert. Ich habe in der Zwischenzeit auch die Meldungen von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten bekommen, dass sie mehr bezahlt haben. Bei diesen 65 000 Euro dürfte also nach oben hin noch einiges zusätzlich zu leisten sein.

Wir wollen das wegbringen. Wir wollen haben, dass diese Ausbildung ganz regulär an öffentlichen Universitäten zu den gleichen Konditionen, wenn Sie so wollen, wie jedes andere Studium absolviert werden kann; also ein akade­misiertes Studium an Universitäten nach entsprechenden, auch international gut vergleichbaren Qualitätskriterien, sodass wir damit einerseits die Qualität – der Minister hat es vorhin ja richtigerweise schon gut umschrieben – sichern können, diese akademische Qualität unterbringen können, international vergleichbar sind und andererseits durch die Akademisierung auch dafür sorgen können, dass sich auch dieses Studium, diese Therapieausbildung auch dementsprechend weiterentwickeln wird.

Ich nehme es, das sage ich auch ganz unumwunden, wohltuend wahr, wenn sich hier vier, also damit jetzt fünf Parteien hierherstellen und sagen, wir wollen das alle gemeinsam. Ich glaube, dass das ein großer Wurf sein kann, den wir alle fünf gemeinsam auch hinbringen können, dass wir dafür sorgen, einerseits gute Qualität in der Therapieausbildung und andererseits ein gutes, breit gefächertes Angebot nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern für alle Menschen in Österreich zu schaffen. Da treffen wir uns auf jeden Fall wie­der, lieber Yannick, da sind wir auf jeden Fall einer Meinung. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.35

Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Fiona Fiedler zu Wort. – Bitte.