22.08

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekre­tärin! Auch ich möchte nicht nachstehen und Ihnen nachträglich zum Geburtstag gratulieren. (Heiterkeit der Abgeordneten Erasim, Leichtfried und Krisper. – Abg. Leichtfried: Der Hörl ist schuld!)

Jetzt aber zum Thema: Österreichs Tourismuswirtschaft ist ja von zahlreichen Familienunternehmen geprägt, ganz gleich, ob das – Kollegin Neßler hat es, glaube ich, angesprochen – ein Wirtshausbetrieb ist, ein Beherbergungsbetrieb oder vielleicht auch ein familiär geführtes Reisebüro. Sie bilden ja nicht nur das Herzstück unserer Tourismusbranche, sondern sind gleichzeitig auch ein wesentlicher Teil unserer nationalen Identität.

Es wurde angesprochen: In den nächsten zehn Jahren stehen drei Viertel dieser Betriebe vor einer Übergabe. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir die Betriebsnachfolger auch bestmöglich unterstützen, indem wir sowohl eine effektive gewerbliche Tourismusförderung bereitstellen, als auch nieder­schwellige Informationsangebote anbieten. Ob das jetzt so sein muss, wie es hier erfolgt ist – mit einem Antrag der Regierungskoalition an die eigenen Regierungsmitglieder –, sei einmal dahingestellt.

Die neue Tourismusförderung mit ihrem Fokus auf Jungunternehmer und Nachhaltigkeit ist aber sicher ein erster Schritt in die richtige Richtung. Doch wir müssen auch andere drängende und strukturelle Probleme angehen, die die Branche schon längere Zeit beschäftigen und die noch immer nicht nachhaltig gelöst wurden. Dazu zählt vor allem das Personalthema in der Hotellerie und Gastronomie. Wir haben die Situation, dass viele junge Menschen eine touris­tische Ausbildung machen und nach nur wenigen Jahren die Branche bereits wieder verlassen. Ich glaube, da werden Jobkampagnen alleine nicht reichen, sondern es wird vor allem notwendig sein, endlich faire Löhne zu bezahlen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. (Beifall bei der SPÖ.)

Fachkräftemangel ist ja auch nicht gleich Fachkräftemangel. Nur weil sich Arbeitsplätze nicht besetzen lassen, heißt das noch lange nicht, dass tatsächlich ein Mangel besteht. (Abg. Loacker: Was dann? Haben sie keinen Bock, oder was? – Abg. Leichtfried: Dass die Bedingungen nicht passen? – Abg. Loacker: Das kann man sich nicht aussuchen! Du kannst dir die Bedingungen ... auch nicht aussuchen! – Abg. Leichtfried: Selbstverständlich! Wie stellst du dir das sonst vor? – Abg. Loacker: Ist das deine gute Brille, um die Welt anzuschauen? – Abg. Leichtfried: Ja, aber ich kann sie auch abnehmen, dann schaut alles anders aus!)

Und wenn wir schon beim Thema Nachhaltigkeit, das wir in der neuen Touris­mus­förderung ja auch stark drinnen haben, sind, dann dürfen wir nicht leugnen – und da wende ich mich insbesondere an meinen Kollegen Hörl –, dass die Klimaveränderungen auch für unsere Tourismusbranche existenziell bedrohlich sein können. Wir müssen also Szenarien für Tourismusregionen entwickeln, die von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen sein werden, seien das niedrig gelegene Skigebiete, wir haben es im Ausschuss angesprochen (Abg. Hörl: Neusiedler See!), oder eben – genau, richtig  Gewässer und Seen mit niedrigem Wasserstand und sinkenden Wasserständen, wie eben der Neusiedler See.

Genau das ist der Punkt: Viele kleine und mittlere Unternehmen hängen am und leben vom Tourismus (Beifall des Abg. Hörl) und sie brauchen Sicherheit für die Zukunft. Sie sind nicht immer direkt zuständig, Frau Staatssekretärin, das ist mir bewusst, aber Sie dürfen die Länder und Gemeinden nicht alleinlassen. Es gibt auch andere Formen der Unterstützung, denn immerhin hat unser Staat, wie wir wissen, durch den Tourismus auch beträchtliche Steuereinnahmen, und ich glaube, dass wir da gefordert sind und dass es da noch einiges zu tun gibt. (Beifall bei der SPÖ.)

22.12

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Kirchbaumer. – Bitte sehr.