16.51

Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staats­sekretärin! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Ich muss kurz auf meine Vorrednerin replizieren: Arbeitende Menschen sind gesünder – erklären Sie das einmal den Müttern in den Gemeinden, die von ÖVP-Bürgermeistern geführt sind, wo die Kinderbetreuung überhaupt nicht funktioniert! (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der NEOS sowie der Abg. Disoski. – Abg. Pfurtscheller: Vielleicht erklären Sie es Müttern, die in sozialistisch geführten Gemeinden sind, wo es auch nicht funktioniert!)

Eingangs darf ich aber festhalten, dass ich es für gut und auch für richtig halte, dass wir über den Fachkräftemangel heute hier im Parlament sprechen. Gleich­zeitig finde ich es etwas interessant, denn – ich bin selber im Wirtschaftsaus­schuss – seit dem Ausscheiden von Sepp Schellhorn, NEOS, wurden keine diesbezüglichen Initiativen im Wirtschaftsausschuss gesetzt. Dies sei aber nur am Rande angemerkt. (Abg. Loacker: Ihr solltets ein bisschen besser aufpassen!– Abg. Meinl-Reisinger: Jetzt wird der Gerald unrund! – Abg. Leichtfried: Wann ist der Gerald nicht unrund?)

Ein Unternehmen zu führen ist momentan in vielen Bereichen problematisch, es zaubert vielen Unternehmerinnen und Unternehmern Sorgenfalten auf die Stirn. Zuerst kam die Coronapandemie, dann gab es viele damit einhergehende Betriebsschließungen, jetzt kämpfen Firmenchefinnen und ‑chefs mit der Her­aus­forderung der Inflation. Garniert wird dieses Paket von Personalmangel, der sich quer durch alle Bereiche zieht. Daher möchte ich mich an dieser Stelle, auch im Namen der Sozialdemokratie, bei allen EPUler:innen, bei allen klein- und mittelständischen Unternehmer:innen herzlich dafür bedanken, dass sie dem Wirt­schaftsstandort Österreich die Treue halten und das unternehmerische Feuer nicht erlöschen lassen. (Beifall bei der SPÖ.) Halten Sie durch! Wir als Sozialdemo­kratie und auch als Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband stehen hinter Ihnen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, eine Studie von Ernst & Young hat ergeben, dass der Fachkräftemangel noch nie so groß war wie jetzt. Diesen Umstand bekomme ich als Salzburger Abgeordnete und auch Unternehmerin sehr, sehr zu spüren, denn wir sind das Land mit der meisten Gastronomie, mit den meisten Hotels, und wenn Sie mit dem Auto oder mit der Bahn durch die Ortschaften fahren, werden Sie oft das Schild „wegen Personalmangel geschlos­sen“ sehen. In den Ortskernen ist oft kein Leben mehr, weil es kein Wirtshaus mehr gibt (Abg. Wurm: Wegen dem Rauchverbot!), und das ist für mich, auch als zukünftige Bürgermeisterin, ein sehr, sehr trauriges Bild. Daher verwundert es mich nicht, dass rund 50 Prozent der Betriebe Umsatzeinbußen haben und dass sie in die Zukunft sehr, sehr sorgenvoll blicken.

Fakt ist: Es ist diesbezüglich, werte Kolleginnen und Kollegen, dringend zu handeln, und auch staatliche Unterstützung wird es da brauchen. Das geht nicht immer mit Geld einher, sondern es braucht bessere Arbeitszeitmodelle, es braucht bessere Arbeitsbedingungen, bessere Bezahlung und weitaus mehr Betriebe, die Lehrlinge ausbilden. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir als Sozialdemokratie und auch der Wirtschaftsverband haben dazu mehr­fach konkrete Vorschläge vorgebracht, die weder von dieser Bundesregierung noch von der Wirtschaftskammer angenommen wurden – leider, was sehr, sehr schade ist.

Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel, und neben besser bezahlten Stellen braucht es einen Ausbau der Kinderbetreuung. Den muss man auch wirklich leben, und das werde ich ganz sicher als Bürgermeisterin dann auch machen (Beifall bei der SPÖ), denn pro fehlendem Mitarbeiter in der Betreuung müssen 18 Personen ihre Kinder zu Hause betreuen, und die fehlen am Arbeitsmarkt – wiewohl es auch gut wäre, viele Betreuungsplätze zu haben, wenn ich als Selbstständige sprechen darf.

Mir ist klar, dass viele Unternehmen gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland holen müssen, daher stehen wir auch für eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte, um bürokratische Hürden abzubauen und qualifizierte Arbeitskräfte zu uns nach Österreich holen zu können.

Doch werden derartige Maßnahmen die Probleme nicht zur Gänze lösen, das wissen wir. Wir sind daher der Ansicht, dass man auch verstärkt in Digita­lisierung und Automatisierung investieren muss, um dadurch Kapazitäten frei zu machen, um die Produktion und auch die Effizienz zu steigern.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, zum Abschluss kommend: Der aktuell große Personalmangel ist nicht hausgemacht, den hätten wir eigentlich aufgrund der demografischen Entwicklung der Bevölkerung sehen müssen. Es braucht hier auch eine verbesserte Datenbasis, damit wir ein engmaschiges Monitoring aller Sparten machen können, um diese Trends erkennen zu können und auch frühzeitig darauf reagieren zu können. Die heimischen Unterneh­merinnen und Unternehmer brauchen jetzt unsere Hilfe, aber auch unseren Mut. Lassen wir sie nicht im Regen stehen! Schauen wir, dass sie wieder voller Zuversicht in die Zukunft blicken können! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

16.55

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Amesbauer. – Bitte sehr.