18.39

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Vielleicht zwei kurze Anmerkungen zu Vor­rednern, zunächst zu Dr. Taschner, der ja festgestellt hat, die Struktur spiele ei­gentlich überhaupt keine Rolle, es komme im Unterricht nur auf den Lehrer an. (Abg. Taschner: Nein, eine Nebenrolle!) Wenn dem so wäre, frage ich mich, wa­rum die ÖVP eigentlich gerade an dieser Struktur, die Kinder in Österreich einfach sehr früh segregiert, immer wieder festhält und jeden der Reformschritte in diesem Bereich verhindert, wenn es eh keine Rolle spielt. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir wissen alle – und alle internationalen Studien belegen es –: Die frühe Trennung von Kindern nach dem zehnten Lebensjahr ist etwas, was dem öster­reichischen Schulsystem, den österreichischen Kindern schadet. (Abg. Salz­mann: Das stimmt ja nicht! Das ist ja bildungswissenschaftlich nicht nachweisbar! Das ist nicht valide!) Die ÖVP hält eisern daran fest. Warum, wenn die Struktur keine Rolle spielt, wenn es eh nur auf die Lehrer ankommt?

Machen Sie diesen Schritt! Nehmen Sie das ernst, was Sie gesagt haben! Dann verändern wir endlich einmal die Struktur so, wie es uns alle internationalen Experten immer wieder raten! (Beifall bei der SPÖ.)

Eine Feststellung zu Vorrednerin Sibylle Hamann: Ich glaube, es ist schon richtig, wenn man sagt, man macht das mit diesem Mika-D-Test jetzt ein bisschen flexibler. Ich erkenne ein bisschen das Bemühen, dass man die Kinder aus diesen unseligen Deutschklassen möglichst früh wieder herausbringt. Am besten bringt man sie aber gar nicht hinein, am besten steckt man die Kinder gar nicht in diese Deutschförderklassen, bei denen ganz klar ist, dass sie das Ziel nicht erreichen, nämlich optimale Bedingungen für den Spracherwerb zu bieten. Das sagen nicht nur wir, das sagen auch alle anerkannten Sprachwissenschaftler und Experten zu diesem Thema.

Also weg mit diesen Deutschförderklassen und damit auch mit diesen Minireformschritten! Gehen wir es groß an! Schaffen wir wieder die Möglichkeit des integrativen Deutschförderunterrichts! Da hatten wir ein erfolgreiches Modell mit acht Kindern in Gruppen. (Abg. Taschner: Nein, eben nicht!) In den Deutschförderklassen sitzen jetzt 15, 25 drin, und man glaubt, dass man da mit den unterschiedlichen Sprachen etwas bewirkt. Man bewirkt es nicht, Sie wissen es ganz genau. Das belegt ja auch alles. Also doktern wir nicht herum, sondern schaffen wir es ab, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist heute am Vormittag gesagt worden: Es ist immer so schwierig! Die Opposition lehnt immer alles ab! – Ich muss dazu sagen: Man macht es uns ja auch nicht leicht, etwas zuzustimmen. Ja, es liegt ein Vorhaben vor, das Verschärfungen für den häuslichen Unterricht beinhaltet, die wir sehr befürwor­ten. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass es tatsächlich Ressourcenkontrolle gibt, dass es eine Kontrolle gibt, ob Eltern in der Lage sind, entsprechend diesen Unterricht für ihre Kinder zu vollbringen.

Es gibt auch entsprechende, hoffentlich seriöse und gute und, wozu ich raten würde, angeleitete Reflexionsgespräche. Ich glaube, da sollte nicht jeder irgendetwas besprechen, sondern es wäre sinnvoll, wenn es einen Handlungs­leitfaden dafür gäbe, sodass das dann auch wirklich durchbesprochen werden kann, und dass eines voll beachtet wird, nämlich dass bei diesem häus­lichen Unterricht, wenn überhaupt – wir sind ja, glaube ich, zum großen Teil keine Fans davon –, dann wirklich das Kindeswohl im Mittelpunkt steht und es nicht – was, wie wir auch wissen, sehr oft der Fall ist – eigentlich nur ums Elternwohl geht, wenn es darum geht: Wie kann man seine Zeit gestalten? Wie geht es einem am besten? Im Mittelpunkt sollte wirklich stehen, dass die Kinder entsprechend unterrichtet werden, und zwar durch soziales Lernen, durch die Interaktion, die auch sichergestellt werden muss.

Das sind meine größten Bedenken beim häuslichen Unterricht, denn Schule ist ja nicht nur Wissensvermittlung, sondern Schule ist auch ein ganz wesentli­cher sozialer Lernraum, und dieser ist beim häuslichen Unterricht natürlich in den meisten Fällen nicht gegeben. Ja, es kann Ausnahmen geben, aber ich glaube, es wäre gut, wenn es tatsächlich gelingt, durch eine innovative Schulor­ganisation – und dazu gehört auch die Struktur – möglichst viele Eltern davon zu überzeugen, dass die Schule richtig ist.

Ein Wort noch zur Pflegelehre, die Sie jetzt auch angesprochen haben – ich bin jetzt schon ein bisschen über der Zeit; nichtsdestotrotz –: Nehmen Sie bitte alle Anmerkungen von allen großen Trägern, allen großen Organisationen, was diese Pflegelehre betrifft, wirklich ernst! Es führt zu Überforderung und zu Überlastung, zu Überlastung nämlich bei jenen, die letztendlich diese Pflegelehre dann vollziehen müssen, die eh im Beruf schon sehr belastet sind. Das zieht zusätzliche Pflegekräfte in den Unterricht ab. Wir brauchen sie dann im dualen System und nicht am Patienten. Das führt natürlich auch zu einer klaren Überforderung, deshalb lehnen wir auch diese Pflegelehre ab. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.43

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Martina Küns­berg Sarre. – Bitte.